Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 82
die Kostenfrage geht, eine politische Entscheidung zu
treffen und steuernd einzugreifen, wie zum Beispiel im Bereich der
Parkraumbewirtschaftung.
Ich möchte jetzt noch zu einem weiteren Punkt kommen,
nachdem ich Ihr großes Interesse an meiner Rede deutlich vor Augen geführt
bekomme. Ich weiß nicht, wer im Bereich der Sozialdemokratie momentan nicht
geistig abwesend ist. (GR Christian Oxonitsch: Ich!) Danke, Christian
Oxonitsch! Es hat sich einer geoutet. (GR Karl Dampier: Ich!) Jetzt noch ein
Zweiter. Das ist wirklich nett!
Ich komme jetzt zu einem Punkt, der Sie vielleicht
brennender interessieren würde, und zwar zum eigentlichen Hauptschwerpunkt, der
sich herauskristallisiert hat, nämlich zum Verein der Freunde der Wiener
Polizei. Ich möchte in diesem Bereich gleich einen Punkt vorweg anmerken: Den
Verein der Freunde der Wiener Polizei gibt es in Wien, und in allen anderen
Bundesländern gibt es viele ähnliche Vereine, die eigentlich genau dasselbe für
ihre Mitglieder tun: Es sind Rote dabei, es sind Schwarze dabei, es sind Blaue
dabei, und es sind keine Grünen dabei. (GR Kurth-Bodo Blind: Jessas na!)
So ist es!
Es wird jedoch hier und heute ganz eindeutig am
Problem vorbeigeredet. Denn das zentrale Problem ist nicht der Verein der
Freunde der Wiener Polizei, sondern das zentrale Problem ist die Wiener
Polizei, und es ist ganz wichtig, dass man das einmal festhält: Da geht es
nicht um den kleinen Beamten, sondern um den Sumpf in der Wiener Polizei!
Der Verein der Freunde der Wiener Polizei kann sich
natürlich das Bereinigen von Strafmandaten und sonstige Gefälligkeiten
wünschen, es bedarf aber der Helfer und Helfershelfer in der Polizei, die das
ermöglichen. – Damit kommen wir zu einem ganz wichtigen Punkt.
(GR Kurth-Bodo Blind: Die linken Anarchisten gehören auch einmal
verhaftet!) Herr Blind! Sind Sie ein Freund der Wiener Polizei? Sie haben
wahrscheinlich angerufen, das geschieht in regelmäßigen Abständen, und dann
wird nach dem Motto vorgegangen: Sie wünschen, wir machen! Kollege Blind als
Freund des Vereins der Wiener Polizei, dessen Anliegen in regelmäßigen
Zeiträumen auch umgesetzt werden.
Kommen wir nun tatsächlich zur Wiener Polizei zurück.
Da geht es keineswegs um eine Weißwaschung. Kollege Tschirf! Ich habe ein
bisserl das Gefühl, die Führungsspitze der Wiener Polizei ist in den
Bordellsumpf verstrickt. Die Wiener Polizei ist ins Glücksspiel verstrickt. Es
gibt gegenseitige Intrigen. Die Wiener Polizei hat einen mehr als fragwürdigen Umgang
mit MigrantInnen, insbesondere, wenn diese abgeschoben werden sollen. Wenn es
Folteropfer gibt, dann wird das innerhalb der Polizei durch die Polizei
gedeckt. Ich war entsetzt, als ich gelesen habe, dass die Beamten, die Herrn
Bakary J gefoltert und zusammengeschlagen haben, nicht gänzlich aus dem
Polizeidienst entfernt wurden!
Ich stelle mir die Situation jetzt einmal umgekehrt
vor: Nehmen wir an, drei Österreicher hätten einen Polizisten so verprügelt,
wie Herr Bakary J von der Polizei verprügelt worden ist. Diese drei
Österreicher wären zehn Jahre in den Häf’n gegangen! Was aber passiert einem
Polizisten? – Er bekommt bei schwerster Körperverletzung und Folter eine
Strafe auf Bewährung! Dieses System der Polizei müssen wir kritisieren, und dazu
gehört auch, dass man irgendwann einmal sagt: Der Fisch stinkt vom Kopf. Es
ist – wie auch mein Kollege Peter Pilz heute schon gesagt hat –
höchst an der Zeit, dass der Herr Polizeipräsident zurücktritt!
Es gibt in dieser Wiener Polizei Zustände, vor denen
viele von uns und vor allem viele von Ihnen die Augen verschlossen haben, weil
sie nicht wahrhaben wollten, dass die Wiener Polizei ein Sumpf ist. Ich kann
das nachvollziehen! Wenn man daran glaubt, dass die Polizei für die
Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit wichtig ist – und das glaube
ich auch –, dann will man sich aber nicht eine Polizei vorstellen, die in
den oberen Führungsetagen durch und durch korrupt ist. Glauben Sie mir: Das
System Horngacher kann nicht funktionieren! Wenn er der Einzige wäre, wäre das
nicht so problematisch, denn wem soll er denn dann einen Befehl geben und
sicher sein, dass er von ihm oder ihr auch ausgeführt wird? Es gibt da jedoch
viele, die im Sinne von Freunderlwirtschaft zusammengearbeitet haben. Daher ist
die Konsequenz zu ziehen: Peter Stiedl muss umgehend als Polizeipräsident
zurücktreten! – Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr Dipl-Ing Stiftner. Ich erteile es ihm.
GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Finanzstadträtin, so sie noch im Raum ist! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es muss Ihnen, glaube ich, schon ein bisschen zu
denken geben, sehr geehrte Damen und Herren von der Mehrheitsfraktion, wenn
keine Gemeinderatssitzung vorübergeht – wie es, glaube ich, in den letzten
Monaten der Fall war –, in der nicht auch das Thema Gebühren inhaltlich
diskutiert wird. Ich glaube, das ist ein Zeichen dafür, was alles in dieser Stadt
falsch läuft und wo wir wirklich Probleme haben.
An und für sich ist es mir eher ein Anliegen, mich
mit zukunftsorientierten und innovativen Themen auseinanderzusetzen. Wenn ich
dann aber in der Pressekonferenz von Frau Finanzstadträtin Brauner höre, dass
sie ein konsolidiertes und fast innovatives Budget vorgelegt hat – so ihr
Zitat –, dann bin ich doch froh, dass wir noch einmal darüber sprechen
können. – Innovativ daran ist sicherlich nicht, dass dieses Budget
zumindest den Abgeordneten der Oppositionsfraktionen noch immer nicht vorliegt,
während es die Medien schon haben und man daraus alle Daten entnehmen kann. Und
man kann sicherlich auch nicht von „innovativ“ sprechen, wenn es dabei
ausschließlich um Gebührenerhöhungen geht.
Sehr geehrte Damen und Herren! Sie
treiben hier eigentlich einen billigen Verkaufsschmäh. Wie dieses
Nulldefizit-Budget, wie es heute vorliegt, funktioniert, ist einfach gesagt:
Auf der Einnahmenseite gibt es genau drei Quellen, die sprudeln wie die
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