Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 82
auf das Schlusswort verzichtet.
Wir kommen nun zur Abstimmung.
Ein Gegen- oder Abänderungsantrag wurde nicht
gestellt. Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die dem Antrag des
Berichterstatters zustimmen wollen, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle
die Einstimmigkeit fest.
Wir kommen nun zur Verhandlung der Postnummer 30
der Tagesordnung. Sie betrifft den Verkauf einer Liegenschaft im
21. Bezirk, KatG Stammersdorf. Zum Wort ist niemand gemeldet.
Daher komme ich gleich zur Abstimmung.
Wer dem Geschäftsstück die Zustimmung gibt, den bitte
ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Mehrheit fest, mit Zustimmung
von ÖVP und SPÖ. Damit ist der Antrag angenommen.
Etwas vorgezogen kommen wir nun zum Verlangen, dass
die von den GRen Henriette Frank, Mag Dietbert Kowarik und Anton Mahdalik
eingebrachte, an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Wohnen,
Wohnbau und Stadterneuerung gerichtete Dringliche Anfrage betreffend
„Wiederherstellung des städtischen Sozialbaus" vom Fragesteller mündlich
begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde.
Auf die Verlesung der Dringlichen Anfrage wurde
verzichtet.
Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die
Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs 1 eine Redezeit von 20 Minuten
vor. Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun Frau GRin Frank das
Wort. - Bitte sehr.
GRin Henriette Frank (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Lassen Sie mich zuerst mit einigen Zitaten beginnen:
„Ist es wirklich möglich, dass bei so viel leerstehenden Sozialwohnungen keine
für uns dabei ist oder werden diese nur an Ausländer vergeben? Ich bin absolut
nicht ausländerfeindlich, ..." - (GR Harry Kopietz: Haha! Das ist
etwas Neues!) „... aber man sollte als Einheimischer doch zumindest die
gleichen Rechte haben." - Es sind Zitate. – „Vielleicht könnten Sie mir
einen Rat geben, was ich noch machen soll, um als Österreicher eine Wohnung zu
bekommen, denn wie kann es sein, dass Flüchtlinge beziehungsweise
Neo-Österreicher mehr Unterstützungen oder Bewilligungen bekommen als
Österreicher? Es wird Zeit, dass sich das ändert und einmal den finanziell
benachteiligten Österreichern, von denen es zahlreiche in dieser Stadt gibt,
geholfen wird." (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Wer hat das geschrieben?) - So
oder so ähnlich bekomme ich täglich Mails und Briefe. Es sind sozial schwache
Wiener und Wienerinnen, die mir schreiben und schon alle Möglichkeiten
ausgeschöpft haben, um an eine Gemeindewohnung der Stadt Wien zu kommen. Leider
ohne Gehör und leider ohne Erfolg.
Das subjektive Gefühl der angestammten Bevölkerung,
die über Jahrzehnte durch ihren Fleiß und ihr Steueraufkommen den Wiener
sozialen Wohnbau erst ermöglicht hat, steigt zunehmend dahin gehend, dass diese
Gruppe von Österreichern erst nach den Ausländern bei der Wohnungsvergabe
bedacht wird. (GRin Anica Matzka-Dojder: Das stimmt nicht! Das ist nur Ihre
politische Einstellung!) Überbelag, Bedrohung von Obdachlosigkeit und so weiter
ist für Wien oftmals kein Grund, österreichischen Familien eine Wohnung
zukommen zu lassen, während die ausländischen Neuzugänge hier sehr rasch und
großzügig bedacht werden.
Die Debatte des sozialen Wiener Wohnbaus ist auch auf
ein Versagen der Stadt Wien zurückzuführen. Immer spektakulärere, teure
Wohnbauten wurden als Renommierplattform für Architekten und Politiker um
teures Geld errichtet. Diese Art des Bauens war vielleicht auch mit ein Grund,
dass die Kosten für die Wohnbauförderung erhöht werden mussten, um den
exklusiveren Ansprüchen gerecht zu werden und die Leistbarkeit annähernd zu
gewähren. Tatsache ist, dass Wien sich von der Idee des sozialen Wohnbaus der
Gründerväter der 20er Jahre verabschiedet hat. Nicht nur, dass Wien selbst
überhaupt keine Wohnungen mehr baut, sondern ihre Aufgabe lediglich in der
Zuteilung von Wohnbaufördergeldern sieht, entsteht bei der Vergabe immer mehr
das subjektive Gefühl, dass den Wienerinnen und Wienern der Zutritt zu den
Gemeindebauten verwehrt oder zumindest extrem erschwert wird.
Selbst wenn der Herr Bürgermeister bis zum
Jahr 2010 20 000 Wohnungen verspricht, dann mag dies wohl medial
wirksam sein, aber es löst das Problem nicht. Denn es führt in Wahrheit nur zu
einem Plus von rund 1 600 Wohnungen pro Jahr und die entsprechen dem
erhöhten Notfallwohnungsbedarf, der laufend aufgestockt wurde und derzeit bei
zirka 2 000 bis 2 500 liegt. Auch hier ist das Rad, wie vorher,
dass bei diesen Notfallswohnungen wiederum zuerst die oft sehr kinderreichen
Ausländer bedacht werden und damit die Österreicher in eine sehr lange
Warteschlange kommen, bis sie, wenn überhaupt, zum Zug kommen. Für die
österreichische, also einheimische, Bevölkerung bleiben dann oft nur Wohnungen
im Privatsektor mit hohen Ablösen oder ewigem Warten, da die Listen zu Gunsten
der Zuwanderer ausgelegt werden.
Im Arbeitsprogramm der SPÖ vom Mai 2001,
„100 Projekte für die Zukunft Wiens", heißt es: „Wien wird den Weg
des leistbaren Wohnens bei hoher Qualität weitergehen. Das große Angebot am
Wiener Wohnungsmarkt bietet den WienerInnen eine gute Auswahlmöglichkeit und
übt spürbaren Druck auf das Mietniveau aus." - Meine Damen und Herren der
SPÖ, genau das Gegenteil ist der Fall! Immer aufwendigere Wohnbauten treiben
die Preise in die Höhe. In Hadersdorf sind es zum Beispiel schon über
6 EUR per Quadratmeter. Während Sie in Ihrem Arbeitsprogramm noch eine
Mietzinsobergrenze für die Privatmieter fordern, setzen Sie selbst die Mieten
ständig in die Höhe! Vom Kategoriemietzins haben Sie sich verabschiedet,
scheinbar auch schon vom Richtwertmietzins, der mit 90 Prozent bei knapp
über 4 EUR liegt, wenn jetzt schon die Wohnqualität mit 6 EUR per
Quadratmeter angeboten wird.
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