Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 82
Bürger zweiter Klasse. Aussagen von Mitarbeitern von
Wiener Wohnen, die lauten - wie schon vorher erwähnt -: Wenn Ihnen etwas nicht
passt, können Sie ja ausziehen!, tragen nicht zum gemeinsamen Wohl aller im
Gemeindebau Wohnenden bei.
Viele Jahre hat die SPÖ-Wien den Gemeindebau als ihre
Spielwiese betrachtet, wo mit Hilfe von Hausbesorgern oder SPÖ-Funktionären die
Welt für die SPÖ in Ordnung war. Jetzt, wo viele Konflikte gleichzeitig
aufbrechen, jetzt brennt der Hut! Anzuerkennen ist, dass beispielsweise die
Gebietsbetreuung aufgestockt wird, um mit Konflikten besser umzugehen. Misstrauen
und Angst sind im Gemeindebau häufig anzutreffen. Hier fehlt es am
Konfliktmanagement der Stadt Wien und von Wiener Wohnen.
Der ORF-Bericht vom letzten Sonntag im
„Österreich-Bild" zeigt vielleicht einen Weg, wie das Zusammenleben im
Gemeindebau funktioniert oder funktionieren könnte. Bisher fehlt mir aber ein
durchgehendes Konzept, wie mit diesen Konflikten im Gemeindebau umgegangen
werden soll. Es schiene mir auch notwendig, das Mitbestimmungsstatut zu
reparieren. Dieses neue Mitbestimmungsstatut wäre wichtig, ebenso wie eine
Neudefinition des Umgangs von Wiener Wohnen mit seinen Kundinnen und Kunden,
den Mietern.
Die ÖVP hat im Juli ein 10-Punkte-Programm für mehr
Sicherheit und Sauberkeit in den Wohnhausanlagen der Stadt Wien vorgelegt. Dies
wäre ein erster Schritt zum besseren Zusammenleben im Gemeindebau. In diesem
Konzept sind folgende Punkte enthalten:
Erstens: Der Kampf gegen die Verunreinigungen.
Zweitens: Der Service von Wiener Wohnen ist neu zu organisieren. Drittens: Die
Reinigungsintervalle sind zu intensivieren; zweimaliges Reinigen ist
offensichtlich zu wenig, nämlich Reinigen durch die Hausbetreuungs GmbH.
(GRin Nurten Yilmaz: Die Hausmeister habt ihr abgeschafft!) - Wir haben das
Konzept des „Hausbesorgers neu", und diesen „Hausbesorger neu", den
können Sie heute schon einführen, Frau Kollegin Yilmaz.
Der vierte Punkt: Die Hausordnung. Sie geben für
Wiener Wohnen eine Hausordnung heraus. Kein Mensch kümmert sich darum, dass
diese Hausordnung auch durchgesetzt wird. Das ist so, wie wenn man ein Papierl
einfach hat, und das gilt nichts! (Beifall bei der ÖVP.)
Bei dieser Hausordnung, die man durchaus durchsetzen
muss, könnte man ein Punktesystem einführen, um diese Durchsetzung besser zu
überprüfen.
Fünftens: Die Eigeninitiative der Mieter ist zu
fördern. Ich denke nur etwa daran: Wenn jemand zum Beispiel Bäume setzt, dann
gehen diese einfach in das Eigentum von Wiener Wohnen über, und kein Mensch
kümmert sich mehr um diesen Baum. Und wenn der Betreffende sich um seinen Baum
kümmern will, dann sagt Wiener Wohnen: Der gehört ja uns, das geht dich nichts
an!
Der sechste Punkt, das ist eben dieser „Hausbesorger
neu" - da haben Sie jede Möglichkeit, heute schon diesen Hausbesorger
wieder einzuführen (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das ist doch die blanke
Unwahrheit!) -: natürlich mit eigenem Statut, ohne Kündigungsschutz. Das gibt
jede Möglichkeit, die die Stadt Wien beziehungsweise Wiener Wohnen heute schon
ergreifen kann. (Neuerlicher Zwischenruf von GR Dr Kurt Stürzenbecher.) -
Wenn Sie sich nicht trauen, Herr Kollege Stürzenbecher, tut es mir leid, aber
können tut ihr das!
Wir haben auch die Videoüberwachung gefordert. Es
freut uns, dass diese Videoüberwachung punktuell, dort, wo es notwendig ist -
in dunklen Gängen, unübersichtlichen Bereichen - mit Zustimmung der Mieterinnen
und Mieter gemacht werden kann.
Wir haben die „Mieterbeiräte neu" gefordert.
Auch hier freut es uns, dass der Herr Stadtrat auf einem guten Weg ist, den
Mieterbeiräten bessere Informationsmöglichkeiten an die Hand zu geben. Nur
fehlt mir wirklich auch hier ein stringentes Konzept, das die Mieterbeiräte
deutlich aufwertet. Ich habe nämlich immer das Gefühl, dass diese Mieterbeiräte
als feindliche Mieterbeiräte gesehen werden, wenn eben hinterfragt wird, warum
in einzelnen Fällen doppelte Betriebskosten abgezogen worden sind et cetera.
Der vorletzte Punkt ist der Ausbau der
Gebietsbetreuung. Hier wurde etliches schon angekündigt. Ich glaube, bei der
Gebietsbetreuung sind wir alle auf einem guten Weg, aber es fehlt einfach noch
an zusätzlichen Mitteln, und es gehört die fremdsprachige Betreuung noch weiter
ausgebaut. Meine Kollegin von den GRÜNEN hat es bereits vorher gefordert.
Und schlussendlich auch eine verstärkte Kooperation
mit den Sicherheitskräften - dies wird sicher auch notwendig sein, um gewisse
Unzukömmlichkeiten im Gemeindebau hintanzuhalten.
Wir sagen Ja zu einer Neudefinition des Umgangs aller
Beteiligten im Gemeindebau: der so genannten Altbewohner, der neu Hinzugezogenen,
der Verwaltung von Wiener Wohnen und der Einrichtungen der Stadt Wien. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Stürzenbecher. Ich erteile
es ihm.
GR Dr Kurt Stürzenbecher
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Bei dieser Dringlichen
Anfrage wird auf, ich würde sagen, demagogisch gar nicht ungeschickte Art
Wahres mit Halbwahrem und Falschem durcheinander gemischt. Das ist ja auch eine
Strategie: Man knüpft an ein paar Sachen an, die stimmen; dadurch erhofft man
beim oberflächlichen Leser, dass dieser sagt: Ja, stimmt eh! - Dann kommt
irgendetwas Halbwahres dazu, und dann absolute Unwahrheiten beziehungsweise
Pauschalierungen. Das ist etwas, was natürlich jede Seriosität vermissen lässt
und sicher nicht dazu beiträgt, zu Problemlösungen zu kommen. Das ist etwas,
was eben von einer verantwortungsvollen Partei nicht gemacht würde. Die, die in
Wien verantwortungsvoll sind, sind die Sozialdemokraten, und die schauen
wirklich, dass es zu Lösungen kommt. (Beifall bei der SPÖ.)
Und
nicht im Inhalt, aber im Grad der
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