Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 114 von 118
vielleicht einmal nachwassern, auch wenn der Compress Verlag im weitesten Sinne zur Familie gehört.
Das Märchen aus
Tausendundeiner Nacht ist vom Vorredner auch kurz angesprochen worden, das ist
das mit den goldenen Tischdecken. Ich habe mir das extra noch einmal erklären
lassen, was "goldene Tischdecken" heißt. Wie viele Veranstalter in
der Stadt machen im Winter einen Ball dazu, dass sie nachher ein Defizit in der
Kassa haben? Die meisten Vereine und anderen Organisationen machen Bälle, um
etwas Geld in die eigenen Kassen zu spielen; die Symphoniker machen einen Ball
und verlieren dabei 41 000 EUR. Alles egal, weil das Geld sowieso
nachgeschoben wird, Ende nie!
Goldene Tischtücher liegen
dort. Das Kontrollamt hat einen Haufen anderer Punkte kritisiert. Weiße
Elefanten - der ehemalige Generalsekretär läuft bei vollen Bezügen spazieren;
so hat das „profil" das genannt. Und über die Betriebspensionen sage ich
nichts, die führen bei den Symphonikern leider dazu, dass die Kassen längst
leer sind.
Solche Beispiele finden
sich sonder Zahl, und deswegen wäre es günstig, wenn das alle lesen würden.
Jetzt glaube ich, dass einige Politikerinnen und Politiker der Opposition
tatsächlich diese Berichte lesen; ich befürchte, dass das die Mehrheitsfraktion
etwas seltener tut. Ich würde es aber ernsthaft empfehlen, weil das Kontrollamt
sich ohnehin bemüht, eine Sprache zu nehmen, sage ich einmal, wo man die Kritik
mitunter annehmen könnte.
Wenn man die Vorschläge
alle umsetzen würde, würden wir uns da herinnen über ein paar Millionen mehr
unterhalten können, die wir für etwas anderes ausgeben können. Da könnten
allerhand Einsparungen passieren, wenn man das alles ernst nimmt.
Da sind wir beim
Hauptproblem, dem Problem, das wir immer haben, wenn wir übers Kontrollamt
sprechen, nämlich nicht dem Problem des Kontrollamts, sondern: Was passiert mit
den vielen guten Ratschlägen? Die kann man umsetzen oder nicht umsetzen. Für
die Kontrolle der Kontrolle sind natürlich von den weniger als hundert
Beschäftigten nur noch ganz wenige abstellbar; logisch, weil ja die
Kontrolltätigkeit ein großes Volumen umfasst und die Kontrolle der Kontrolle -
das wissen diejenigen, die zuerst kontrolliert wurden - zwangsläufig gering
ausfällt. Deswegen heißt das Ergebnis oft: Schmeck's! Die sporadischen
Nachkontrollen sind einfach nicht ausreichend.
Ich bedanke mich beim
Kontrollamt, bei allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern für die umfangreiche Arbeit. Aber ich möchte mich nicht
nur beim Direktor des Kontrollamts und den MitarbeiterInnen bedanken, sondern
auch bei der Vorsitzenden des Kontrollausschusses, bei Waltraut Antonov!
Immerhin hat sie
durchgesetzt - natürlich geht das auch nur in Zusammenarbeit mit anderen
Fraktionen -, dass es eine Neuerung gibt, die zumindest einmal angekündigt ist,
nämlich im Bereich Transparenz. Im letzten Jahr, im vorletzten Jahr gab es bei
der Debatte immer eine Diskussion darüber, warum die Berichte so spät
öffentlich werden, wenn sie ohnehin schon dreimal irgendwo anders gewesen sind.
Warum kann nicht die Öffentlichkeit zu all diesen Berichten vorher Zugang
haben? (GR Mag Thomas Reindl: Die Homepage ... nicht die einzige!)
Es wurde zugesagt und
ausgemacht, dass in Zukunft die Berichte nicht viele, viele Monate später hier
diskutiert werden, sondern zeitgleich, wenn sie den einzelnen Fraktionen zur
Verfügung gestellt werden, ins Internet gestellt werden für jeden Bürger und
jede Bürgerin. Dann können die ebenfalls die Geschichten über Ihre
Familienpolitik und die Märchen aus Tausendundeiner Nacht verfolgen. Dann
schlafen alle ein Stück besser, so hoffe ich wenigstens. - Vielen Dank. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Kenesei. Ich erteile es ihm.
GR Günter Kenesei (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Vorsitzende!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich bin ja fast verleitet,
diese 25 Minuten auszuschöpfen, weil wir seit Langem wieder - ich habe
nachgeschaut - vor 22 Uhr zur Debatte des Kontrollamtsberichtes, des
Jahresberichtes kommen. Es würde beinahe genau passen: In 20 Minuten
wäre es zehn Uhr.
Meine Vorrednerin und meine Vorredner haben sehr
viele Punkte bereits angerissen, die einfach immer wieder bei den
Kontrollausschusssitzungen Thema sind, egal, wo man hingreift, sei es der
Zustand der Pflichtschulen - mit der privaten Saunaanlage und der
Infrarotkabine der Schulwarte -, bis hin zum Kultur-Selbstbedienungsladen, der
des Öfteren einer Prüfung unterzogen wurde, bis hin zu den Bautätigkeiten mit
unzureichenden internen Kontrollmechanismen, wo erst das Kontrollamt und die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Missstände aufmerksam gemacht haben.
Um das alles dreht sich Jahr für Jahr die Arbeit des
Kontrollamtes mit Direktor Hechtner an der Spitze, bei dem ich mich recht herzlich
für die Arbeit bedanke und den ich bitte, das auch seinen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern weiterzugeben. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir haben immer wieder die Diskussion bezüglich des
Zeitpunkts der Debatte am Ende der Rechnungsabschlussdebatte, zu einem sehr
unglücklichen Zeitpunkt, de facto unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ich
glaube nicht - und das unterstelle ich auch nicht der Mehrheitsfraktion -, dass
es sich um eine Abwertung der Arbeit des Kontrollamtes handelt. Ich glaube
einfach, dass sich noch niemand wirklich intensiv Gedanken darüber gemacht hat,
vor allem bei der SPÖ, das an einen anderen Zeitpunkt zu verlegen.
Denn es würde zum Beispiel Sinn machen, es an den
Beginn der Rechnungsabschlussdebatte zu setzen, einmal das Kontrollamtsjahr
Revue passieren zu lassen, bevor man mit dem Rechnungsabschluss beginnt, und
dann auch im Lichte dieser Kontrollamtsprüfung des vergangenen Jahres den
Rechnungsabschluss zu debattieren. Es wäre durchaus ein interessanter Ansatz,
das am Beginn zu machen. (Beifall bei der ÖVP.)
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