Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 113 von 118
vielen Bereichen einfach keine Verbesserung gibt, auch wenn immer wieder die Fehler aufgezeigt werden. Das ist manchmal frustrierend, die Missstände sollten natürlich abgestellt werden. Wir haben Hoffnung, dass sich vielleicht im System des Kontrollamtes etwas ändert und das dann dazu führt, dass Dinge auch abgestellt werden.
Es wäre natürlich auch interessanter, über die
Kontrollamtsberichte früher debattieren zu können, nämlich dann, wenn sie
erstellt werden, und vielleicht in den folgenden Gemeinderatssitzungen. Denn es
ist ja immer auch für die entsprechenden Ausschüsse sehr interessant, darüber
zu hören und das auch näher gebracht zu bekommen, nicht so wie hier jetzt viele
Monate später. Wir werden also sehen, ob sich diesbezüglich etwas ändert.
Dem Bericht stimmen wir jedenfalls zu. Wie gesagt, wir sind ja dankbar dafür, dass es die
Arbeit gibt, die immer wieder einen tiefen Einblick in das Geschehen der Gemeinde
Wien bietet. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort
gemeldet ist Herr StR Ellensohn. Ich erteile es ihm.
StR
David Ellensohn: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Das Lesen dieser Berichte
des Kontrollamts ist immer sehr interessant, weil so viele unterschiedliche
Themen berührt sind. Da geht es einmal um die PISA-Studie im weitesten Sinn,
einmal um Familienpolitik und einmal um Märchen aus Tausendundeiner Nacht und
das alles auf einer einzigen CD. Das finde ich persönlich sehr bereichernd,
wenn ich es durchlese, weil es eben jedes Mal etwas anderes ist. Ich möchte
auch kurz erklären, worum es mir dabei geht.
Die PISA-Studie-Defizite:
Die Defizite im Grundrechnen sind sagenhaft und kommen in ganz vielen Fällen
vor. Einer davon betrifft „Herrmanns Park" beziehungsweise „Herrmanns
Strandbar", da hat jemand eingereicht und behauptet: Mit 50 000 EUR
werde ich ein tolles Projekt aufziehen.
Nichts gegen das Projekt
an sich, aber das tolle Projekt war dann bei der ersten Schätzung bei
185 415,31 EUR angelangt! Also immerhin hat man Cent-genau einen
Vorschlag machen können. Leider hat man sich nicht um den einen Cent
verrechnet, sondern statt der zuerst angenommenen 50 000 und der dann
geschätzten 185 000 ist es in der Schlussabrechnung auf nicht mehr ganz so
bescheidene 308 157,84 EUR angeschwollen. 308 000 EUR statt
50 000 EUR und ein Haufen anderer Kleinigkeiten, die bei der Auflage
dabei waren und nicht erfüllt wurden. Der Bestandvertrag wurde von der
MA 30 schlicht überprüft. So steht das im Bericht des Kontrollamts.
Aber es gibt auch
Einnahmen, diesen 308 000 an Ausgaben stehen auch Einnahmen gegenüber. Es
gibt ja einen langen Vertrag mit dem Betreiber, nämlich bis 31. Dezember
2015. Das ist doch eine Weile lang. Man darf ihn allerdings auch etwas früher
kündigen, fünf Jahre früher. Aber nehmen wir einmal an, er läuft wirklich bis
31.12.2015, dann macht die Stadt doch eine satte Einnahme. Es kostet also
308 157 EUR - zur Erinnerung -, und bis Ende 2015 gibt es
Gesamteinnahmen von 30 240 EUR. Nicht pro Jahr, sondern insgesamt bis
2015! Pro Jahr sind es nämlich 2 400 EUR, und weil es eine
kostengünstige Schätzung war, hat er im ersten Jahr nur 50 Prozent
bezahlen müssen: 1 200 EUR.
So einen Vertrag hätte ich
gerne, wenn ich so etwas machen würde. Der Erste, der so etwas haben will - ich
darf das wahrscheinlich nicht annehmen, weil es unlauter wäre, aber ich glaube,
die Leute werden Ihnen die Türe einrennen, wenn sie solche Verträge vorgelegt
bekommen.
Noch schöner
zwischendurch, und viel, viel, viel mehr Geld - das habe ich dann unter
Familienpolitik subsumiert, das haben wir hier schon oft besprochen. Da fragt
man sich allerdings, wie man es das nächste Mal besser machen will, weil das
nächste Mal erst in neun Jahren sein wird, nämlich im Jahr 2016. Bis dahin kann
man an dem Vertrag leider nicht mehr viel rütteln, und dann werden wir nicht
mehr alle hier in dem Haus sein. Das ist der Compress Verlag, der hat einen
Zehnjahresvertrag abgeschlossen und bekommt dafür bescheidene
146 380 000 EUR. Im Vertrag gibt es keine Regelung über das
Berichtswesen und eventuelle Evaluierungen der Leistungen, sagt das Kontrollamt.
Es sind nur 146 Millionen, kein Problem!
EU-weite Ausschreibung -
das haben wir auch schon ein paarmal diskutiert -, am Schluss drei Bewerber,
zwei davon sofort aussortiert, nur einer kommt zum Zug. Das Kontrollamt sagt:
Könnte man nicht das nächste Mal vielleicht überlegen, ob man bei künftigen
Ausschreibungen bereits im Vorfeld - wenn man nämlich erahnen könnte, dass es
nicht allzu viele sind - wettbewerbsfördernde Maßnahmen setzt? Das ist ganz
vorsichtig formuliert, in der Sprache des Kontrollamts, aber könnte man das
nicht tun?
Die Antwort ist auch
ziemlich lapidar, sie heißt - na ja, wir reden von 146 Millionen EUR
-, die Antwort lautet, ob man das jetzt will, wettbewerbsfördernde Maßnahmen
oder nicht: Diesbezüglich wird die MA 53 in Zukunft eine
Kosten-Nutzen-Analyse anstellen. - Ob man sich das quasi überhaupt anschauen
soll: 146 Millionen. Eine Kosten-Nutzen-Analyse, ob man überhaupt möchte,
dass es in der Frage einen Wettbewerb gibt.
Übrigens:
Compress, gerade noch einmal überprüft - weil man uns immer gesagt hat, wie
toll das nicht funktioniert. Sie finden die Auslandsbüros wohl auf der
Homepage, immerhin mit einer Adresse in jeder Stadt, Sie können auch einen
Brief hinschreiben - früher war das eine sehr bevorzugte Art und Weise zu
kommunizieren -, fürs Anrufen müssen Sie die Telefonnummer selbst herausfinden,
weil sie nicht dort steht, und Internet gibt es offensichtlich noch nicht in
allen elf Städten, weil das Internet auch nirgends dabeisteht. Sie haben dann
also mit Müh und Not eine Adresse, wo Sie ein Brieferl hinschreiben können -
bei dem Volumen an Geld, noch dazu, wo man das hier schon mehrfach gesagt hat!
Früher sind die Adressen ja gar nicht dort gestanden, jetzt gibt es wenigstens
eine Adresse. Da könnte man also
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