Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 82
Pauschalierungen war
Kollegin Frank heute ungefähr gleich wie Kollegin Korun, die ja auch gesagt
hat: Ja, beim Callcenter ist es immer so, dass man, wenn man dort anruft, diese
und jene Antwort bekommt! - Jetzt kann ich nicht garantieren, dass nicht bei so
vielen Leuten, die dort arbeiten, und bei Tausenden und Abertausenden Antworten
jemand sagt: Das darf man nicht ernst nehmen!, aber es stimmt nicht, dass das
pauschal so ist. Es hat auch nie irgendjemand gesagt, es ist alles in Ordnung.
Das sind alles so Unterstellungen, die von Haus aus falsch sind, weil sie
Unterstellungen sind. Und eine ganze Rede und ein Konzept auf einer falschen
Unterstellung aufzubauen, ist halt relativ schwach, Kollegin Korun. Das muss
man auch sagen. (Beifall bei der SPÖ. – GRin Mag Alev Korun: ... muss
es einmal sagen, Entschuldigung!)
Aber, wie gesagt, es ist
insgesamt der soziale Wohnbau in Wien nach wie vor ein in der ganzen Welt
bewunderter sozialer Wohnbau. Er ist auch von den Bürgerinnen und Bürgern
akzeptiert. 72 Prozent der Gemeindebaubewohner würden wieder, so laut
dieser Studie das Ergebnis einer Befragung, sogar in den gleichen Gemeindebau
einziehen. Manche würden vielleicht dann in einen anderen wollen, aber drei
Viertel sind einmal sehr zufrieden, würde ich sagen. Es ist weltweit anerkannt,
dass es so ist, und es ist von den Bewohnern so anerkannt. Der soziale Wohnbau
in Wien ist ein Vorzeigeprojekt. Das war so, das ist so, und das wird so
bleiben, solange die Sozialdemokraten hier die Verantwortung haben. (Beifall
bei der SPÖ.)
Aber nichts ist von Haus
aus super, sondern bei allen Formen des Zusammenlebens wird es Probleme geben,
insbesondere natürlich in Ballungszentren, auf engerem Raum. Wenn irgendwo in
Australien ein Haus steht und 30 Meilen weiter wieder ein Haus und
30 Meilen weiter wieder ein Haus, wird es vielleicht kein Problem des
Zusammenlebens, sondern der Einsamkeit geben. Aber in einer Millionenstadt ist
es natürlich nicht zu vermeiden, dass es beim Zusammenleben Probleme gibt, und
zwar unabhängig von der Wohnform, unabhängig davon, ob das jetzt ein
Gemeindebau oder ein privater Mietbau ist. Ich würde schon behaupten, dass die
Probleme in privaten Mietbauen größerer Natur sind - und da können Sie nicht im
Callcenter anrufen, sondern in der Regel scheren sich dort die Hausverwaltungen
relativ wenig. Das ist das Faktum. Und bei Wiener Wohnen geht man von einem
höheren Niveau aus, und das ist okay; und wenn dort noch immer Probleme sind,
muss man diese natürlich angehen. Aber Faktum ist, dass es in den privaten
Wohnformen sicher schlechter ist. Das nützt natürlich dem Einzelnen, der
vielleicht Probleme hat, nichts, aber hier wird versucht, diese zu lösen.
Und überhaupt, man kann
noch weitere Vergleiche anstellen, Herr Stadtrat Herzog. Wir waren da ja nicht
irgendwie zum Spaß in Frankreich, sondern wir wollten uns das anschauen, wir
wollten dazulernen, wir wollten vielleicht auch Ideen aufnehmen. Das ist auch
im Großen und Ganzen gelungen. Nur: Zu sagen, es ist vollkommen irrelevant, ob
eine vergleichbare Stadt, eine ungefähr gleich reiche Stadt auf gleichem
ökonomischen Niveau eben doppelt so hohe Mieten oder dreimal so hohe Mieten
hat, ist auch nicht richtig. Für den Betroffenen kann man natürlich sagen, er
hat nichts davon, aber man kann politisch argumentieren: Wenn es so ist, dass
in Wien die Mieten grundsätzlich halb so niedrig sind wie in vergleichbaren
Städten bei gleichem Einkommen, dann ist das eine politische Leistung!
Das heißt natürlich, dass
wir in Paris auch gesehen haben - und im Smalltalk hat es jeder zugegeben -,
dass der Wiener Wohnbau großartige Leistungen erbringt. Kollege Walter, der
jetzt leider nicht anwesend ist, hat, nachdem wir in Paris aus einem nicht weiß
Gott wie tollen sozialen Wohnbau herausgekommen sind, gesagt: Na ja, wenn die
unzufriedenen Mieterinnen und Mieter in Wien das einmal sehen würden, die
würden ganz anders denken! Da würden sie sagen: Nun, in Wien ist es ohnedies
gut! - Das hat Herr Walter so gesagt. Das war nicht irgendein geheimes,
vertrauliches Gespräch, das darf ich also erzählen – er bestätigt das auch
durch freundliches Winken. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Er hat das so gesagt!
Das hat ihn aber nicht
daran gehindert, am gleichen Tag von Paris aus eine Aussendung
hinauszuschicken, wie schlecht der soziale Wohnbau in Wien ist. Das sind
natürlich auch die politischen Facetten. Das ist zulässig und ist auch nicht
tragisch. Aber man soll es ruhig einmal sagen, dass es so ist, dass auch die
VertreterInnen der Opposition, auch Herr StR Herzog, im Gespräch sagen: Nein,
da ist es bei uns in Wien aber wirklich viel, viel besser! Es ist ein Wahnsinn,
wie es hier ist! (StR Johann Herzog: Das ist keine Kunst, bei den Banlieues!
Sie können das doch nicht mit den Banlieues vergleichen!) - Aber dann wird von
Ihnen hier trotzdem ein Bild gezeichnet, das mit der Realität wenig zu tun hat.
Wir hingegen zeichnen ein Bild, das mit der Realität zu tun hat. Das ist der
Unterschied! (Beifall bei der SPÖ.)
Wobei ich natürlich jetzt,
um fair zu sein, auch sage, dass die Vertreter der Stadt Paris in den letzten sechs,
sieben Jahren auch einige interessante, tolle Projekte gemacht haben und es
auch dort viele Fortschritte gegeben hat und dass es natürlich auch so ist,
dass man in den Vororten von Paris, wo mehr als 50 Prozent der
Jugendlichen arbeitslos sind und mehr als 25 Prozent überhaupt arbeitslos
sind, wahrscheinlich auch mit einem tollen Wohnbauprogramm nicht viel verändern
könnte; das sind also allgemeinpolitische Probleme. - Das dazu.
Was ich schon noch sagen
möchte: Im Ausschuss - das ist ja auch wieder diese Doppelstrategie! - hat die
FPÖ diese Wohnzufriedenheitsstudie durchaus akzeptiert. Hier hingegen ist das
alles auf einmal nichts mehr wert. Da ist es „dünn" und weiß Gott was.
(StR Johann Herzog: Was heißt „akzeptiert"?)
Das ist
natürlich ein sehr renommiertes Institut, und Faktum ist, dass die Daten, die
dort herausgekommen sind, im Großen und Ganzen recht positiv sind. Das heißt
nicht, dass Probleme geleugnet werden. Aber es wird auch gesagt, dass Hundekot
für sehr viele Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeindebauten - aber ich
schätze, nicht nur dort - ein ganz ernstes Problem ist. Da
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