Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 94
meine, da müssen Sie schon einmal auch nachdenken und
versuchen, sich vorzustellen, was Sie eigentlich der Wirtschaft da antun und
was Sie sich im Endeffekt selbst antun und was Sie jedem Einzelnen hier in Wien
antun. Denn das, was Sie hier aufführen, diese Erhöhungen, das ist im Grunde
genommen nicht mehr sozial, das ist wirklich eine Abzocke. (Beifall bei der
ÖVP.)
Jetzt komme ich noch einmal - was ich auch schon
erwähnt habe - auf meinen Antrag zurück, denn wenn Sie schon Erhöhungen
durchführen und absolut keine Rücksicht nehmen auf das soziale Wien, wollen wir
es trotzdem noch einmal probieren, indem wir einen Antrag einbringen. Ich
bringe daher gemeinsam mit meiner Kollegin Monika Riha, Frau Mag Sirvan Ekici,
Barbara Feldmann, Karin Praniess-Kastner einen Beschlussantrag betreffend die Einführung
eines von sämtlichen Gebühren befreiten letzten Kindergartenjahres an die
amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend, Information und Sport in Wien ein.
Diese wird ersucht, das letzte Kindergartenjahr von sämtlichen Gebühren zu
befreien und das gesamte Tarifsystem der Wiener Kindergärten nach sozialen
Gesichtspunkten neu zu staffeln. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte Sie noch einmal daran erinnern, dass Sie
etwas für das Allgemeinwohl in Wien tun und vielleicht Einsparungspotenziale
suchen sollten - anstatt für teure Medienkampagnen und PR-Aktionen das Geld
hinauszuschleudern. Sie sollten vielmehr genau dort anfangen einzusparen und
eine Umwälzung der Gelder durchführen, denn dann würden Sie sich die hohen
Gebühren und das Schröpfen der Wienerinnen und Wiener einfach ersparen.
Noch etwas: Sie sind hier nicht nachhaltig, und Sie
sind auch nicht zukunftsorientiert, denn Sie vermitteln im Grunde genommen
jedem Einzelnen hier Zukunftsängste und Existenzängste. - Danke. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Mag Reindl. Ich erteile es ihm.
GR Mag Thomas Reindl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Ich tue mir ein bisschen schwer, vor allem mit der
Argumentation der ÖVP, die hier sagt, sie ist die Wirtschaftspartei (GR
Dr Matthias Tschirf: Das stimmt ja auch!), sie weiß, wie richtig
gewirtschaftet wird, und die massiv kritisiert, dass es hier in Wien für die
eine oder andere Gebührenleistung nach sehr, sehr langer Zeit, in der es keine
Anpassung gegeben hat, eine Indexierung gibt. Ich darf Sie schon erinnern, meine
Damen und Herren von der ÖVP, dass von 2000 bis 2006 so gut wie jede
Bundesgebühr teilweise um bis zu 100 Prozent erhöht wurde und dass der
ÖVP-Finanzminister und der Kanzler keine Scheu gehabt haben, auch ganz massiv
im Sozialbereich und in die soziale Sicherheit Österreichs einzugreifen und
damit einerseits das soziale Geflecht zu gefährden und auf der anderen Seite
auch den Menschen über eine Unzahl von Erhöhungen von Steuern und von Gebühren
das Geld aus den Taschen zu ziehen.
Wenn hier die Erhöhung des Gaspreises und des
Strompreises als Beispiele für Gebührenerhöhungen angeführt werden - das wurde
vom Redner von der FPÖ und auch von Seiten der ÖVP gemacht -, dann möchte ich
Ihnen schon sagen: Der Gaspreis und der Strompreis sind keine Gebühren, sondern
es gibt für Gas und für Strom einen Weltmarktpreis, und Gas und Strom werden
weltweit gehandelt. Wenn Sie sich nun hier herstellen und sagen, der Preis für
Gas und Strom ist eine Gebühr, dann verwundert mich das sehr. Es handelt sich
da um einen Teil der Realwirtschaft, und dieser Teil der Realwirtschaft
unterliegt Marktmechanismen, unterliegt den Wirkungen von Angebot und Nachfrage
und auch, gerade, was die Energie betrifft, den Auswirkungen globaler
politischer Fragen. Man darf hier, bitte, nicht der Stadt Wien einen Vorwurf
machen! Wenn der Ölpreis innerhalb eines Jahres von 40 Dollar pro Barrel
auf 80 Dollar pro Barrel geht, dann ist das kein Versäumnis der Stadt
Wien, wenn es hier zu einer Erhöhung kommt, sondern dann sind das einfach Marktentwicklungen.
Gerade Sie als Wirtschaftspartei müssten eigentlich wissen, wie ein Markt
funktioniert, und ich bin sehr enttäuscht davon, dass Sie das negieren.
Auch zu Ihrem Antrag möchte ich kurz Folgendes
erwähnen, weil Sie hier fordern, dass die Kindergartentarife sozial gestaffelt
werden: Ich glaube, Sie passen in unserem Ausschuss nicht auf! In unserem
Ausschuss haben wir schon mehrmals über die Kindergartengebühr gesprochen, Frau
Anger-Koch, und Sie wissen ganz genau, dass in Wien etwa ein Drittel aller Kinder
keine Gebühr im Kindergarten zahlt, ein Drittel bezahlt zwischen null und
hundert Prozent, und nur jene Gruppe von Kindern, deren Eltern es sich auch
wirklich leisten können, zahlt den vollen Betrag. Daher sage ich: In Wien haben
wir sozial gestaffelte und sozial gerechte Kindergartentarife!
Ich fange auch nichts damit an, wenn hier der Wiener
Kindergarten mit Kindergärten verglichen wird, die sich im Umland von Wien
befinden, die eine Mittagspause von ein bis zwei Stunden haben oder die nur
eine Vormittagsbetreuung haben oder die einfach ein sehr unfreundliches
Kinderversorgungsmodell haben, wenn es um die Frage geht, auch die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern. Ich glaube, gerade da ist Wien
sehr, sehr weit vorne und auch sehr maßgeblich an der Front.
Auch was die Kritik von Seiten der FPÖ an der
Erhaltung der Pflichtschulen betrifft, darf ich anmerken: Wir haben doch heuer
ein riesiges Paket, ein Zehn-Jahres-Paket zur Sanierung der Pflichtschulen
beschlossen. Das müssen Sie doch bitte zur Kenntnis nehmen! Natürlich müssen
die Bezirke auch ihren Anteil dazu beitragen. Das war im alten Paket der
letzten Jahre so, und das ist auch im neuen Paket so. Aber die Stadt Wien
nimmt, bitte, fast 600 Millionen EUR in die Hand, um unsere Schulen moderner
zu gestalten.
Was das Geschäftsstück selbst
betrifft, möchte ich schon auch ein bisschen darauf verweisen, wie auch meine
Kollegin schon gesagt hat: Wenn mit dieser
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular