Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 99
Wenn man es hier mit einer Familie zu tun hat, die
eine Wohnung für 12 Personen braucht, dann ist es logisch, dass man sich
am freien Wohnungsmarkt relativ schwer tun wird, eine derart große Wohnung zu
bekommen, die auch noch leistbar ist. Und dann liegt es auch auf der Hand, dass
vielleicht die Lösung unter Umständen eine andere adäquat große Wohnung im
Rahmen von Wiener Wohnen sein könnte.
Nun weiß ich ebenfalls nicht in diesem Moment und
kann es auch nicht wissen, ob eine derartige Wohnung rechtzeitig angeboten
worden ist oder nicht. Ich kann nur sagen, sofern es stimmt, dass keine
angeboten worden ist, muss etwas getan werden, aber ich bitte Sie, noch einmal
zu beachten: Wir sind kein Tribunal. Ich bin keine Richterin, ich kann nicht
wissen, was war und was nicht war, ich habe keine Akten gesehen. Das sind alles
vertrauliche Dokumente. Sie unterliegen dem Datenschutz. Daher kann ich von
dieser Stelle aus nicht pseudorechtsprechen. Was ich machen kann, ist
festzuhalten, was hätte passieren können oder sollen, und anregen für die
Zukunft, wenn es nicht passiert ist, dieses oder jenes zu überdenken.
Insofern kann ich, was den Teil Wiener Wohnen
betrifft, sagen: Ja, es muss Mediationsgespräche geben in solchen Situationen,
und zweitens, es muss meines Erachtens eine Ersatzwohnung angeboten werden,
bevor es zur Delogierung kommt. Wenn es dann schon soweit ist, dass wir hier
eine Delogierung in der Hand haben, dann gehe ich davon aus, dass man
vielleicht jetzt überdenken sollte, ob es nicht möglich sein sollte, auch für
Personen, die delogiert worden sind, trotzdem als letzten Ausweg eine neue
Gemeindewohnung anzubieten, das heißt, von der Praxis abzugehen, dass jemand,
der einmal delogiert ist, bis auf Weiteres bei Wiener Wohnen als Mieterinnen
und Mieter gesperrt ist. Das ist sozusagen Teil 1.
Teil 2 ist dennoch oft die Frage: Wie steht es
jetzt um das Schicksal dieser Familie? Nun, ich kann sagen, die Stadt Wien hat
Gott sei Dank ein soziales Netz. Jetzt können wir länger diskutieren, und wir
sind hier mehrfach unterschiedlicher Meinung, ob dieses soziale Netz wirklich
in allen Fällen greift, ob es nicht ausbaubar wäre, und – ja, Sie wissen es,
das ist keine Überraschung – ich bin der Meinung, das soziale Netz der Stadt
Wien könnte weiterhin ausgebaut werden. Aber auch so, wie es jetzt ist, hat
dieses soziale Netz dafür gesorgt, dass diese Familie keine Mietrückstände hat,
dass diese Familie auf Grund sozusagen meiner Erfahrung, soweit ich es
überblicken kann, wahrscheinlich monatlich in den letzen Jahren mit an die
2 000 EUR in Summe unterstützt worden ist, und zwar aus unterschiedlichen
Kapiteln, und es sorgt auch dafür, dass diese Familie weiterhin die Zusage hat,
mit diesem Betrag auch in Zukunft unterstützt zu werden.
Das heißt, hier haben wir es nicht einer Familie zu
tun, die auf der Straße steht und nicht weiß, wovon sie ihre Miete bezahlen
soll, nein, ganz im Gegenteil, hier haben wir es mit einer Familie zu tun, die
sehr, sehr unangenehme Erlebnisse hinter sich hat, die einen unangenehmen
Nachbarschaftskonflikt hinter sich gebracht hat, die nun mal delogiert worden
ist und die jetzt damit rechnen kann, definitiv damit rechnen kann, dass, wenn
sie einmal eine neue Wohnung gefunden hat, die Miete für diese Wohnung, sehr
wohl in adäquater Größe, weiterhin aus dem Kapitel Soziales der Stadt Wien
übernommen und unterstützt wird.
Das heißt, das Einzige, worüber wir uns hier
unterhalten, ist: Wie kann diese Familie so schnell wie möglich zu einer
adäquaten Ersatzwohnung in der benötigten Größe kommen? Und diese Größe ist ja
auch nicht ohne, denn, wie gesagt, bei 12 Personen kommt schon einiges an
Quadratmetern zusammen, was erforderlich ist.
Also mein Appell hier – auch an diejenigen, die
Möglichkeiten haben, hier Weisungen zu erteilen et cetera, also auch ganz
besonders an denn Herrn StR Michael Ludwig – ist, dafür zu sorgen, dass man in
den nächsten Tagen eine Wohnung anbietet, sei es, dass man aus dem Kapitel
Wiener Wohnen sozusagen eine andere adäquate Gemeindewohnung anbietet, oder sei
es auch, dass man aus dem Bereich geförderter Wohnbauten, wovon es auch etliche
Tausend gibt in dieser Stadt, das heißt, in einem Genossenschaftsbau eine
adäquat große Ersatzwohnung auftreibt. Denn das Problem ist offenbar kein
finanzielles, es ist ein logistisches.
Damit hoffe ich sehr, dass diese Debatte unter
Umständen zur Lösung eines unangenehmen Problems beitragen konnte. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort gemeldet ist Herr nichtamtsführender
Stadtrat Herzog. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es besteht die Gefahr, dass wir hier ein höchst
menschliches Problem, ein ganz wichtiges Problem schlicht und einfach zerreden.
Es besteht die Tatsache, dass eine Großfamilie
gekündigt wurde, dass eine Großfamilie ihre Wohnung verliert und delogiert wird.
Es besteht die Gefahr, dass bis 14. Juli diese Familie ausziehen muss. Ich
bin nicht voll informiert, aber so viel ich weiß, wird diese Delogierung aus
rein formalen Gründen durchgeführt. Es ist offensichtlich kein Grund vorhanden
für diese Delogierung, nämlich im Sinne von Kündigungsgründen.
Ich glaube, was hier passiert, ist ein Härteakt
sondergleichen, und ich appelliere an den StR Ludwig, nicht lange nach irgendwelchen Ersatzwohnungen zu suchen,
sondern schlicht und einfach dafür Sorge zu tragen, dass diese Großfamilie in
ihrer Wohnung bleiben kann und darf. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Der Herr
Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Norbert Bacher-Lagler: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Zuerst möchte ich die Rolle des
Berichterstatters auch der Familie erklären. Es obliegt mir die Aufgabe, die
Akten, die heute zur Beschlussfassung hier
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