Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 94
1998 im Oktober beginnt. Man ersucht hier um die
Unterstützung für ein chinesisches Kulturzentrum. Dann findet man 1999 im März
ein Grundstück, man spricht weiter 2001, man sagt, man hat kein Geld, was in
dem Aktenstück drinnen steht. Der Herr Bürgermeister sichert im Dezember 2001
die Unterstützung für dieses Kulturzentrum zu. Die Magistratsabteilung 69
macht im April 2002 einen ersten Baurechtsvertrag ohne Angabe zur Größe des
Grundstückes, Bauzins und Dauer des Baurechts. Im März 2003 wird wieder eine
andere Gesellschaft, nämlich der Verein zur Förderung des Kulturaustausches
zwischen Österreich und China durch Künstler festgestellt. Es gibt keinen
Vereinswechsel, die Frau Prof Ling ist wieder die Gleiche. Teilweise wird der
Vertrag mit ihr selbst abgeschlossen, einmal ist sie Kassiererin, einmal
Vereinsobfrau. Hier frage ich mich wirklich, ob nicht die Stadt Wien hinters
Licht geführt werden soll.
Im April 2003 gibt Frau Dr Grießler von der
Präsidialabteilung der Magistratsdirektion den Entwurf des Baurechtsvertrages
weiter beziehungsweise wird er ihr übermittelt. Im Jahr 2004 wird die
Parzellierung der künftigen Baurechtsfläche in Auftrag gegeben, und im März
2004 werden diese 300 EUR als gute chinesische Zahl, wie schon besprochen,
festgeschrieben. Dann ist Ruhe.
Plötzlich im Jahr 2007 wird Frau Prof Ling zur
vertretungsbefugten Geschäftsführerin der China Kulturzentrum in Wien
Veranstaltungs- und BetriebsgesmbH. bestellt, und im Juni 2007 wird der
Baurechtsvertrag abgeschlossen. Es erfolgt keine Anpassung des 2004
besprochenen Baurechtszinses von den 300 EUR. Die drei Jahre vergehen
eigentlich.
Jetzt frage ich mich: Damals, 1998, konnten schon die
40 Millionen ATS nicht wirklich aufgebracht werden, wie schaut das heute
aus? Wir befürchten nämlich vielmehr, da uns keinerlei Programm dieses so
genannten chinesischen Kulturinstitutes vorliegt, eine ganz andere Tätigkeit
als wirkliche Kulturtätigkeit. Wir glauben vielmehr, dass es sich hier um ein
„Reisebüro“ handelt. Denn es gibt Räume in diesem schönen Objekt und es gibt
einen Restaurantbetrieb in diesem schönen Objekt. All dieses Hin und Her bei
der Geschichte – einmal ist die Frau Ling selbst die Betreiberin, dann wird sie
ermächtigt, dann gibt es Schreiben eines Sekretärs der Kulturabteilung in der
Botschaft, der Botschafter selbst unterschreibt nicht –, das macht uns sehr
stutzig.
Abschließend muss man sagen: 3 000 m² zu
300 EUR pro Jahr ist ein herrlicher Preis. Diese Grundpacht von
10 Cent pro Quadratmeter erscheint uns erstens einmal deutlich zu wenig,
und ich könnte mir vorstellen, dass die Stadt Wien vielen Wienerinnen und
Wienern liebend gerne ein solches Grundstück für ihre Zwecke zur Verfügung
stellen könnte.
Wir werden uns diesem Antrag und diesem Akt nicht
anschließen und ziehen die Ablehnung vor. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Niedermühlbichler.
Ich erteile es ihm.
GR Georg Niedermühlbichler
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Zu den Ausführungen meiner
beiden Vorredner kann ich nur sagen: Entweder man möchte ein Projekt oder man
möchte es nicht. Es ist ja jedem unbenommen zu sagen, ich möchte dieses
Kulturprojekt nicht, dann lehnen Sie das ab. Wenn Sie das ablehnen, dann sagen
Sie auch die wahren Gründe und verstecken Sie sich nicht hinter der Aussage, es
ist der falsche Ort. Nach unserer Ansicht und nach meiner Meinung ist es genau
der richtige Ort für dieses Kulturzentrum. Es hat eine hervorragende
U-Bahn-Anbindung und es befindet sich in der Nähe auch das von Ihnen schon
angesprochene Chinarestaurant.
Auch die Vorwürfe, es sei
im Vertrag das eine oder andere nicht richtig oder es sei da vieles merkwürdig,
kann ich nur zurückweisen. Es ist hier ein Vertrag, der sehr gut ausverhandelt
wurde und der Hand und Fuß hat. Es geht nicht bei jedem Projekt darum, viel
Geld für die Stadt Wien zu erwirtschaften, sondern eben auch, Akzente zu
setzen. Eine Verbesserung der Kontakte Wien – China kann sicher nicht zum
Schaden der Stadt Wien sein, und daher glaube ich, dass auch dieses Geld hier
sehr gut investiert ist.
Zu dem, was der Herr
Kollege Dworak gemeint hat, was da nicht alles sein soll: Es soll hier ein
Kulturzentrum entstehen – es sind ja schon Pläne im Akt beiliegend, wie das
ausschauen wird –, und selbstverständlich muss man nicht vorher schon wissen,
was dort alles ausgestellt werden soll, sondern das wird sich dann entwickeln.
Wir sind davon überzeugt, dass es kein Reisebüro sein wird, aber wenn andere
Aktivitäten dort dazu führen, das Kulturzentrum besser auszulasten, soll uns
das auch recht sein. Dass hier eine Restauration dabei ist und auch
Veranstaltungsräume dabei sind, ist gut, denn selbstverständlich sollen in
einem Kulturzentrum die Besucherinnen und Besucher auch gastronomisch verpflegt
werden können.
Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Wie zu Beginn: Entweder man möchte etwas oder man möchte es nicht.
Wir Sozialdemokraten halten dieses Projekt für sehr gut, für sehr ausgewogen.
Und das, was Sie gefragt haben, Kollege Dworak, nämlich warum hier so lange
verhandelt wurde, ist ja auch ein Zeichen dafür, dass hier genau geschaut
wurde, was man verhandelt, was man in den Vertrag hineinschreibt. Es ist ein
guter Vertrag. Es ist ein wasserdichter Vertrag, und ich ersuche Sie, dieser
Post Ihre Zustimmung zu geben. Danke.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. – Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist
geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet.
Wir kommen nun zur
Abstimmung.
Ich bitte jene Damen und
Herren des Gemeinderates, die dem Antrag zustimmen wollen, die Hand zu heben. –
Das wird von der SPÖ und den Grünen
unterstützt und hat damit die ausreichende Mehrheit.
Es
gelangt nunmehr die Postnummer 79 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie
betrifft die Erhöhung eines
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