Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 94
Nichtsdestotrotz mehren sich in letzter Zeit die
Stimmen, vor allem bei denen, die damit beschäftigt sind, nämlich bei den
Wiener Linien, dass sie ein Problem haben werden, die Massen zu bewegen.
Unabhängig von der neuen U-Bahn, die zum Stadion fahren wird, wird es in dieser
Zeit auch ein Problem sein, genügend Wagenmaterial, genügend Personal laufend
im Einsatz zu haben. Daher meine Frage. Unabhängig davon sollte sich Wien so
präsentieren, dass die Leute, die da sind, die in die Stadt zur
Europameisterschaft kommen, dann auch dementsprechend von A nach B und wieder
zurück transportiert werden.
Gibt es hier von den Organisatoren, vom
Organisationskomitee schon einen konkret abgefassten Plan mit den Wiener
Linien, welche Kapazitäten notwendig sind und wie diese eingesetzt werden?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Herr Gemeinderat!
Zunächst einmal gibt es natürlich in der Stadt eine
erhebliche Zahl von Menschen, denen Fußball weniger sagt als beispielsweise uns
beiden. Ich bedauere das zwar, aber das muss man als Faktum zur Kenntnis nehmen.
Es wird mit Sicherheit bei den Kulturaktivitäten auch Aktivitäten geben, wo
offensiv eine Ablehnung des Fußballrummels in Form von kulturellen Beiträgen
betrieben wird, nicht so wie andere, die das halt auf irgendwelche tieferen
Ebenen reduzieren, sondern die das aus grundsätzlichen Erwägungen heraus nicht
wollen. Das ist auch okay. Man muss Fußball nicht lieben. Das verstehen wir
zwar nicht, aber es ist auch okay. Selbstverständlich soll es auch solche
Aktivitäten geben. Daher wird das in der üblichen Diversität, auch kulturell,
vor dem Hintergrund stattfinden, dass es natürlich auch da unterschiedlichste
Interessen gibt.
Die viel profanere, aber nichtsdestotrotz wichtige
Frage der Verkehrsorganisation ist natürlich etwas, das nicht nur den zuständigen
Stadtrat in besonderem Ausmaß beschäftigt, sondern natürlich alle,
einschließlich der Autofahrerinteressenvertretungsorganisationen, mit denen man
sich auch auseinanderzusetzen hat. Jawohl, es gibt einen entsprechenden
Vorschlag, der unter Einbindung der Wiener Verkehrsbetriebe erstellt ist. Wenn
die Wiener Verkehrsbetriebe der Auffassung sind, dass sie die Aufgabe nur mit
mehr rollendem Material erfüllen können, dann liegt es an ihnen, diesen Auftrag
entsprechend zu erfüllen.
Denn die Verkehrsbetriebe in Wien sind nicht dazu da,
Probleme zu beschreiben, sondern dazu, Probleme zu lösen. Das erwarte ich mir
von ihnen. Sollte man dazu nicht in der Lage sein, dann sollen sie es
rechtzeitig sagen. Dann werden wir mit Sicherheit Leute finden, die durchaus in
der Lage sind, die Verkehrsprobleme zu lösen und nicht nur zu beschreiben.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Bürgermeister. - Die 3. Zusatzfrage wird von GR Dr Madejski gestellt.
Ich bitte darum.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Zum Begriff Kultur im weitesten Sinn gehört natürlich
- und das wissen Sie genauso wie ich und viele andere hier, auch als
Genussmenschen - eine gewisse Esskultur. Denn Esskultur ist ja das Spiegelbild
der Geschichte, Esskultur ist das Spiegelbild der Tradition einer Region, eines
Volkes, eines Landes.
Daher hoffe ich, dass bei der EM auch auf der
Fan-Meile, wofür jetzt die hundert Stände vergeben werden, durchaus
traditionelle Wiener Gastbetriebe Einzug nehmen können, um auch das Kulturgut
der traditionellen Wiener Küche den ausländischen Gästen und den vielen Gästen
nahezubringen, weil das auch ein Grund ist, warum sie zu uns kommen. Dadurch
hat man ja auch den Vorteil, dass man, wenn man gut gegessen hat und gut
gesättigt ist, weniger aggressiv ist, und weniger Aggressivität ist gut für die
Sicherheit.
Herr Bürgermeister! Wenn wir jetzt zur Sicherheit
kommen: Allein durchs gute Essen werden wir die Sicherheit bei der EM nicht
garantieren können. Ich frage Sie daher auf Grund des allseits bekannten
Polizeimangels: Wie können Sie überhaupt garantieren, dass wir genug
Einsatzkräfte haben und dass die Sicherheit für alle Teilnehmer und Besucher
garantiert wird?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr Bürgermeister,
bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Ich freue mich, dass wir in einer so wichtigen
Heimatfrage wie dem Essen und dem Trinken aus wienerischer Küche so fundamental
übereinstimmen. Das ist überhaupt gar keine Frage, ich sage das aus besonders
reinem Herzen: Nachdem ich jetzt drei Tage in Großbritannien war, weiß ich die
Wiener Küche im besonderen Ausmaß zu schätzen. (Heiterkeit bei der FPÖ.)
Selbstverständlich werden wir darauf achten, dass die
Wiener Küche und traditionsreiche Wiener Gastronomieunternehmer auch
entsprechend vertreten sind, so wie wir uns natürlich auch sehr bemüht haben,
deutlich zu machen - auch wenn der Biersponsor für die UEFA eine Nicht-Wiener
Brauerei ist -, dass sich auch eine Wiener Brauerei entsprechend darstellen
kann. Ja, selbstverständlich haben wir ein Interesse daran, dass Wiener
Unternehmer im Rahmen des Möglichen dabei auch entsprechend an der Darstellung
Wiens partizipieren. Das ist überhaupt keine Frage.
Was die Volte zur Sicherheit betrifft, und ohne sie
dabei kulturell besonders auszuschmücken, kann ich nur hoffen, dass Essen
friedlicher macht. Das wird wahrscheinlich von der Qualität des Essens
abhängen. Aber ich hoffe vor allem, dass das dazugehörige Getränk nicht
aggressiv macht. (GR Dr Herbert
Madejski: So ist es!) Denn gelegentlich hat man ja schon gehört, dass
Leute, die offensichtlich für die begleitenden Getränke zum wenigen Essen mehr
Geld ausgegeben haben, nach dem Motto „Das bisschen, was ich esse, kann ich
auch trinken" dann vielleicht doch nicht ganz so friedlich gewesen sind.
Aber man sollte Frust auf andere Art und Weise abreagieren, nicht durch Gewalt.
Das ist zweifelsohne eine wichtige Geschichte.
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