Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 82
Hochquellwasserleitung. – Zum einen hat der
Finanzausgleich mit dem Bund gut funktioniert, und das sollten wir auch
anerkennen! Im Hinblick darauf erwarte ich mir schon, dass die Frau
Finanzstadträtin dem Finanzminister für seine Fairness und Großzügigkeit Wien
gegenüber dankt – und dazu hat sie heute noch einmal Gelegenheit –
und dass nicht im Gegenzug die Wiener SPÖ den Wissenschaftsminister in
unlauteren Plakaten zu verunglimpfen versucht, sehr geehrte Damen und Herren!
(Beifall bei der ÖVP.)
Was aber tun Sie, anstatt den budgetären Rückenwind
wirklich zu nützen? Letzteren gibt der Bund vor, was okay ist, was wir auch
wollen und wozu wir auch stehen. – Sie erhöhen die Gebühren! Das ist die
zweite große Finanzierungsquelle, die sprudelt wie die Hochquellwasserleitung,
verehrte Damen und Herren.
Es wurde schon mehrfach gesagt, dass wir extreme
Gebührensteigerungen zu verkraften haben. So sind die Bädertarife
beispielsweise um mehr als 29 Prozent, der Preis für das Parkpickerl um
28 Prozent sowie der Preis für Kurzparkscheine bei einer Ausweitung der
Parkzeit um wohlfeile 50 Prozent gestiegen.
An dieser Stelle möchte ich aber auch eine Bemerkung
in Richtung FPÖ-Fraktion machen: Wir freuen uns, wenn Sie den Antrag auf
Ausstellung eines 2-Stunden-Parkscheins, den wir das letzte Mal eingebracht
haben, heute aus Ihrer Sicht noch einmal bringen! Wir werden das
selbstverständlich unterstützen. Es wird aber viel sinnvoller sein, wenn Sie
dem Antrag, der jetzt im Ausschuss vorliegt, auch dort die Zustimmung geben und
anerkennen, dass wir ein bisserl früher dran waren, liebe Freunde und Kollegen
von der FPÖ-Fraktion!
Weiters gibt es auch Fahrscheintariferhöhungen bei
Einzelfahrscheinen um 13 Prozent. Die Energieausgaben sind, was im
Vergleich dazu eigentlich gar nicht so schlimm ist, um 6 Prozent
beziehungsweise 5 Prozent bei Gas gestiegen.
Die echten Hämmer sind aber die Steigerungen bei den
Müll- und Abwassergebühren, sehr geehrte Damen und Herren. Ich denke, Sie
nehmen an, dass Sie damit so etwas wie ein Gelddruck-Perpetuum-Mobile in dieser
Stadt erfunden haben. Ich glaube sogar, dass Sie der wirklichen Überzeugung
sind, dass Sie ein neues volkswirtschaftliches Modell entdeckt haben, wofür Sie
sich vielleicht sogar den Nobelpreis versprechen, und zwar dahin gehend, dass
Sie einfach sagen: Erhöhen wir die Gebühren und unterlassen wir es, alle
Anstrengungen zu unternehmen, um in der Verwaltung effizient zu erhöhen und zu
steigern! – Sie drücken auf den Gebührenknopf, und das nicht mit geringen
Mitteln, denn eine Steigerung von einer halben Milliarde auf der Einnahmenseite
ist keine Kleinigkeit!
Aber offensichtlich, liebe Kolleginnen und Kollegen
von der SPÖ-Fraktion, brauchen Sie – und vor allem Kollege Kopietz –
das Geld, und zwar vielleicht in erster Linie dazu, damit weitere Subventionen
an einen gewissen Verein der Wiener Polizei möglich werden! (Beifall bei der
ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Sie leben da
offensichtlich in einem Traumland der kommunalen SPÖ-Finanzpolitik! Das hat
weder etwas mit moderner, zeitgemäßer Verwaltung zu tun noch ist es bürgernah
oder bürgerfreundlich, und es ist schon gar nicht sozial! Was Sie hier treiben,
ist finanzpolitisches Raubrittertum, das meiner Meinung nach in einem
wettbewerbsorientierten Unternehmen eigentlich schon der Vergangenheit
angehört. (Beifall bei der ÖVP.)
Eine Geschäftsgruppe, die mir auch ganz besonders ins
Auge springt, ist das Umweltressort, das entgegen den eigentlichen Intentionen
und Aufgaben als Steuer- und Gebühreneintreiber funktioniert, fungiert
oder – je nachdem – zu funktionieren hat. Die Zahlen sprechen eine
eindeutige Sprache: Wenn man sich die MA 48, die MA 30 und
MA 31, Müll, Kanal und Abwasser, ansieht und die Überschüsse zwischen 2001
und 2006 kumuliert, dann stellt man fest, dass man auf satte
428 Millionen EUR kommt! Da fließt Jahr für Jahr zusätzlich fast eine
halbe Milliarde Euro ins Budget, aber ohne dass der Umwelt auch nur ein
bisschen geholfen werden kann, sehr geehrte Damen und Herren!
Lieber Kollege Oxonitsch! Die Müllabfuhr in Wien
funktioniert zweifelsohne. Ich denke, dafür brauchen wir diese horrenden
Gebührenerhöhungen nicht! Man sollte sich aber umgekehrt einmal anschauen, wie
schlecht beispielsweise die Verwertungsquoten sind, wo es also Mängel gibt, die
der Bürger nicht auf den ersten Blick sieht: Dort müssten wir das Geld investieren!
Da geschieht viel zu wenig! Daher ist es absolut nicht angebracht, hier solche
Lobhudeleien auszusprechen. Hier gibt es wirklich großen Handlungsbedarf!
Bleiben wir bei der Sache: Das, was die Leute direkt sehen,
ist okay. Das, was sich hingegen im Hintergrund bewegt, ist alles andere als
toll. Was hier seitens der Mehrheitsfraktion gemacht wird, ist nicht unschlau.
Für diese Gebühren bekommen die Bürgerinnen und Bürger Wiens in den meisten
Fällen die Rechnung ja nicht direkt nach Hause zugestellt, sondern das sind
Gebühren, die vor allem in die Betriebskosten eingehen und damit in erster
Linie den Hausverwaltungen oder den Hausbesitzern verrechnet werden und den
einzelnen Mietern in Form von erhöhten Betriebskostenabrechnungen erst
zeitverzögert zugehen. In diesem Sinne entsteht oft der Eindruck, dass es der
böse Hausbesitzer ist, der schlecht verwaltet und dann entsprechend in die
Tasche langt. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Das ist ein Blödsinn!)
In Wirklichkeit ist es aber anders, liebe Freunde von
der SPÖ! Es gibt nämlich in Wien einen Betriebskostenindex, den Sie im Internet
nachlesen können und an dem Sie ersehen, dass in Wien die Betriebskosten von
2005 bis zum heutigen Tag 2007 um 4,3 Prozent gestiegen sind. Der
Verbraucherpreisindex ist im selben Zeitraum jedoch nur um 3,7 Prozent
gestiegen. Dazu ein Vergleichswert: Die Betriebskosten in Niederösterreich sind
um 3,3 Prozent gestiegen, also um einen gesamten Prozentpunkt weniger.
Meine Damen und Herren! Finden Sie
das sozial, was Sie hier machen, dass Sie die Betriebskosten vor
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular