Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 82
Wahlgang Zuckerl zu verteilen, damit sie die Roten
wieder wählen. Wenn man die Probleme in dieser Stadt ernst nimmt und wenn man
das Zusammenleben in dieser Stadt ernst nimmt, ist es wichtig, die
Gebietsbetreuungen entsprechend aufzustocken, mit viel mehr mehrsprachigen
Mediatoren und Mediatorinnen, mit viel mehr Sozialarbeit, denn dann könnte man
jener Politik der FPÖ, wie sie seit Jahren stattfindet, den Boden entziehen.
(GRin Nurten Yilmaz: Das glauben Sie aber nicht!)
Solange die Sozialdemokratie nicht das versucht,
sondern immer alles nur schönredet und die klassische Antwort auf jede Kritik
immer nur ist: Brauchen wir nicht!, oder: Machen wir ohnedies!, aber man es
nicht macht, wird das so weitergehen. (GRin Nurten Yilmaz: Das wird gemacht!
Seien Sie ein bisschen ...!) Dann wird es aber auch nichts nützen, wenn
Bgm Häupl wieder einmal sagt, wir müssen die Oberhoheit über die Stammtische
zurückerobern. Diese Oberhoheit wird dann nicht zurückzuerobern sein, weil die
FPÖ in diesem Punkt Dinge anspricht, wo Menschen glauben, die FPÖ hätte die
Lösungen dazu. Aber solange die SPÖ und die Stadt Wien auch keine Lösungen dazu
entwickeln, wird das eine weitere Wunde sein, und ich fürchte, diese Wunde
könnte dann auch noch größer werden. Und sagt uns dann bitte nicht, ihr wundert
euch, dass die FPÖ so viel Zulauf hat! - So viel Zulauf hat sie großteils wegen
der fehlenden Sozial- und Integrationspolitik der Stadt Wien. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak. Ich erteile es ihm.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Für die 220 000 Wohnungen und Wohneinheiten, die
die Stadt Wien im Eigentum hat, ist als Unternehmen die Stadt Wien, Wiener
Wohnen, verantwortlich. Zweck dieser Unternehmung ist die Bereithaltung und
Schaffung von einem modernen Standard entsprechenden Mietwohnungen für
einkommensschwächere, wohnungsbedürftige Personen und Familien. Im Statut der
Unternehmung, Artikel I § 2, wird ja auf die Errichtung, die
Sanierung und die Bewirtschaftung der städtischen Wohnhäuser hingewiesen. Wie
der Umgang mit den Kunden, den Mieterinnen und Mietern erfolgen soll, steht
nicht im Statut. Im klassischen Gemeindebau, dort, wo der Hausherr „Gemeinde
Wien" heißt, wohnen mehr als 400 000 Menschen. Sie alle sind
Kundinnen und Kunden dieser Stadt.
Wie schaut nun der Umgang von Wiener Wohnen mit
seinen Kundinnen und Kunden wirklich aus? - Berichte aus erster Hand lassen
immer mehr vermuten, dass die Organisation mit den Problemen und Anforderungen
ihrer Kunden nicht mehr zurechtkommt. Es gibt immer mehr Beschwerden der
Mieterinnen und Mieter darüber, wie man mit ihnen umgeht: Unfreundlichkeiten
beim Callcenter, keine Rückrufe und Informationen der Anrufer, oder einfach die
Überlastung der Mitarbeiter bei Wiener Wohnen sind an der Tagesordnung. So
beispielsweise, wenn auf eine Beschwerde betreffend die Frage der Einhaltung
der Hausordnung die Antwort eines Mitarbeiters etwa lautet: Wir tun uns das gar
nicht an zu versuchen, dass sie eingehalten wird; wenn Ihnen etwas nicht passt,
dann können Sie ja ausziehen! – Ich verweise da auf die Ausführungen von
Kollegin Korun von vorhin. Diese Worte hört man öfters! Das ist alles andere
als motivierend für die Kunden von Wiener Wohnen.
Kommen wir nun zu den Betriebskosten von Wiener
Wohnen: Abgesehen davon, dass die Betriebskosten nicht als Basis für die
Mietbeihilfe herangezogen werden, steigen diese vor allem durch die Gebührenpolitik
der SPÖ. Als kleines Beispiel lassen Sie mich auf die Preissteigerungen
2006 und 2007 hinweisen: Kosten für die Müllabfuhr: plus
19,5 Prozent; Kosten für Strom: plus 5 Prozent ab 1.3.2006, und ab
1.1.2007 plus 6,3 Prozent; Gas: ab 1.2.2006 plus 17 Prozent, und die
Erhöhung der reinen Energieabgabe betrug sogar 37 Prozent; Kosten für
Abwassergebühren: plus 28 Prozent. Ich darf nur auf den Anstieg der
allgemeinen Kosten im Bereich der Betriebskosten mit 4,3 Prozent in Wien hinweisen
- der Verbraucherpreisindex ist in dieser Zeit nur um 3,7 Prozent
angestiegen. Gar nicht zu reden von der Erhöhung des Fahrscheintarifs um bis zu
13,3 Prozent oder der Parkgebühren um 50 Prozent! Mit der
automatischen Erhöhung der Tarife greifen Sie nochmals regelmäßig kräftig in
die Brieftaschen der Wienerinnen und Wiener. (Beifall bei der ÖVP.)
Zurück zu den Betriebskosten. Man kann nur sagen:
Danke, SPÖ! - Bei Wiener Wohnen kommt es vermehrt zu Fehlabrechnungen bei den
Betriebskosten. Mit einer funktionierenden Kontrolle, die als Aufgabe für die
Mieterbeiräte vorgesehen ist, gibt es immer öfter Streit und Hader. Die größer
werdenden Zahlen an Schlichtungsstellenverfahren oder § 18-Verfahren
weisen auf immer größer werdende Probleme hin. Dazu kommt noch, dass kaum mehr
ein Gemeindebau Rücklagen hat, sodass es im Fall einer Renovierung und
Sanierung zu eklatanten Mietsteigerungen über die nächsten zehn Jahre kommt.
Die Betriebskosten, aber auch die Kosten für Wiener
Wohnen, werden immer öfter zu wenig kontrolliert. Aussagen eines Werkmeisters,
der sagt, dass es kaum mehr möglich ist, die vielen Rechnungen zu
kontrollieren, nämlich effizient zu kontrollieren betreffend den
Leistungsumfang, öffnet Tür und Tor für unkorrektes Handeln auf jeder Ebene.
Jetzt zur Besiedlungspolitik der
Gemeindebauten durch die Stadt Wien. - Viele Jahre lang wurde für Migranten
erst nach der Erlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft der Gemeindebau
geöffnet. Infolge der EU-Richtlinie betreffend Drittstaatsangehörige steht
jetzt der Gemeindebau auch Migranten ohne österreichische Staatsbürgerschaft
offen. Konflikte zwischen Neo-Österreichern mit Migrationshintergrund und
alteingesessenen Bewohnern sind in den Gemeindebauten an der Tagesordnung. Das
Schussattentat auf den achtjährigen türkischen Buben war da nur ein sehr
einprägsames Beispiel. Die bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner des
Gemeindebaues sehen sich immer mehr als
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