Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 94
Netz anders ausschauen, dann hätte es nämlich so
riesige Löcher, dass man es wahrscheinlich gar nicht mehr als soziales Netz
erkennen würde. Und dann würde es die Erholungsaktionen, über die wir heute
debattieren, gar nicht geben, weil Sie sie im Jahr 1983 nicht eingeführt hätten
und auch nicht auf die Idee gekommen wären, sie einzuführen.
Einen Hinweis noch auf den Antrag, von dem ich
annehme, dass Kollegin Anger-Koch ihn dann auch einbringen wird, zum Thema
Kinderbetreuung und kostenloses letztes Kindergartenjahr: Wir würden
wahrscheinlich auch darüber nicht reden können, denn es würde, wenn die ÖVP
hier regiert hätte, ganz sicher keine soziale Staffelung bei den
Kinderbetreuungsplätzen geben. Wahrscheinlich würde es nicht einmal sehr viele
Kinderbetreuungsplätze geben, und wir könnten uns darüber sozusagen nur in
einer sehr abstrakten Art und Weise unterhalten.
Und wenn Sie in dem Antrag von Chancengerechtigkeit
sprechen, nämlich, dass vorschulische Kinderbetreuung für den späteren
Bildungserfolg und für jedes Kind sozusagen wichtig ist und dass jedes Kind,
unabhängig vom wirtschaftlichen und vom sozialen Hintergrund der Eltern, die
Chance auf einen solchen Betreuungsplatz haben soll, dann kann ich nur sagen:
Ja, die soll es haben, das sehen die Sozialdemokraten auch so! Darum haben wir
die soziale Staffelung in Wien, darum haben wir die Kinderbetreuungsplätze
ständig ausgebaut, und nun werden wir das - wie es schon angekündigt worden ist
- auch mit Hilfe des Bundes auch in den nächsten Jahren noch ganz massiv tun.
Denn Bildungschancen dürfen eben nicht vom sozialen und vom finanziellen
Background abhängig sein, und wir tun alles dafür, dass das nicht der Fall ist.
Das ist sozusagen die andere Ebene: Auf der einen
Seite steht das, was Sie hier in Ihrem Antrag auf der Kindergartenebene
fordern, und auf der anderen Seite steht das, was Sie auf Bundesebene dann tun. Es gibt nämlich
einen OECD-Bericht, der besagt, dass die Bildungsausgaben sinken, dass Kinder
in dem sozialen Milieu, in dem sie sich befinden, verbleiben und nicht
rauskommen oder den Sprung an die Universitäten nicht schaffen - und wo Ihr
Wiener ÖVP-Obmann und die Wiener ÖVP und die Bundes-ÖVP seit Jahren, wenn nicht
Jahrzehnten einfach nur blockieren.
Zum Thema Gebühren allgemein: Sie wissen alle ganz
genau, dass Wien bei den Gebühren für Strom, für Müll, für Wasser ganz
deutlich, auch im Europavergleich, unter den meisten Kommunen liegt. Und Sie
wissen auch, dass die Parkgebühren, die zum Beispiel angehoben wurden, seit
22 Jahren zum ersten Mal angehoben wurden, dass man in Hamburg doppelt so
viel für eine Netzkarte im öffentlichen Verkehrsnetz zahlt wie in Wien. Und Sie
wissen auch, dass mit diesen Mitteln investiert wird, nämlich in den Ausbau des
U-Bahn-Netzes, in Park-and-ride-Anlagen, in Garagen oder auch in moderne
Filter- und Kläranlagen im Umweltbereich.
Das heißt, das, was Frau Kollegin Praniess-Kastner sagt,
dass nämlich mit diesem Mehr an Einnahmen die gleiche Leistung finanziert wird,
stimmt nicht, sondern es wird ein Mehr an Leistung finanziert, und dieses
Leistungsniveau ist in Wien an sich schon ein sehr hohes.
Was man in diesem Zusammenhang auch nicht vergessen
darf - und das hat auch mit sozialer Verantwortung zu tun -, ist, dass
natürlich die Stadt, und zwar nicht nur von Seiten des Sozialressorts und des
Gesundheitsressorts, sondern eigentlich quer durch alle Ressorts, eine Fülle
von Maßnahmen setzt, um einkommensschwächere Familien oder auch Einzelpersonen
zu unterstützen. Wir haben die höchsten Sozialausgaben im Vergleich aller
Bundesländer; wir haben die Sozialhilferichtsätze um 1,6 Prozent erhöht;
wir haben als einziges Bundesland eine Leistung für Dauerbezieher, die so
genannte Dauerleistung, die als Pensionsersatz für dauerhaft arbeitsunfähige
Personen gedacht ist; wir haben eine Heizbeihilfe; wir haben Hilfe in
besonderen Lebenslagen, ein besonders flexibles Instrument der MA 15; und
wir haben vor Kurzem erst hier im Gemeinderat einen Mobilpass beschlossen,
durch den jetzt neu 60 000 Personen mehr, also insgesamt 100 000
Personen, eine Halbpreiskarte auf den Wiener Linien oder um 15 EUR eine
Monatskarte erlangen können - abgesehen vom Kulturpass und diversen anderen
Einrichtungen. Und vielleicht noch als Letztes, um auch wieder zum eigentlichen
Akt und zur eigentlichen Abteilung zurückzukommen: Die MA 11 zahlt
jährlich beziehungsweise hat im letzten Jahr, konkret im Jahr 2006, auch rund
5,6 Millionen EUR an einkommensschwache Familien mit Kleinkindern
oder auch AlleinerzieherInnen mit Kleinkindern in besonderer Weise ausbezahlt.
Das heißt, Sie können sich einer Sache sicher sein:
Dass wir uns unserer sozialen Verantwortung bewusst sind und dass wir diese vor
allem auch wahrnehmen. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet hat sich Frau GRin Mag Anger-Koch. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen
und Herren!
„Wunderbar", was Sie da erzählt haben, Frau Mag
Straubinger! Schönreden, das können Sie wirklich, aber Fakt ist, dass es ganz
einfach eine Erhöhung ist. Da können Sie jetzt sagen, was Sie wollen, und
reininterpretieren, was Sie wollen: Es ist eine weitere Erhöhung, und es ist
ein weiterer höherer Betrag. (Beifall bei der ÖVP.)
Dass die ÖVP anders wirtschaften
würde, das ist korrekt. Wir sind eine Wirtschaftspartei, und wir haben es
gelernt zu wirtschaften. Und was Sie hier in Wien machen, betrifft auch
irgendwann Sie selbst. Der Pfeil geht zurück, und es ist wie ein Bumerang, und
Sie werden davon genauso betroffen werden, denn jede Erhöhung, die Sie hier
vornehmen und dieser Stadt Wien antun, trifft Sie natürlich auch selbst. Das
fängt an, wenn Sie einen Installateur zu sich holen: Dann werden Sie ganz
einfach mehr zahlen. Wenn Sie einen Spenglermeister zu sich holen, werden Sie
auf alle Fälle mehr zahlen. Und das zieht sich durch bis in alle Lebenslagen.
Ich
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