Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 118
Klubchef Matthias Tschirf begrüßt die Öffnung. Jenen,
die sozial bedürftig sind, sollte man entsprechende Wohnungen einräumen,
selbstverständlich auch Ausländern.“
Und jetzt sind wir beim Punkt: Das sind alle! Das
sind alle, Frau Kollegin! Da gibt es kein Bonussystem! Das sind alle. Das war
immer Ihre Meinung. Denn alle, die aus Ihrer Sicht bedürftig sind, Ausländer
und Inländer, können eine Gemeindewohnung bekommen. Und die Ausländer und
Inländer, die nicht bedürftig sind, bekommen keine. Deshalb sind es alle
Ausländer, für die Sie eine Wohnung im Gemeindebau fordern, und nicht nur ein
Teil! Und das Bonussystem ist überhaupt ein Schmarren, weil es rechtlich nicht
hält! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster gelangt Herr GR Schreuder zu Wort. –
Bitte. (Zwischenruf von GRin Mag Sirvan Ekici.)
Ich habe den Kollegen schon aufgerufen! Sie müssen das
der Schriftführerin sagen! Jetzt ist Kollege Schreuder an der Reihe, und Sie
kommen nachher dran!
GR Marco Schreuder
(Grüner Klub im Rathaus): Es wäre
schon okay gewesen, wenn die Kollegin drangekommen wäre. Aber ich danke für das
Wort!
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein Thema ist zwar ein anderes, aber ein paar Sätze
möchte ich doch noch zur Debatte von soeben sagen.
Ich bin seit 2005 österreichischer Staatsbürger und
war es vorher nicht. Und ich möchte schon festhalten, dass ich überrascht bin,
dass man mir sozusagen die Staatsbürgerschaftsrechte zweiter Klasse zuerkennen
möchte! Also: Wenn ich eingebürgert bin, dann will ich die gleichen Rechte!
Punkt. Meine persönliche Identität ist ein Aspekt, mein Rechtsverhältnis zum
Staat ist ein anderer Aspekt. Das sind zwei Paar Schuhe, das hat nichts
miteinander zu tun. Und ich meine, es ist wichtig, wenn man das hier einmal
sagt! (Beifall bei den GRÜNEN.)
In einem anderen Bereich muss ich Kollegin Ekici aber
verteidigen, das ist mir auch wichtig: Sie macht sich immerhin Gedanken über
die Politik, die in dieser Stadt gemacht wird, und über die Konflikte, die es
in dieser Stadt gibt. Etwas hilft aber auf jeden Fall sicherlich nicht: Wenn
man beim Rechnungsabschluss zwei Tage hier steht und sagt: In Wien ist alles
super! Wir haben überhaupt keine Probleme! Alles läuft bestens! Es gibt keine
Konfliktherde: Da hat einer ein bisschen herumgeballert, aber was kümmert uns
das! Unser Rechnungsabschluss ist super!
So geht das wirklich
nicht! Da muss ich Frau Kollegin Ekici recht geben, auch wenn wir sonst andere
Ideen haben! So kann man nicht Politik machen! Da ist die Sozialdemokratie
gefordert. Wenn man zur Zeit des Rechnungsabschlusses immer nur hört, wie super
alles ist, ohne dass auch gesagt wird, dass es Probleme in der Stadt gibt und
wie man diese lösen will, dann halte ich das, ehrlich gesagt, für unerträglich!
(Beifall bei den GRÜNEN und von Gemeinderäten der ÖVP.)
Mein heutiges Thema ist der Antidiskriminierungsstelle
für gleichgeschlechtliche Lebensweisen zuzuordnen. Ich glaube, ich bin wieder
einmal der einzige Redner dazu, was mir, wie immer, ganz furchtbar leid tut.
Deshalb erlaube ich mir eben, auch zu dieser Geschäftsgruppe einige Worte zu verlieren.
Die Wiener Antidiskriminierungsstelle für
gleichgeschlechtliche Lebensweisen wurde 1998 ins Leben gerufen. Es war damals
ein rot-grünes Projekt der Frau StRin Brauner und der grünen
StRin Huemer. Ich war damals noch nicht da. Ich möchte mich bei dieser
Gelegenheit aber bei der Wiener Antidiskriminierungsstelle für
gleichgeschlechtliche Lebensweisen für die sehr gute Arbeit bedanken, die sie
seit dieser Zeit geleistet hat!
Am 30 Juni, also am kommenden Samstag, werden
wieder Tausende Lesben, Schwule und Transgender, aber auch Heterosexuelle
andersrum über die Ringstraße ziehen, um im öffentlichen Raum zu feiern, sich
sichtbar zu machen und zu zeigen, dass man sich nicht verstecken muss.
Gestern hat mein Kollege Gudenus davon gesprochen,
dass in dieser Stadt Politik für „Randgruppen“ gemacht wird. Herr Kollege
Gudenus! Was, bitte, ist eine Randgruppe? Wenn man eine Gesellschaft in
Randgruppen einteilt, dann wird jede Gruppierung irgendwie zu einer Randgruppe.
Dann würden hundert Prozent der Wienerinnen und Wiener letztlich zu einer
Randgruppe gehören! So wären zum Beispiel Burschenschaften eine Randgruppe
beziehungsweise eine Randerscheinung.
Herr Kollege Gudenus! Liebe Freiheitliche Partei!
Etwas müssen Sie sich schon gefallen lassen! Dass Minderheiten sich im Zentrum
der Politik befinden und ihren Job machen, so wie ich zum Beispiel, das gehört
nun einmal dazu! Auch ich bin gewählt worden, Herr Kollege! (Zwischenruf von
GR Anton Mahdalik.) Eine Mehrheit? Ja, das stimmt! Aber wenn eine Mehrheit
über Minderheiten spricht, sollte sie besondere Sensibilität an den Tag legen,
und das verlange ich auch von der Freiheitlichen Partei! (Zwischenrufe bei
der FPÖ.)
Reden wir nun aber von den wirklich wichtigen Themen,
die in dieser Stadt und in diesem Land anstehen. Und da komme ich jetzt nicht
umhin, über die Bundespolitik zu sprechen. Wir haben immer sehr viele
gemeinsame Anträge hier im Gemeinderat eingebracht und die Bundesregierung
aufgefordert, endlich aktiv zu werden. Die Sozialdemokratie hat das immer mit
unterstützt. Jetzt sitzen Sie selbst in der Bundesregierung, aber die
Koalitionsvereinbarung, die uns vorgelegt wurde, war mehr als enttäuschend. Das
muss man einfach so sagen. Man hört jetzt oft von der „Umfallerpartei SPÖ“.
Im Wahlkampf wurde uns sehr viel
versprochen, von eingetragener Partnerschaft sogar bis zur Öffnung der Ehe. (GR Godwin Schuster: Wir sind noch immer
dafür!) Das ist mit Fotos von Gusenbauer in ganz vielen Szenemedien
inseriert worden. Bislang fehlt mir aber jegliche Spur! Diesbezüglich höre ich
derzeit erstaunlicherweise mehr aus den Reihen der ÖVP. Das ist interessant!
Die ÖVP ist derzeit sehr präsent in den Medien mit allen möglichen
Vorstellungen, wie man nämlich so wenig wie möglich für die Gleichstellung von
Lesben und
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