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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 95 von 118

 

vorhaben, können Sie sich diese Ausstellung anschauen, sie ist in der Felderstraße gleich neben dem Rathaus!

 

Auch hier greifen die Räder sozusagen ineinander, und es gibt als dritte Säule für bildende Kunst viele Orte unter dem Motto „Kunst im öffentlichen Raum", die man etwa auf dem Wallensteinplatz, auf dem Dach der Wienbibliothek, in der U-Bahn-Passage auf dem Karlsplatz genauso wie bei der Hauptbücherei am Gürtel findet. Kunst im öffentlichen Raum ist eine ganz zentrale und wichtige Art und Weise, Kunst zu erfahren und sich mit Kunst auseinanderzusetzen: Sie ist nicht elitär, man muss keine Hemmschwellen abbauen, und sie prägt die Stadt sichtbar. Ich glaube, das ist eine ganz wesentliche Einrichtung und Maßnahme, die von mehreren Ressorts getragen wird und die die Kunstszene in dieser Stadt, die immer mehr auch zu einer Szene der bildenden Kunst wird, deutlich bereichert.

 

Beim Rechnungsabschluss ergibt sich im Wesentlichen auch die Gelegenheit, sich zu vergegenwärtigen, was sich im abgelaufenen Jahr alles ereignet hat. Leider kann ich jetzt nicht über alles berichten beziehungsweise alles aufzählen, denn das wäre zu viel für 25 Minuten. Ich möchte nur einige Schlagworte erwähnen und vielleicht ein paar Highlights bringen.

 

So möchte ich zum Beispiel festhalten, dass der Frauenkulturbericht, der die Frauen im Kunst- und Kulturbetrieb sichtbar macht, heuer bereits zum sechsten Mal erschienen ist. Dieser hat eine Vorreiterfunktion im Rahmen des Gender Mainstreaming, und es zeigt sich, dass sich in jenen Bereichen, in denen die Stadt teilweise auch direkten Einfluss hat, die Geschlechterverhältnisse deutlich verbessert haben. Das zeigt aber leider auch, dass es sicherlich noch einige Zeit dauern wird, bis ein eigener Frauenkulturbericht nicht mehr notwendig sein wird. Und es wird voraussichtlich in allen Ressorts noch einige Zeit brauchen, bis Frauenquoten beziehungsweise Frauenförderprogramme nicht mehr notwendig sein werden.

 

Aber zumindest in einem Bereich hat es jetzt schon einmal gut funktioniert, nämlich im Bereich der Literatur. Bei der Aktion „Eine Stadt. – Ein Buch", die es jetzt auch schon länger gibt, kam im letzten Jahr erstmals das Buch einer Frau zum Tragen, nämlich „Sehr blaue Augen" der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison.

 

Wenn man sich den Kunst- und Kulturbericht anschaut, dann kann man auch erfahren, dass Literatur nicht unbedingt etwas ist, was man nur zu Hause am Sofa oder im Bett genießen kann, sondern dass Literatur insgesamt ein wichtiger Faktor in dieser Stadt ist. So hat es allein im April 150 Literaturveranstaltungen in dieser Stadt gegeben.

 

Ein weiteres Beispiel dafür ist das Jubiläum „150 Jahre Wienbibliothek": Dieses gab Anlass für viele Neuerungen, etwa für die Schaffung einer CI und für eine verstärkte Dialogorientierung, was letztlich dazu geführt hat, dass die Stadt erstmals eine eigene Erotikhotline betrieben hat.

 

Weiters möchte ich das Wien Museum nennen: Während die Klimtbilder für Österreich für immer verloren gegangen sind, hat das Wien Museum im Zuge seiner vielen Aktivitäten auch vier Schiele-Bilder angekauft, diese für die Wiener und Wienerinnen zu einem wertvollen Gut gemacht und somit einen wichtigen Kunstbeitrag geleistet. – Und diese Liste ließe sich natürlich fortsetzen.

 

Ich habe von gestern noch in Erinnerung, dass sich Kollege Ellensohn gefragt hat, woran sich denn der politische Erfolg eines Rechnungsabschlusses messen lässt. – Im Kulturbereich sind für mich mehrere Faktoren relevant, das lässt sich ja nicht an einem Faktor messen.

 

Ganz wichtig ist für mich, dass sich alle WienerInnen im Kulturangebot der Stadt wiederfinden. Dazu gehören zum Beispiel auch das Sommertheater und das Donauinselfest. Weiters soll auch Kultur gefördert und unterstützt werden, die nur eine kleine Minderheit anspricht; dazu gehört zum Beispiel auch „Identities". Selbstverständlich soll es Bewegung statt Stillstand und Mut zur Veränderung geben. Außerdem ist wichtig, dass Kultur und Kunst neues Publikum erschließen und sich direkt an die Menschen wenden wie zum Beispiel Kunst im öffentlichen Raum oder „Bezirkskultur".

 

Zu dem, was Kollege Stefan ganz am Anfang kritisiert hat, ist unsere Antwort: Kultur der Vielfalt. Ich glaube, damit lässt es sich mit einem Satz zusammenfassen: Wir betreiben eine Kultur der Vielfalt, und diese Vielfalt – und damit komme ich jetzt zum letzten Punkt, der aber sehr wichtig ist – wäre nicht möglich ohne die KünstlerInnen, aber vor allem auch die MitarbeiterInnen des Kulturressorts, die ihre Ideen und ihr Engagement einbringen und die sozusagen die Mütter und Väter dieses Erfolgs sind! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist nun Herr GR Schreuder. Ich erteile es ihm.

 

GR Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus): Einen wunderschönen guten Abend! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Ich sehe frische und wache Köpfe. Wir sind zwei Tage da, und wir sind voll Elan bei der Sache! Das muss doch an der Kultur liegen, über die wir hier sprechen!

 

Wir sind jetzt fast am Ende der Liste der Redner und Rednerinnen, und ich werde wirklich versuchen, mich kurz zu halten. Ein paar allgemeine Überlegungen möchte ich aber doch anstellen. Ich bringe keine Anträge, sondern mache nur ein paar Vorschläge, über die man nachdenken und diskutieren kann. Ich werde ganz konstruktiv sein.

 

Zum Kulturbericht: Meine Kollegin GRin Ringler hat schon gesagt, dass es wirklich schwierig ist, wenn man am selben Tag, an dem man zu einem Thema sprechen soll – und ich habe heute Vormittag auch schon reden müssen –, nebenbei noch den Kulturbericht studieren muss, um diese Rede vorzubereiten. Ich bitte daher ganz einfach darum, uns diesen Bericht früher zu liefern! Das wäre sehr angenehm!

 

Darüber hinaus ging der Wissenschaftsbericht an alle Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, was ich für sehr sinnvoll halte. Der Kulturbericht ging hingegen nur an die Ausschussmitglieder. Nun stimmen aber alle

 

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