Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 82
Herr Vorsitzender!
Auch die Grünen
werden selbstverständlich die Valorisierungsverordnungen ablehnen. Wir haben
auch die entsprechenden Gesetze abgelehnt.
Ich werde es mir jetzt aber, auch angesichts der von
Kollegen Ebinger dargestellten Tariferhöhungen, ersparen, meine Rede von vor
dem Sommer zu wiederholen, und nur auf ein paar weniger Punkte unter dem Aspekt
der Ergebnisse der Finanzausgleichsverhandlungen eingehen. (GR Mag Gerald
Ebinger Man muss es oft genug sagen, damit es verstanden wird!)
Wir haben gestern schon darüber geredet, dass die
Mehrheit zwar nicht immer recht haben muss, dass sie aber halt die Mehrheit
ist. Das ist das System SPÖ: Wir sind die Mehrheit und daher haben wir recht,
ganz egal, ob etwas stimmt oder nicht.
Durch das Valorisierungsgesetz und die jetzige Verordnung
hat man eine eigentlich durchaus sinnvolle Praxis abgeschafft, nämlich, dass im
Rahmen des Budgetvoranschlags der Gebührenspiegel vorgelegt und darüber
abgestimmt wird, ob man bei einzelnen Gebühren darüber nachdenken soll, ob sie
angepasst werden oder nicht. – Diese politische Praxis hat ihren Ursprung
ja auch genau in dem Punkt, dass Gebühren eigentlich sehr wohl mit politischen
Entscheidungen in Zusammenhang stehen. Gebühren haben schon etwas mit Kosten zu
tun, aber in Gebühren lassen sich natürlich spezifische soziale Aspekte oder
Umweltaspekte einbauen. Das ist eine Möglichkeit, die man bei Gebühren hat, und
zwar anders als bei manchen Steuern, wobei ich jetzt bewusst sage, bei manchen
Steuern.
Der zweite Punkt ist, dass gerade die eingehobenen Gebühren –
und das zeigt sich bei der Gemeinde Wien außerordentlich deutlich – mit
den Kosten für die ursächlich zugrunde liegenden Inhalte wie Wasser, Kanal et
cetera nicht korrespondieren müssen. Das haben sie in den vergangenen Jahren
nicht getan, und das werden sie auch in Zukunft nicht tun.
Was aber tut die Sozialdemokratie, um sich vor dieser
politischen Auseinandersetzung zu drücken? Sie dreht an der Inflationsspirale:
Genau dann, wenn das Leben prinzipiell teurer wird, dann sollen auch die
Gebühren teurer werden, ganz egal, ob die Kosten im Bereich der Gemeinde Wien
steigen. Um am deutlichsten wird das – und auch da ist es eine politische
Frage – bei den Gebühren im Bereich der Parkraumbewirtschaftung, denn da
haben die Kosten der Parkraumbewirtschaftung absolut nichts mit den Einnahmen
zu tun. Demgemäß ist es eine politische Steuerungsentscheidung, wie viel man
für eine halbe Stunde Parken in Wien verlangt. Das hat überhaupt nichts mit der
Inflation zu tun!
Auch im Bereich der anderen Gebühren ist tatsächlich
beim jetzigen Ausbaustand im Bereich Kanal-, Wasser-, Müllgebühren nicht davon
auszugehen, dass die Kosten immens steigen werden, sondern es ist viel eher
davon auszugehen, dass wir stabile Kosten hätten, außer es kommt der Umstand
hinzu – und jetzt kommen wir zum nächsten Punkt, den ich schon gestern
erwähnt habe –, dass der Verein der Freunde der Wiener SPÖ bedient werden
muss. Wenn man sich nämlich überlegt, wie viele Inserate die Stadt Wien in
Summe in SPÖ-nahen Zeitungen schaltet, wie viele Inserate die Stadt Wien für
ihre einzelnen unternehmensorientieren Gesellschaften, für den Konzern Wien, in
den Tageszeitungen, in den Wochenzeitungen und in den Monatszeitungen schaltet,
und wenn man sich überlegt, wie viel Unterstützung und Subvention der Konzern
Wien SPÖ-Veranstaltungen gibt, dann wird klar, dass dieses Geld irgendwoher
kommen muss. Und das ist das Geld der Wienerinnen und Wiener, das eigentlich
eins zu eins in SPÖ-Veranstaltungen fließt. Und daher ist es notwendiger,
dieses System des Vereins der Freunde der Wiener SPÖ zu Fall zu bringen, als
den Verein der Freunde der Wiener Polizei. Auch darauf möchte ich dann noch
kurz zu sprechen kommen.
Nun noch ein letzter Punkt zu den Gebührenerhöhungen:
Warum diese auch rechnerisch absurd sind, zeigen die letzten
Finanzausgleichsverhandlungen: Die Stadt Wien wird, wie ich der
Presseaussendung der Frau Stadträtin entnehme, nächstes Jahr ein Einnahmenplus
in der Größenordnung von rund 480 Millionen EUR aufweisen. Die
Freundlichkeit der Frau Finanzstadträtin, dies zuerst den Medien mitzuteilen,
den Mitgliedern des Finanzausschusses den Budgetvoranschlag hingegen nach wie
vor vorzuenthalten, ist zwar Usus, ist aber meines Erachtens ein
demokratiepolitischer Unfug nach dem Motto: Wozu brauchen wir denn überhaupt
einen Gemeinderat, der irgendetwas beschließt? Wir teilen sowieso alles vorher
einmal den Medien mit! Die Gemeinderäte können das ja irgendwann einmal
erhalten!
Nichtsdestoweniger: Ein Plus von 480 Millionen ist
eine einnahmenseitige Steigerung von ungefähr 5 Prozent. Ich habe die
Zahlen jetzt nicht vor mir liegen, kann aber nur grob schätzen, dass von diesen
480 Millionen EUR rund 300 Millionen EUR an Mehreinnahmen dem künftigen
Finanzausgleich plus diversen Finanztransaktionen zuzuschreiben sind, und rund
180 Millionen EUR sind Mehreinnahmen im eigenen Bereich. Vielleicht liege ich
da um 20 oder 30 Millionen daneben, das weiß ich nicht. Mir liegt der
Budgetvoranschlag noch nicht vor, der Wiener SPÖ und den Medien sind hingegen
zumindest die Eckdaten bekannt.
Das Entscheidende dabei ist aber,
dass der Anstieg durch den Finanzausgleich, diese 300 Millionen von den 10
Milliarden, die wir vom Bund mehr erhalten, die Inflationsrate der letzten
eineinhalb Jahre zur Gänze abdeckt. Warum werden dann die Wienerinnen und
Wiener, wenn es um Gebühren geht, doppelt zur Kassa gebeten? Es wäre etwas
anderes, wenn die Stadt Wien beim Finanzausgleich weniger bekommen würde, als
die Inflationsrate ausmacht. Das war zum Teil auch schon der Fall. Aber jetzt
gibt es Mehreinnahmen um 5 Prozent, davon 3 Prozent allein durch den
Finanzausgleich. Trotzdem wollen Sie aber die Gebühren automatisch
erhöhen! – Es ist doch kein Selbstzweck der Gemeinde Wien, Geld zu
kassieren sondern es geht darum, möglichst günstig Dienstleitungen für alle
Wiener und Wienerinnen bereitzustellen und in spezifischen Bereichen, wo es
nicht um
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