Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 114 von 140
zu Vorbesprechungen einladen, bei denen man angeblich diskutieren kann. Ich wage aber heute schon die Prognose, dass der KliP II denselben Weg wie die anderen Programme nehmen wird, nämlich den Weg in die politische Bedeutungslosigkeit.
Und das wohl unangenehmste Gesicht der Frau
Stadträtin, etwa wenn es um Rechnungsabschlüsse oder um Budgetdebatten geht,
ist jenes der Steuereintreiberin: Wir haben in dieser Stadt immer mehr und
immer stärkere Gebührenerhöhungen, und das möchte man natürlich gerne
verbergen. Die Tatsachen sind aber anders. Schaut man sich die Ein- und
Ausgabenrechnungen der der MA 30, der MA 31 oder auch der MA 48,
also der drei Magistratsabteilungen der Stadträtin an, dann fällt auf, dass
diese von ihr immer mehr und mehr zu einer Steuereintreibungsmaschine gemacht
wurden.
Sprechen wir einmal eine eindeutige Sprache zum Thema
Abwasser: Die diesbezüglichen Gebühren haben Sie um schlappe 28 Prozent erhöht.
Das ist ja eine Kleinigkeit in Zeiten wie diesen! Und Sie haben damit
argumentiert, dass Sie höhere Investitionen benötigen. Gegenüber 2005 haben Sie
aber eine weitere Überdeckung erzielt. In der Ein- und Ausgabenrechnung der MA
30 weisen Sie 17,9 Millionen EUR, also fast 18 Millionen EUR, aus.
Ähnlich ist die Situation beim Müll. Hier überbieten
Sie den Einnahmeerfolg des Jahres 2005 um nicht ganz so viel, aber doch um
einiges gegenüber dem Vorjahr. Aber auch hier haben die Wienerinnen und Wiener
schmerzliche Preiserhöhungen über sich ergehen lassen müssen.
Aber den größten Steuerbrocken im Umweltressort
konnten Sie bei den Wassergebühren erzielen: Da sind es satte
67,5 Millionen EUR, die aus der Sicht des Umweltschutzes im
allgemeinen Budget auf Nimmerwiedersehen versickern.
Wenn man nun, der Grundrechnungsarten mächtig, diese
Überschüsse zusammenrechnet, dann kommt man auf wohlfeile
136 Millionen EUR, die die Wienerinnen und Wiener als nicht
zweckgebundene Umweltsteuer an das Budget zusätzlich zu den sonstigen Steuern
abzuliefern haben. Und ich halte fest: Dieses ständige Steuereintreiben, Frau
Stadträtin, auf Kosten der Wienerinnen und Wiener und auf Kosten der Wirtschaft
in diesem Land ist vor allem unsozial: Es trifft nämlich die Schwächsten unserer
Gesellschaft, die auf diese notwendigen Dinge auch nicht verzichten können!
Dazu kommen die ständigen Tariferhöhungen wie jetzt
durch das Valorisierungsgesetz, das aus meiner Sicht ein Hohn ist. Damit räumt
man sich nämlich sozusagen den Freibrief für einen Automatismus ein.
Effizienzsteigerung in der Verwaltung ist dann überhaupt nicht mehr notwendig,
man erhöht einfach automatisch nach irgendeinem Index und lässt letztlich die
Wienerinnen und Wiener die Zeche dafür bezahlen. Das ist das Gegenteil von
ökosozialer Marktwirtschaft, das ist sozialistischer Dirigismus, meine Damen
und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Abgesehen davon, dass wir natürlich die unbegründeten
Tariferhöhungen generell ablehnen, glauben wir auch die
Beschwichtigungsargumentationen der Vergangenheit nicht mehr. Wir können nicht
mehr glauben, dass Sie das Geld, das angeblich gebraucht wird, damit man
Umweltinvestitionen tätigen kann, wirklich benötigen. So haben Sie
beispielsweise die Renaturierung des Wienflusses aus Kostengründen einfach
ausgesetzt.
Selbst der Rechnungshof schließt sich unserer Kritik
an. Das konnten wir ja ausführlich diskutieren. „Die ursprünglichen Ziele des
Projektes“ – so der Rechnungshof – „wurden nicht erreicht.“ Der
plötzliche Stopp der geplanten Renaturierung des Wienflusses wurde kritisiert,
ebenso die mangelhafte Projektierung der wenigen dann doch durchgeführten
Maßnahmen. Als Begründung für den Projektstopp wurde immer mit Geldmangel
argumentiert, dieses Argument ist aber angesichts der extremen Budgetüberschüsse
der MA 30, der MA 31 und der MA 48 wirklich nicht
nachvollziehbar! Sehr geehrte Damen und Herren! Mit 136 Millionen EUR
hätten wir sehr wohl einiges auf die Beine stellen können! (Beifall bei der
ÖVP.)
Bleiben wir bei den Rechnungshofberichten: Es gibt,
wie auch kritisiert wird, eine weitere Schwachstelle der SPÖ-Umweltpolitik.
Wien bildet nämlich das Schlusslicht bei den Verwertungsquoten. Das heißt, nur
38 Prozent der verwertbaren Abfälle werden auch gesammelt. Ein
Vergleichswert: In Vorarlberg sind es 65 Prozent, also fast das Doppelte.
Und um auch ein sozialistisch geführtes Bundesland zu nennen: Das Burgenland
weist laut Rechnungshofbericht dafür 59 Prozent aus, ist also um
20 Prozent besser als Wien. Mehr als diese Zahlen braucht man, wie ich
glaube, zur Müllsituation in dieser Stadt nicht zu nennen. Die Situation ist
einfach katastrophal, und somit kann man die SPÖ-Umweltpolitik natürlich als
gescheitert betrachten!
Doch auch andere Zahlen sprechen eine deutliche
Sprache. Wir sind in Wien Schlusslicht bei der ökologischen Energiepolitik. Die
Steigerung der Förderung von Solaranlagen wird zwar mit großem Pomp, und
natürlich mit ordentlichen Inseraten und Aktivitäten des Presse- und
Informationsdienstes gefeiert. Aber – und jetzt kommt’s! – die Zahlen
für 2006, die aus einem Ministerium stammen, wo ein ehemaliger Stadtrat der
SPÖ-Wien sitzt, nämlich Herr Minister Faymann, zeigen, dass Wien im letzten
Jahr weniger solare Fläche verlegt hat und sich damit Wiens Rückstand gegenüber
anderen Bundesländern weiter vergrößert hat.
Auch andere Bereiche wie die Altlastensanierung sind
offensichtlich nicht dazu angetan, dass man Jubelmeldungen abgeben könnte. Hier
haben Sie im Budget noch 17 Millionen EUR vorgesehen, im Rechnungsabschluss sind aber nur mehr
7,2 Millionen EUR ausgewiesen. Es wurden also quasi
10 Millionen EUR eingespart. Im letzten Jahr haben Sie überhaupt nur
2,7 Millionen EUR dafür ausgegeben, und das bei mehr als
10 000 Verdachtsflächen in dieser Stadt, sehr geehrte Damen und
Herren. Da sparen Sie am verkehrten Eck!
Ich darf Ihnen aber auch noch
einige Möglichkeiten
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