Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 118
Diktion „ob eingebürgert oder
nicht“ zeigt wirklich die Denkweise: Einmal Ausländer, immer Ausländer! Wenn es
nach Frau Ekici ginge, würde sie selbst natürlich Opfer dieser Idee werden. (Heiterkeit bei der SPÖ.)
Ich frage Sie, sehr geehrte
Damen und Herren: Vor welchem Verfassungsgericht soll dieser Gedanke eigentlich
halten? Erklären Sie mir den Unterschied zwischen eingebürgerten Ausländern,
Inhabern der österreichischen Staatsbürgerschaft und langjährigen
Österreichern! – Aber es war
damals, als das Ganze präsentiert wurde, wie gesagt, sehr heiß!
Ich verstehe noch immer
nicht, welche Menschen eigentlich in diese „Ekici-Quote“ fallen sollen! Soll es
an der Beherrschung der deutschen Sprache oder vielleicht am mehr oder weniger
fremdländischen Aussehen liegen? Sollen die MitarbeiterInnen von Wiener Wohnen
vielleicht Leute vormerken und dann Vormerkscheinbesitzer antanzen lassen und
prüfen, ob sie eingebürgert oder schon langjährige ÖsterreicherInnen sind? Oder
soll es vielleicht gar einen Ausländererkennungsbeauftragten bei Wiener Wohnen
geben?
Ich glaube, Sie haben sich
nicht wirklich ernsthaft Gedanken darüber gemacht! Pädagogen nennen solche Ideen
„gedankenkreativ“. Und was die Leute im Gemeindebau dazu sagen würden, das sage
ich jetzt lieber nicht!
Frau Ekici nimmt sogar den
schrecklichen Fall in Favoriten als Indiz für das behauptete Scheitern der
Integrationspolitik. Die Tat eines drogenkranken Menschen, der schon längst
auffällig geworden ist, muss jetzt als Argument für die Festlegung eines
Ausländeranteils herhalten! Das ist wirklich schrecklich! (StRin Mag Katharina
Cortolezis-Schlager: Sie waren nicht einmal dort!)
Wenn es so weitergeht, wird
der Begriff Quote zum Unwort des Jahres werden! Die ÖVP hat die Quote entdeckt,
ob in der Schülerquote oder in der Gemeinderbauquote. – Ich kenne praktisch kein Beispiel einer solchen
Quotenregelungen für Eingebürgerte oder nicht Eingebürgerte in Europa. Das
einzige Land, wo eine Quote praktiziert wurde, war Südtirol, und das ist auch
als gescheitert zu betrachten! Dort mussten die Menschen ab ihrem
18. Lebensjahr angeben, ob sie der deutschsprachigen, der ladinischen oder
der italienischen Sprachgruppe angehören, und dementsprechend erfolgte die
Aufteilung der öffentlichen Ämter und wurden Wohnungen, Kindergarten- und
Ausbildungsplätze vergeben. Das ist aber wirklich gescheitert! Viele Menschen
haben keinen Ausbildungsplatz beziehungsweise keine Wohnung bekommen, und das
Miteinander unter den Volksgruppen war auf dem Tiefpunkt. Zum Großteil ist
diese Regelung auch zurückgenommen worden. Jetzt kommt aber die ÖVP quasi mit
einer Neuauflage eines solchen Vorschlags und möchte in Wien Quoten einführen!
Sehr geehrte Damen und
Herren! Lassen Sie mich zum Schluss über unsere Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter bei der Gemeinde ein paar Worte sagen. Derzeit läuft im Kino „Fluch
der Karibik Teil 3", und Kapitän Jack Sparrow sagt: „Nicht jeder Schatz
ist aus Gold.“ – Da hat er
recht! Die Frauen und Männer, die hier tagtäglich die Geschäfte der Stadt
durchführen, sind der eigentliche Schatz der Stadt Wien. Sie arbeiten als
Krankenschwestern, Feuerwehrleute, Pflegepersonal, Polizisten beziehungsweise
Aufsichtsorgane. (StRin Mag
Katharina Cortolezis-Schlager: Mir kommen die Tränen!) Und den tatsächlichen Wert der Arbeit dieser Menschen
erkennt man dann, wenn einer von diesen Menschen einmal aus irgendeinem Grund
ausfällt. Da merkt man, was wir da für einen Schatz haben! Ich möchte mich
daher bei allen MitarbeiterInnen sehr herzlich bedanken!
Ich danke Ihnen für die
Aufmerksamkeit. Das Wetter ist ein bisserl kühler geworden, vielleicht fällt
Ihnen jetzt auch noch etwas anderes zur Integration ein als die Quote! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin
Inge Zankl: Frau GRin Matiasek hat sich zu einer
tatsächlichen Berichtigung gemeldet. Ich erteile ihr das Wort. – Ach so! Kollegin Feldmann hat
Kollegen Madejski gemeint. Okay. Nunmehr ist Kollege Madejski zu einer tatsächlichen
Berichtigung gemeldet. Redezeitbeschränkung drei Minuten. - Bitte.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Damen und Herren! Eine der Vorrednerinnen von der ÖVP hat hier
wirklich eine Kehrtwendung betreffend Ausländer im Gemeindebau angeboten! Diese
Kehrtwendung kennen wir aber schon seit einigen Wochen, und so kann man das
natürlich nicht im Raum stehen lassen.
Vorab möchte ich nur festhalten: Es gibt hier im
Gemeinderat zwei Parteien, die immer bei ihrem Standpunkt geblieben sind und
immer für diesen Standpunkt eingetreten sind, wenn auch in verschiedenste
Richtungen. Die GRÜNEN wollten immer integrationswillige und
integrationsunwillige Ausländer im Gemeindebau. Die FPÖ hingegen war immer jene
Partei, die gesagt hat – und bei
dieser Meinung auch geblieben ist –:
Mit Ausländern ohne Deutschprüfung oder nicht integrationswilligen Ausländern
wird es Probleme im Gemeindebau geben, und daher lehnen wird das ab. Und wir
lehnen das weiterhin ab, meine Damen und Herren!
Ich wundere mich jetzt aber über die ÖVP. Zunächst
zitiere ich eine interessante Meldung aus dem Jahre 1997: „Die Debatte
über die Öffnung der Gemeindebauten für Ausländer nimmt eine neue Wendung. Die
ÖVP und der“ – damalige – „Chef des Integrationsfonds Max Koch
verlangen eine sozial gerechte Wohnungsverteilung auch für Ausländer.“
Nächster Punkt: 2001 wird von StR Bernhard Görg
berichtet: „Ferner müsse man die Einwanderer nicht von gewissen Wohnformen wie
vom Gemeindebau ausschließen". (Zwischenruf von GRin Mag Sirvan
Ekici.) Ich komme schon noch dazu, Frau Kollegin!
2005 heißt es: „In Wien steht ab 23. Jänner 2006
die Öffnung für Ausländer zu. Bei der Wiener ÖVP und den GRÜNEN begrüßt man die
Öffnung. VP-Klubchef Matthias Tschirf spricht von einem Schritt gegen die
Ghettoisierung der Stadt und ist erfreut über die Öffnung.“
Noch eine Meldung aus dem Jahr
2005: „Im Gleichklang mit den Grünen
ist die Wiener Volkspartei.
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