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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 96 von 118

 

Gemeinderäte und Gemeinderätinnen im Gemeinderat auch über die Kultursubventionen und den Rechnungsabschluss ab. Daher wäre es doch klug, allen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten auch den Kulturbericht zukommen zu lassen! So würde sich zum Beispiel auch meine Kollegin Susanne Jerusalem freuen, wenn sie um 9 Uhr in der Früh kommt, den Kulturbericht durchblättern zu können! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich weiß, er ist auch im Internet vorhanden! Ihn aber auf Papier zu haben, ist auch ganz angenehm. Ich sag Ihnen ganz ehrlich: Es gibt gewisse stille Orte, wo man gerne ein bisserl blättert, und dorthin kann man Webseiten schwer mitnehmen! (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 

Zu ein paar Auffälligkeiten, auf die wir im Kulturbericht aufmerksam wurden. – Kollegin Straubinger hat bereits den Wert der Literatur erwähnt. Tatsache ist, dass bei der Literatur die Förderungen zurückgegangen sind. 2005 waren es 1,3 Millionen EUR, und 2006 waren es 920 EUR. Das ist ein deutliches Minus, das sich mir noch nicht erhellend erklärt.

 

Sehr auffällig sind auch die dramatischen Kürzungen im Bereich Film, Kino und Video von 11 700 000 EUR im Jahr 2005 auf 6 200 000 im Jahr 2006. – Ich weiß natürlich, dass dem Filmfonds auch auf Grund der Tatsache weniger zugute gekommen ist, dass da jetzt Rücklagen abgebaut werden, die entstanden sind, weil man den Filmfonds ein bisschen mit einem Investitionsfonds verwechselt hat, wie wir durch das Kontrollamt erfahren haben. Ich hoffe aber sehr, dass wir, wenn wir in einem halben Jahre über das Budget diskutieren, wieder von einer deutlichen Steigerung bei der Kino- und Filmförderung sprechen können.

 

Wir haben die Kinoförderung schon sehr oft erwähnt, und es ist eine immer wiederkehrende Tatsache, dass es keine Investmentförderungen mehr gibt; dabei belasse ich es jetzt einmal. Betreffend Filmförderung halte ich es aber schon für sehr sinnvoll, für Budgetgerechtigkeit zu sorgen, wie es meine Kollegin Ringler schon angesprochen hat. Ich bin nämlich wirklich davon überzeugt, dass seit dem 20. Jahrhundert der Film wahrscheinlich einer der wichtigsten kulturellen Beiträge unserer Zeit ist, weshalb es wohl im höchsten Sinne sinnvoll wäre, diesen ausreichend zu fördern!

 

Jetzt komme ich zu einem Kernpunkt, den auch meine Kollegin Straubinger schon angesprochen hat: Wir freuen uns wirklich sehr und halten es für sehr lobenswert, dass es einen Frauenbericht im Rahmen des Kunst- und Kulturberichts gibt. Und ich werde jetzt dazu sprechen, weil ich meine, dass Frauenpolitik auch von Männern getragen werden muss, weil sie sonst ja nicht funktionieren würde! (Beifall von GRin Mag Sybille Straubinger und GRin Mag Maria Vassilakou.) Ich registriere „verhaltenen Applaus", Frau Stenographin! (Beifall und Heiterkeit bei den GRÜNEN und von GemeinderätInnen der SPÖ. – GR Christian Oxonitsch: Nach Aufforderung funktioniert es ja!)

 

Sehr auffällig, wenn es um die Frauenquoten geht, sind die Wiener Festwochen. Bei den RegisseurInnen, die bei den Wiener Festwochen Regie geführt haben, handelt es sich zu 19 Prozent um Frauen. Es klingt schon ganz gut, wenn man sagt: Das ist eh schon ein Fünftel. Wenn man dann aber sagt, dass es zu 80,8 Prozent Männer sind, dann klingt das doch wiederum ziemlich dramatisch!

 

Unter den KomponistInnen, die aufgeführt werden, sind 7,1 Prozent Frauen. Jetzt kann man sagen, dass das bei den KomponistInnen eine historische Erscheinung ist. Früher haben Frauen weniger komponiert, und wenn Klassik – Mozart und dergleichen – gespielt wird, ist es natürlich schwierig, eine gute Frauenquote zu bekommen. Aber sprechen wir einmal über zeitgenössische KomponistInnen: Da gehen Kompositionsaufträge zu 83 Prozent an Männer.

 

Bei den DirigentInnen hätten wir uns das Binnen-I im Frauenbericht ausnahmsweise sparen können, denn unter den DirigentInnen sind 0 Prozent Frauen! Gratuliere! Bei den AutorInnen sind 13 Prozent Frauen und 87 Prozent Männer. Beim Bühnenbild sind 26,9 Prozent Frauen und 73 Prozent Männer. Und wo haben Frauen bei den Wiener Festwochen eine Mehrheit? – Von den KostümbildnerInnen sind 55 Prozent Frauen; das ist aber auch ein traditioneller Frauenberuf.

 

Wir sehen also, dass auch hier teilweise Klischees sichtbar werden. Deswegen ist es so gut, dass es einen Frauenbericht gibt, und deshalb sind wir wirklich dankbar, dass es ihn gibt. Da ist noch viel aufzulösen!

 

Erstaunlich ist, dass auch Film, Video und neue Medien noch ausgesprochen in männlicher Hand sind. Nur 17,5 Prozent der Filminstitutionen haben heute eine weibliche Leitung, von den 15 geförderten Kinos werden nur vier von Frauen geleitet. 16 Prozent der gesamten Fördersumme für Netzkultur gingen an Frauen beziehungsweise an von ihnen geführte Vereine. Der Anteil der Filmemacherinnen – mit kleinem i –, deren Werke 2006 in österreichischen Kinos zu sehen waren, hat sich erfreulicherweise im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt; allerdings sind es auch nur 32 Prozent.

 

Sehr gut schaut es im Wissenschaftsbetrieb aus. Meine Kollegin Smolik wird dann zur Wissenschaft noch mehr sagen. Ein typisches Frauenklischee ist mir aber auch da aufgefallen: Bei den Wiener Vorlesungen sind immerhin 55,6 Prozent Moderatorinnen. Moderieren dürfen Frauen also zu einem relativ großen Anteil, da geht es aber nur um die Vorbereitung für die Vortragenden, und unter den Vortragenden sind nur 14,9 Prozent Frauen.

 

Man sieht also, dass es da noch einen großen Nachholbedarf gibt! – Ich hätte dazu eine Idee – das ist aber kein Antrag –: Wie wäre es, wenn man Kulturinitiativen und Kulturvereine belohnt, wenn sie in allen Bereichen eine 50-Prozent-Frauenquote schaffen? Man könnte dann sagen: Okay, ihr habt jetzt 50 Prozent Frauenquote in allen Bereichen, daher bekommt ihr von uns 5 Prozent oder 10 Prozent der geförderten Summe bei einer Deckelung von 10 000 EUR. – Das wäre doch einmal eine Idee, wie man auch in einem Kulturbetrieb, also in einem Bereich, der prinzipiell sehr fortschrittlich ist und in dem sehr gescheite Menschen sind, in dem es aber noch

 

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