Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 94
unangefochtene Stellung als Anlaufstelle der
Patienten und Partner der Krankenhäuser. Emotionalisierte Kampagnen, die
politisch motivierte Zweitanwaltschaften entstehen lassen, untergraben die
Autorität dieser wichtigen und zu Recht mit hoher Akzeptanz ausgestatteten
Institution. Die Patienten erwarten Orientierung, statt dessen entsteht
Verwirrung. Niemand gewinnt durch einen provozierten Beschwerdewettbewerb, ganz
im Gegenteil, auch hier bleiben die Patienten verunsichert. Es ist uns, der
Vinzenz Gruppe, wichtig, unsere Position klarzustellen gegenüber Ihnen als
oberste verantwortliche Stelle der Gesundheitspolitik in Wien. Die Vinzenz
Gruppe ist im Interesse der Patienten immer ein Partner für die Stärkung und
nicht für das Misstrauen im Gesundheitssystem. - Mit freundlichen Grüßen Dr
Michael Heinisch und Schwester Josefa Michelitsch"
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
2. Zusatzfrage wird gestellt von GR Mag Ebinger. - Bitte.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Klarerweise begrüßen wir jede Initiative, die zu
kürzeren Operationswartezeiten führt. Ich gehe allerdings davon aus, dass bei
Akutoperationen sowieso keine Wartezeiten bestehen. Wir sprechen also hier von
Operationen, die einerseits nach objektiver Dringlichkeit abgewickelt werden
müssen und wie halt auf der anderen Seite subjektiv von Seiten des Patienten
aus die Wartezeit betrachtet wird. Wie gesagt, es gibt immer einen
Verbesserungsbedarf und das begrüßen wir sehr. Allerdings denke ich mir auch,
dass Wien im internationalen Vergleich und im Vergleich mit Österreich, den
anderen Bundesländern, nicht so schlecht dasteht.
Deswegen meine Frage: Gibt es konkrete Ziffern für
derartige Operationen im Vergleich Wien zu anderen Bundesländern oder zum
europäischen Ausland?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Herr
Gemeinderat!
Es ist so, dass der große Unterschied in Wien vor
allem zum europäischen Ausland darin liegt, dass wir diese Zeiten, die ich hier
dargelegt habe, für alle Patientinnen und Patienten garantieren können,
unabhängig von der Frage ihres Einkommens oder der Versicherungsform.
Ganz konkret kann ich Ihnen die Zahl der Orthopädie
nennen, wo wir derzeit im Donauspital sechs Monate Wartezeit auf planbare
Operationen haben. Ich spreche nicht von Akutoperationen, wo wir im OWS fünf
Monate fix ab dem Ambulanzbesuch zusagen können und wo es in Niederösterreich
parallel dazu Wartezeiten von bis zu zwei Jahren gibt.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
3. Zusatzfrage wird gestellt von GRin Dr Pilz. - Bitte.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Frau
Stadträtin!
Ihre Antwort an die Frau Kollegin Korosec, die zweite
vor allem, mit der Verlesung des Schreibens der Vinzenz Holding, hat genau
nichts beantwortet, denn dass ein Krankenhausträger sagt, wir sind super, kann
erstens wahr sein und zweitens ist die Motivation völlig klar, sie sind
sozusagen in ihrer Rolle und sind ja nicht PatientInnenanwälte, sondern
Krankenanstaltenträger und wollen auch nicht, dass sie kritisiert werden. Also
ich verstehe nicht, wieso das eine Antwort sein soll.
Ich verstehe vor allem auch nicht, warum Sie darauf
bestehen, und das haben Sie mir gegenüber auch schon gemacht: „Nennen Sie
Namen, Adresse und wann das passiert ist." So viel praktische
Lebenserfahrung haben Sie sicher auch, dass Sie wissen, dass solche Berichte
immer von der sehr angstvollen Versicherung begleitet sind: „Bitte, nennen Sie
nicht meinen Namen! Bitte sagen Sie nicht, wo das passiert ist! Ich brauche die
Abteilung, die Ärzte noch!" oder „Wenn das über meine Mutter in Erfahrung
gebracht wird, ..." - und so weiter. Also, der Patient ist in einer extrem
schwachen Situation.
Wir stehen dann vor der anderen Situation, dass Sie
uns das nicht glauben und schreien, wir beschmutzen oder bewerfen das gute
Gesundheitssystem und wir kommen nicht hinaus aus diesem Dilemma.
Ich frage Sie daher, Frau Stadträtin: Warum entscheiden
Sie sich nicht endlich für eine objektive, transparente und nachvollziehbare
Veröffentlichung jener Zahlen, die diese Fragen obsolet machen würden,
jährliche aussagekräftige Berichte über Fehlerquoten, über Wartezeiten, über
Gangbetten, über Fallzahlen und so weiter, eine ganze Liste von Aussagen, die
nicht etwa pauschal über das Krankenhaus oder den Krankenanstaltenverbund
gegeben werden sollen, sondern heruntergebrochen auf die Abteilungen? Dann
könnten wir auf dem Niveau diskutieren, das Sie verlangen und das den Bürgern
zumutbar ist. Dann könnte der Krankenanstaltenverbund auch verbessern und wir
müssten nicht mauern.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Gemeinderätin!
Das Bessere ist immer der größte Feind des Guten.
Deswegen verbessern wir uns permanent.
Ich
denke, dass hier sozusagen verschiedene Sachen durcheinandergemischt werden.
Das eine ist die Problematik, Frau Dr Pilz, wir haben das schon oft diskutiert
und ich glaube Ihnen durchaus, dass Sie in der Problematik sind, dass die
Menschen, die offenbar zu Ihnen kommen, ich möchte das gar nicht bezweifeln,
sozusagen nicht bereit sind, dass hier Informationen weitergegeben werden, die
es mir als Verantwortliche möglich machen zu handeln.
Ich würde Sie bitten und Sie sozusagen ersuchen,
Verständnis für Ihre Situation und für die Patienten habe ich, aber schon auch
zu sehen, wenn es eine globale Anschuldigung oder eine globale
Problemdarstellung gibt, dass es nicht nur sehr schwierig, sondern eigentlich
unmöglich ist, darauf zu reagieren, außer so zu reagieren, wie wir es tun, dass
wir permanent daran arbeiten, indem zum Beispiel permanent die „langen
Tische" in den Spitälern verlängert werden, damit sozusagen die Zahl der
„langen Tische" erhöht wird und wir damit
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