Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 99
Wien und nicht nur für
50 Prozent der Kinder in den städtischen Kindergärten einen Bildungsplan.
Es kann nämlich nicht sein, dass die Kinder bei einem Träger eine andere
Bildungsqualität haben als bei einem anderen. Es können nicht die Kinder in
Floridsdorf eine andere Qualität haben als die Kinder in Alterlaa!
Wenn wir von Qualität in der Bildung sprechen –
und auch ich bin überzeugt, dass Qualität unbedingt nötig ist –, dann
brauchen wir einen Bildungsplan und Mindeststandards, die für alle gelten.
Außerdem brauchen wir den Ausbau von Kindergartenplätzen, denn Qualität ohne
Kindergartenplatz ist nicht möglich. Die Verantwortung dafür liegt in den
Händen der Stadt Wien, und ich bitte daher um rasches Handeln, denn sonst sind
die Kinder dem Kindergartenalter entwachsen! – Ich danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Wutzlhofer.
GR
Jürgen Wutzlhofer: (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich
möchte vorab auch ganz dezidiert sagen, dass ich es wirklich schön finde, dass
das Thema Bildung in der letzten Zeit zu einem Topthema der österreichischen
Politik geworden ist. Nach vielen Blockadejahren der Gehrer'schen
Vogelstraußpolitik ist das schön!
Bildung
ist ein besonders wichtiges Thema, wenn nicht das wichtigste, dem sich eine
Gesellschaft stellen muss. Natürlich beginnt Bildung bei der Geburt. Natürlich
sind deshalb die Wiener Kindergärten auch als Bildungseinrichtungen konzipiert.
Sie vermitteln Basiskompetenz, und sie vermitteln soziale Fähigkeiten. Kinder
lernen, ihren Körper wahrzunehmen und Sinneseindrücke zu verarbeiten, und den
Kindern werden Kreativität und ForscherInnengeist vermittelt. Kindergärten
öffnen Türen zur Welt. Das ist nicht nur in den Programmen der Grünen so. Darin besteht die konkrete
Arbeit von Zigtausenden MitarbeiterInnen in knapp 1 000 Kindergärten
in der Stadt. Darauf sind wir stolz, und dafür möchten wir Danke sagen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Auch
zu Beginn möchte ich sagen, dass ich mich wirklich freue, dass dieses Begreifen
von Kindergärten als Bildungseinrichtungen, die man noch ausbauen und an denen
man arbeiten muss, eine breite Mehrheit findet. So verstehe ich auch die vielen
Vorschläge und Anträge, die Qualität und die Quantität noch auszubauen. –
Das ist gut so! Das Bessere ist immer der Feind des Guten.
Ich
möchte aber aufs Schärfste ablehnen, dass diese Forderung mit dem Versuch
einhergeht, das Wiener System schlechtzumachen. Das lassen wir uns nicht
gefallen!
Das
Wiener System hält mit allen anderen Bundesländern mit Abstand jedem Vergleich
stand! Ich werde dann ein paar Zahlen bringen. – Wenn da von einem System
geredet wird, das so schlecht ist, dann möchte ich schon sagen, dass es in
keinem einzigen Bundesland so viele Kindergartenplätze pro Kopf und absolut
gibt wie in Wien. (Beifall bei der SPÖ.) Ihr dürft nicht so oft
klatschen, denn sonst werde ich nicht fertig!
Kein
einziges Bundesland investiert so viel wie Wien, nämlich 335 Millionen EUR
im Jahr. Drei Viertel aller Krippenplätze in Österreich befinden sich in Wien,
das heißt, es gibt in Wien dreimal so viele Krippenplätze wie in ganz
Österreich zusammen! (Zwischenruf bei der ÖVP.) Ausbau ist gut. Ich bin
aber schon dafür, dass man diese Zahlen auch nennt!
Wenn
wir zum Thema Qualität reden: Kein einziges Bundesland hat einen Bildungsplan.
Es steht also acht Bundesländer zu einem!
Das
sind ein paar Aspekte einer Politik, die Kinder an allererste Stelle stellt,
ihre Bedürfnisse ernst nimmt und Bildung vom ersten Tag an betreibt. (Beifall
bei der SPÖ.)
Natürlich kann man das Ganze mehr ausbauen, keine
Frage. ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz wäre schön, noch dazu
gratis, wie es die ÖVP und die Grünen
fordern. Es gibt aber wohl auch einen Grund, warum das zum Beispiel in
Oberösterreich nicht der Fall ist, wo diese beiden Parteien miteinander
regieren. Zum Beispiel gibt es heute ein „Kurier" Interview, in dem
Pühringer sagt: „Ein Generaldirektor braucht kein Gratiskindergartenjahr."
Schauen Sie sich aber etwa auch das Burgenland und die Steiermark an!
Es wäre auch schön, wenn es ein letztes
Kindergartenjahr gratis gäbe, überhaupt keine Frage! Warum ist aber die ÖVP
österreichweit gegen ein verpflichtendes Vorschuljahr? Warum gönnen Sie den
anderen Kindern in den anderen Bundesländern nicht das, was Sie für die Wiener
Kinder fordern? Das verstehe ich nicht! (Beifall
bei der SPÖ. – Zwischenruf von
GRin Claudia Smolik.)
Natürlich müssen wir über eine Verbesserung der
Qualität reden. Warum, liebe Claudia, warum erwähnst du jedoch den Bildungsplan
nicht? Die intensivste Qualitätsdiskussion, die es in Österreich je gegeben
hat, fand in den letzten Jahren statt, und du sagst, dass es keine
Auseinandersetzung über Qualität gibt! Das ist unerhört! Warum erwähnst du das
nicht? (Beifall bei der SPÖ.)
Es gibt laufend Fortbildungen. Es gibt
Qualitätszirkel. Es gibt Schulungen. Es gibt Sprachkompetenzpakete. Du aber
stellst dich da her und sagst: Es wird über Qualität nicht diskutiert! –
Ich finde, das ist eine unerhörte Brüskierung der Leute, die da arbeiten! (Beifall bei der SPÖ.)
Du sprichst von 29 Kindern pro Gruppe. – Du
weißt aber ganz genau, dass es erstens nur bis 25 möglich ist und dass zweitens
in den Krippen im Durchschnitt eine Pädagogin auf 6,5 Kinder kommt. Diese wird
von Assistentinnen unterstützt, auf diese kommen 8 Kinder. In den Kindergärten sind
es im Durchschnitt 7 Kinder, dort werden die Pädagoginnen ebenfalls von
Assistentinnen unterstützt, und da sind es pro Assistentin 9,5 Kinder. Du
sprichst von 29 Kindern in einer Gruppe, sagst aber nicht dazu, dass insgesamt
vier Leute zum Beispiel in den städtischen Krippen oder in den städtischen
Familiengruppen mit dabei sind!
Für euch ist es jetzt Hauptsache, alles ganz
schlecht darzustellen, als ob alle leiden würden. Du hast gesagt, dass du
hoffst, dass das Kind von Sonja nicht unter den
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