Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 99
GR Mag Harald Stefan (Klub der
Wiener Freiheitlichen): In der Broschüre der Wiener Symphoniker lautet die
Einleitung: „Die Sparsamkeit ist keine Tugend. Denn zur Sparsamkeit oder zum
Sparen gehört weder Geschicklichkeit noch Talent. Denn Geld ablegen kann auch
der Dümmste."
Ja, es ist bewusst als Provokation dort hingestellt,
aber das sagt natürlich einiges. Wenn man minus 45 Millionen EUR
Eigenkapital hat, dann kann man leicht übers Sparen schimpfen. Das ist schon
eine große Enttäuschung, dass man hier nur mit Häme an die Sache herangeht,
wenn man sich jahrelang offensichtlich dagegen gewehrt hat, Maßnahmen zu
setzen, die negative Entwicklung zu bremsen.
Wir haben auch immer festgestellt, und wir haben auch
immer für alle Subventionen gestimmt, die die Wiener Symphoniker betreffen,
dass wir der Überzeugung sind, dass das eine sehr wichtige Institution für Wien
ist und ein ganz großartiges Orchester. Aber das hat nichts damit zu tun, dass
man mit dem Geld - auch vor allem dem Geld der Steuerzahler - ordnungsgemäß und
auch sparsam umgehen muss.
Gestern wurde im Zusammenhang mit der Diskussion über
den Bericht des Kontrollausschusses auch gesagt: Aus dem Bericht über die
Wiener Symphoniker ist keineswegs hervorgegangen, dass die sich gewehrt hätten,
hier Reformen durchzuführen, sondern im Gegenteil, sie hätten sofort Maßnahmen
ergriffen.
Ich darf da vielleicht doch ganz kurz nur ein paar
Sätze herausheben, dass man schon erkennt, wie das Kontrollamt das gesehen hat
und dass die durchaus geradezu frustriert darüber waren, wie vehement sich
offensichtlich die Wiener Symphoniker dagegen gewehrt haben, Maßnahmen zu
ergreifen, und zwar insbesondere im Pensionssystem.
Da heißt es also: „Trotz knapp werdender
Subventionseinnahmen gab es keine Änderung in dem Ausgabeverhalten der Wiener
Symphoniker." Oder: „De facto wurde also die Förderungskürzung nicht
akzeptiert, und es war auch absehbar, dass nach Verbrauch der Rücklagen die
zitierte Vereinbarung hinsichtlich des Ausschlusses weiterer Förderungen durch
die Stadt Wien nicht eingehalten werden kann." Also die Symphoniker haben
eindeutig so weitergetan, als wäre nichts geschehen.
Dann wird festgestellt, dass offenbar die Symphoniker
im Wesentlichen nur an der Wahrung des Status quo interessiert waren. Sie haben
also jährlich enorme Abgänge gehabt, haben enorme Zahlungen für ihre
Sonderpensionen gehabt, sie haben diese aber erst Ende des Jahres 2005
eingestellt. Es war aber schon seit 2002 im Wesentlichen dieses Problem
vollkommen bekannt und den Symphonikern auch von Seiten der Stadt Wien
nahegelegt worden, das zu ändern.
Da wird also im Kontrollamtsbericht ausgeführt: „Zur
angesprochenen Wahrung des Status quo wird festgehalten, dass die
Finanzierungslücke von 1,58 Millionen EUR jedenfalls teilweise
vermieden hätte werden können, wenn die Wiener Symphoniker das in den
Förderungsvereinbarungen bedungene Ziel einer ausgeglichenen Gebarung mit allem
Nachdruck verfolgt und nicht erst im September 2005 erstmals schriftlich
Reformabsichten geäußert hätten."
Das ist also eine massive Kritik und zeigt schon, wie
lange man sich dort Zeit gelassen hat und wie lange man es einfach für immer in
Kauf genommen hat, Schulden zu machen, und zwar vehemente, und immer darauf
gewartet hat, dass die öffentliche Hand das schon wieder zahlen wird. Also das
ist schon genau der Kritikpunkt, den ich auch gestern im Rahmen der
Rechnungsabschlussdebatte gebracht habe, dass es sehr problematisch ist, wenn
im Kulturbereich immer nur darauf geschaut wird, dass die Subventionen in
möglichst großer Höhe kommen. Man hat immer wieder den Hinweis, wie wichtig
eine Institution ist; das wird auch im Wesentlichen nicht bezweifelt, aber es
wird dann das Ganze beinhart dazu ausgenützt, die öffentliche Hand unter Druck
zu setzen und das Geld zu verlangen.
Jetzt haben wir erfreulicherweise ein Gutachten in
Händen, das erstaunliche Dinge zutage bringt. Einerseits deckt es auf, wo die
strukturellen Mängel sind: Zum Beispiel dieses beamtete Dienstrecht, das
sicherlich einem Orchester und auch Künstlern nicht ganz angemessen ist, wenn
es nur darauf ankommt, wie lange man seine Dienste tut, und nicht, mit welcher
Qualität und wie gut man ist, ob man also ein hervorragender Musiker ist oder
einer, der eben nur im Orchester spielen kann. Das wird überhaupt nicht
berücksichtigt, es ist hier wie im Beamten-Dienstrecht einfach eine Zunahme des
Einkommens je nach Jahren, das sicherlich viel zu schwerfällig und auch
intransparent ist.
Es wird die mangelnde eigenständige Programmplanung
bekrittelt; das ist auch schon angesprochen worden. Die Führungsstruktur ist
offensichtlich nicht ganz in Ordnung. Es gibt also hier eine Führungsstruktur,
die einer derartigen Institution und einem derartigen Unternehmen - wir reden
hier doch von einer Subvention in diesem Jahr von 12,5 Millionen EUR,
das ist an sich ein riesiges Unternehmen, das man auch entsprechend führen muss
- nicht gewachsen ist.
Hier gibt es also doch einmal eine interessante
Aufarbeitung, und was dann am interessantesten ist, sind die Reformvorschläge.
Das gefällt mir sehr gut, weil das auch in die Richtung geht, die ich schon
angesprochen habe. Denn es wird in dem Gutachten davon gesprochen, dass eine
Stärkung des Freiheitsgrades der Geschäftsführung empfehlenswert wäre, und zwar
in der Hinsicht, dass man die Subvention grundsätzlich einmal als Basissubvention
kürzt und dann eine erfolgsabhängige Subvention einführt.
Das ist genau das, wovon ich
gestern gesprochen haben, dass man auch im Kulturbereich sehr wohl Maßnahmen
setzen und Regelungen einführen sollte, dass die an ihrem Erfolg gemessen
werden und dann eben sogar eine höhere Freiheit entwickeln: Nicht mehr als
lohnabhängiges Orchester immer nur nach der Subvention rufen, nach der
Abdeckung der Kosten, und im Wesentlichen sich um das andere nicht zu kümmern
zu
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