Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 118
Schwulen macht. Aber das ist immerhin ein bisschen
etwas, die SPÖ ist hingegen ganz ruhig!
Ich glaube, der Bundeskanzler ist doch
Sozialdemokrat! Oder irre ich mich? Ich habe nämlich nichts von ihm gehört! (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Man
muss nur die Ohren aufmachen!) Ich meine, es wäre einmal ganz angebracht,
wenn auch die SPÖ ganz klar und deutlich sagen würde, was sie vom
Koalitionspartner verlangt. Bei den Koalitionsverhandlungen ist das nämlich
ganz offensichtlich nicht geschehen! (GR Dr Kurt
Stürzenbecher: Das stimmt überhaupt nicht! Das ist die glatte Unwahrheit!)
Also wenn ich mir die Koalitionsvereinbarungen ansehe, dann muss ich
feststellen, dass die Gleichstellung von Lesben und Schwulen mit keinem
einzigen Wort erwähnt wird! – Gratuliere! Super verhandelt, liebe SPÖ!
Danke!
Aber es gibt auch Politik in dieser Stadt. Am
21. April 2007 gab es einen Landesparteitag der Sozialdemokraten, und
da habe ich etwas Interessantes erfahren, und ich kann jetzt nur hoffen, dass
die Wiener SPÖ gescheiter ist als die SPÖ Rudolfsheim-Fünfhaus. Da gibt es
nämlich einen Antrag, man möge eine Beratungsstelle für Lesben, Schwule und
Transgender im AKH einrichten. – Hallo!? Die WHO hat Homosexualität schon
längst von der Liste der Krankheiten gestrichen! Was soll dann bitte eine
Beratungsstelle für Lesben, Schwule und Transgender in einem Krankenhaus? Was
soll das? Das kann ja wohl nicht euer Ernst sein?
Ich hoffe, dass das nie und nimmer Tatsache wird!
Beim Landesparteitag wurde beschlossen, dass es eine Zuweisung an den
Gemeinderatsklub der SPÖ gibt, und deswegen wende ich mich jetzt an euch.
Lieber Gemeinderatsklub der SPÖ! Bitte verhindert diese Idee, eine
Beratungsstelle in einem Krankenhaus einzurichten! Ich traute meine Augen
nicht, als ich diesen Antrag sah – ich zitiere: „Der Wiener
Landesparteitag fordert daher die zuständigen Stellen der Stadt Wien auf, für
eine ausreichende personelle und räumliche Ausstattung des in Erstehung
befindlichen Beratungs- und Betreuungszentrums für Lesben, Schwule, Bisexuelle und
Transgender-Personen, das sich derzeit an der Universitätsklinik für
Frauenheilkunde am AKH befindet, zu sorgen.“
Das ist ein Antrag! Ich habe ihn hier schwarz auf
weiß! Das ist eine Repathologisierung von Homos und Transsexualität. Das werden
wir nicht zulassen! Aus! (Beifall bei den
GRÜNEN. – Lebhafte Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.)
Jetzt bin ich am Wort! Meldet euch nachher zu Wort
und erklärt mir, was dieser Antrag bei eurem Landesparteitag soll! Danke! (Weitere
Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.)
Damit man in dieser Stadt auch Gleichstellungspolitik
macht, die diese Bezeichnung verdient, haben wir einige Anträge vorbereitet,
und ich hoffe sehr, dass die Sozialdemokratie – wenn es schon im Bund
nicht gelingt – auf Wiener Ebene ihre eh in weiten Teilen gute Arbeit
fortsetzt und dass der eine oder andere Antrag angenommen wird. Das hoffe ich
immer.
Zum nächsten Thema, das mir wichtig ist: Nächstes
Jahr wird in Wien die EURO 2008 stattfinden, und ich freue mich sehr darauf,
wenn ich auch als eingebürgerter Ausländer manchmal eine kleine orange Brille
trage. Wien wird hoffentlich ein Gastgeber mit einem Lächeln sein! Und ich
hoffe, Europa wird willkommen geheißen werden. Wir freuen uns alle darauf, dass
wir eine weltoffene, freundliche, sportbegeisterte Stadt sein können!
Zur Weltoffenheit gehört natürlich auch einiges dazu,
was man politisch machen kann. Im Fußball gibt es schon sehr viele Initiativen
gegen Rassismus, sie reichen aber noch nicht aus. Meine Kollegin Korun hat da
auch ihre Erfahrungen gemacht. Man kann im Fußball betreffend den Bereich
Antirassismus nie genug tun!
Ein Tabuthema gibt es aber auch, und das ist die
Homophobie. Es gibt immer noch unzählige Sprechchöre und Sprechgesänge, die wir
tagtäglich auch im Fernsehen hören dürfen, aber kein Mensch regt sich darüber
auf! Die Fan-Verantwortlichen wollen nicht gerne darüber reden. Man lässt sie
halt singen, man will sich mit den Fan-Klubs nicht anlegen. (GR
Dr Herbert Madejski: Das werden sie von der Stadt Wien gelernt haben!)
Ja, von der Stadt Wien!
Der einzige Verein und
Fan-Klub, der in Wien sehr viel getan hat – das kann mir Kollege
Stürzenbecher sicherlich bestätigen –, ist der Wiener Sportklub gemeinsam
mit den FreundInnen der Friedhofstribüne: Letztere haben eine sehr klare
antidiskriminatorische Haltung dazu und haben auch sehr tolle Aktionen am
Fußballplatz selbst gemacht.
Wir sind der Meinung, dass Fußball, eventuell neben
der ÖVP und der FPÖ, eine der letzten homophoben Bastionen ist, wir hoffen
allerdings, dass sich bis zur EURO 2008 alle Wienerinnen und Wiener auf
dieses Großereignis freuen können!
Daher stelle ich folgenden Antrag:
„Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass
die Stadt Wien bis zur EURO 2008 eine Kampagne gegen Homophobie im Fußballsport
und in den Wiener Fußballstadien durchführt.“ (Zwischenruf von GR Mag
Wolfgang Jung.) Herr Kollege Jung! Ich habe Sie jetzt nicht verstanden.
Aber ich denke mir, dass Ihnen das nicht gefällt! (GR Kurth-Bodo Blind:
Nein! Das ist ja herzig!) „Herzig“ finden Sie das? Das freut mich sehr!
Nächstes Thema: In der Stadt Wien gibt es zahlreiche
betreute Wohngemeinschaften für Jugendliche, die Probleme haben. Viele
Jugendliche haben zum Beispiel auch das Problem, dass sie auf Grund ihrer
sexuellen Orientierung von zu Hause hinausgeschmissen werden. Transidente
Jugendliche haben in diesem Zusammenhang sehr große Probleme. Wir haben immer
wieder diesbezügliche Gespräche mit der SPÖ geführt: Wir würden uns wünschen,
dass solche betreute Jugend-WGs auch für lesbische, schwule, bisexuelle und
Transgender-Jugendliche eingerichtet werden. – Dementsprechend stelle ich
auch hiezu einen Antrag.
Einen weiteren Antrag möchte ich
im Hinblick auf Senioren und Seniorinnen stellen. Auf Grund der
Emanzipationsbewegung, die es zum Glück seit den 70er Jahren gibt, können
Menschen im Alltag offen zu ihrer
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