Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 94
Was die Frage der Sicherheit oder die Frage meiner
Garantie betrifft, so werden wir heute darauf möglicherweise noch bei der
Dringlichen Anfrage zurückkommen. Ich, der Wiener Bürgermeister, kann Ihnen das
gar nicht garantieren, denn wie in der Zwischenzeit jeder in der Stadt weiß,
ist Polizei eine Bundesangelegenheit. Daher ist auch die Frage der Anstellung
von Polizisten, das Organisieren von Polizei, auch das In-Anspruch-Nehmen der
Erfahrung ausländischer Polizisten, etwa deutscher aufgrund der
Weltmeisterschaft, und viele andere dieser Dinge sind Angelegenheit des
Innenministeriums.
Das ist ja mit ein wesentlicher Grund, warum wir dies
nicht selbst entscheiden, nicht selbst machen können, sondern über den Weg der
Sicherheitspartnerschaft versucht haben, im Interesse unserer Bevölkerung und
in Kooperation mit dem Innenministerium einen Weg einzuschlagen, bei dem wir
davon ausgehen, dass er tatsächlich auch ein vernünftiger sein wird. In der
kurzen Zeit werden wir und wird auch das Innenministerium nicht zusätzliche
Polizisten in dem Sinn herzaubern können, aber natürlich wird sich der Einsatz
der Exekutivkräfte in dieser Zeit in einem gewissen Ausmaß auch auf die vier
Austragungsorte in Österreich konzentrieren.
Selbstverständlich wird man auch die Kooperation mit
der Polizei gerade aus jenen Ländern nutzen, von denen wir wissen, dass ihre
Fans, sagen wir einmal, ein überproportionales Sicherheitsproblem darstellen.
Das werde ich jetzt nicht ausführen, weil ich im Prinzip niemand beleidigen
will, aber bei einem Blick auf die Sportseiten der Zeitungen, zum Teil auch auf
die Auslandsseiten, ist dann ohnehin immer sehr nahe liegend, wer letztendlich
damit gemeint ist.
Ich habe mich am Rande meiner Reise nach
Großbritannien, auch wenn sie ein ganz anderes Thema hatte, natürlich auch
diesbezüglich erkundigt. Selbstverständlich gibt es da insbesondere mit
England, sollte es sich qualifizieren - was wir wahrscheinlich in relativ
kurzer Zeit wissen werden -, auch eine besondere Kooperation. Denn solche
Szenen wie etwa bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland seitens
englischer Rowdys, sage ich jetzt einmal bewusst, wären aus meiner Sicht zu
verhindern, das ist überhaupt gar keine Frage. Es soll ein fröhlicher
Fußballsport werden, es soll auch ein schönes Fußballfest werden, und das wird
nur dann gehen, wenn man dies auch möglichst gewaltfrei gestalten kann.
Daher wiederhole ich es hier noch einmal: Ja,
selbstverständlich, wir bemühen uns! Wir bemühen uns darum, was wir als Stadt
dazu tun können. Aber ich kann Ihnen diese Garantie nicht geben, weil ich hier
keine Gestaltungsmöglichkeiten habe. Hätte man meinen Ratschlag, den ich vor
geraumer Zeit gemacht habe, befolgt, nämlich die Exekutive zu verländern und
mir die Polizei zu geben, dann würde sie heute anders ausschauen. Das kann ich
Ihnen versichern.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Bürgermeister. - Die vierte und letzte Zusatzfrage wird von GR Schreuder
gestellt.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus): Herr
Bürgermeister!
Sie haben meine Frage vorhin als typisch wienerisch bezeichnet,
woher es vielleicht kommt, dass ich auch Ihre Antwort typisch wienerisch fand,
nämlich: Acht Monate vor der EM wissen wir noch nicht so genau, was wir tun
wollen, aber irgendwas wird schon sein. Erlauben Sie mir, dass ich meine Zeit -
sie ist ein bisschen knapp - dafür verwende: Es gibt sehr viele Initiativen,
Ideen, und es gibt auch Konzepte, die eingereicht und vorgestellt werden.
Momentan weiß man nicht: Wird es Geld geben, ja oder nein?
Ich möchte da auch den Sicherheitsaspekt
hineinnehmen. Es ist durchaus bekannt, dass auf den Fan-Meilen viele Tausende
Menschen sind. Nachher findet dort Musik oder Kultur statt, damit ist ein
deeskalierender Faktor auf jeden Fall gegeben. Daher noch einmal meine Frage:
Setzen Sie sich als Bürgermeister dieser Stadt dafür ein, dass es zusätzliche
finanzielle Mittel geben wird, dass Kulturveranstaltungen nicht nur abseits der
EURO, sondern auch mittendrin, innerhalb der EURO, stattfinden werden?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Wir reden jetzt
ja nicht über die Bestellung eines Staatsoperndirektors, wofür man
offensichtlich eine Zeit von mehreren Jahre braucht, damit man zu einer
Entscheidung kommen kann (GRin Mag
Marie Ringler: Aber das muss man auch organisieren!), sondern dazu kann
man wohl auch schon sagen, dass unsere Aufgabe in diesem Bereich eine
initiierende und eine koordinierende ist. Genau das tun wir auch. Ein
abschließendes Grundkonzept über die kulturellen Veranstaltungen kann man Ihnen
sicherlich auch in absehbarer Zeit übermitteln, aber aus meiner Sicht halte ich
das durchaus für einen vernünftigen Zeitplan und würde überhaupt nicht so
dramatisch drängen, wie Sie das jetzt dargestellt haben.
Ich denke, es ist gut so, dass man hier auch zulässt,
dass man nicht nur seitens der Stadt, gerade auch im kulturellen Bereich, alles
bestimmt. Ich sage Ihnen noch einmal, jawohl, ich werde mich dafür einsetzen,
und wenn hier zusätzliche Mittel notwendig sind, dann wird das Geld dafür auch
da sein. Denn wir bemühen uns seit der ersten Idee, dass Österreich diese
Fußball-Europameisterschaft gemeinsam mit der Schweiz abwickelt, darum, dass
gerade Wien auch ein besonderer Standort ist und dass wir diese Gelegenheit
dazu nutzen, dass man Wien in besonderem Ausmaß als das darstellt, wofür es am
bekanntesten ist, nämlich als Kulturstadt.
Sie haben schon recht, wir sind
eher Weltkulturhauptstadt oder Hauptstadt der Musik oder so etwas, als dass wir
Fußball-Europameister werden. Das ist eine relativ einfache Prophezeiung, dass
wir wahrscheinlich das erste und das letzte Mal an einer
Fußball-Europameisterschaft teilnehmen werden. (GR Dr Matthias Tschirf: Die Jungen spielen besser!) Überhaupt
ist es ein bisschen teuer, würde ich sagen, dass man, damit wir an einer Fußball-Europameisterschaft
teilnehmen können, gleich die ganze Fußball-Europameisterschaft
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