Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 140
EM 2008 außergewöhnlich hohe Beiträge im Sinne des Wiener Sportförderungsbeitragsgesetzes zu erzielen. Wir haben, das wissen wir schon, ausverkaufte Stadien. Über den Weg des Sportförderungsbeitrags würden diese Mittel den Sportdachverbänden und auch den Vereinen zugute kommen. Allerdings wurde mit der UEFA im Hostcity-Vertrag ein Pauschalbetrag von 2,5 Millionen EUR vereinbart und der Sportförderungsbetrag von 10 von 100 auf 5 Prozent ermäßigt, wodurch man feststellen muss, dass dem Wiener Vereinssport sicher beträchtliche Mittel verloren gehen.
Mein Beschlussantrag an die Stadträtin für Finanzen
und die Stadträtin für Bildung, Jugend und Sport, ist, dass wir einen
Sonderförderungstopf für den Wiener Vereinssport in der Höhe von zirka 1,5 Millionen EUR
dotieren - das ist ungefähr der Betrag, der durch die Herabsetzung des
Pauschalbetrags entgeht - und dass dieser Sportförderungssondertopf in enger
Zusammenarbeit mit den Dach- und Fachverbänden für den Wiener Vereinssport zur
Verfügung gestellt wird.
Ich darf auch hier um Zustimmung bitten und beantrage
in formeller Hinsicht die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich darf mit der Bitte um Zustimmungen und mit der
Hoffnung, dass gerade, was den Vereinssport in Wien betrifft, der der
eigentliche Träger des Sports bei uns ist, auch in den kommenden Jahren
Schwerpunkte darauf gelegt werden und dieser nicht vernachlässigt wird,
abschließen. - Ich danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet hat sich StR Ellensohn. Ich
erteile es ihm.
StR David Ellensohn: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich sage ein paar Worte zur Kinderbetreuung von null
bis drei Jahre. Ich gönne mir und Ihnen einen schweren Fall, der sich an mich
gewandt hat, wo ich gerne eine Antwort hätte, was man denn dieser Person raten
soll.
Wir alle bekommen sehr viele E-Mails von Leuten in
Lagen, von denen wir froh sind, wenn wir selber nicht in solche geraten. Die
Frau hat zwei Kinder und weiß nicht mehr ein noch aus. Ich lese es anonymisiert
vor, damit es auch zur Gänze im Protokoll steht:
„Sehr geehrter Herr Ellensohn!
Ich befinde mich derzeit in einer Notlage. Ich wohne
mit meinen zwei Kindern in einer Mietwohnung, die 40 m² klein ist. Das WC
befindet sich am Gang. Meine Küche ist gleichzeitig das Bade- und Vorzimmer.
Wenn bei meinem Nachbarn das WC verstopft ist und er den Abflussreiniger in die
Toilette schüttet, kommt die eklige Schlacke von seiner Toilette in meinem
Duschabfluss heraus. Auch wenn ich Geschirr wasche oder die Waschmaschine am
Laufen ist, kommt bei der Dusche stinkendes Wasser heraus und in dieser
Duschwanne muss ich meine Tochter baden. Das Kinderzimmer ist ein Kabinett, wo
zwei Betten und ein Kasten stehen. Man kann sich nicht umdrehen in diesem
Kabinett, geschweige denn spielen. In der Wohnung gibt es nur einen Gasofen zum
Heizen. Er befindet sich im Wohnzimmer. Habe keine Möglichkeit, meine Kinder im
Winter zu baden, da die Dusche im kalten Vorzimmer steht.
Meine Tochter, drei Jahre alt, ist im Winter laufend
krank. Mein Sohn ist jetzt vier Monate alt und ich habe schon Angst vor dem
nächsten Winter, da dann beide Kinder durchgehend krank sein werden. Ich habe
zwar einen Heizstrahler in das Zimmer gestellt, aber dadurch wachsen die Stromkosten
ins Unermessliche, da es eine Altbauwohnung ist und die Räume sehr hoch sind.
Im Sommer ist es unerträglich heiß. Es ist aber
unmöglich, das Fenster zu öffnen, weil sich die Wohnung direkt an der
Schönbrunner Straße befindet und der Straßenlärm nicht auszuhalten ist.
Den Kinderwagen kann ich auch nicht im Stiegenhaus
stehen lassen und in der Wohnung ist zu wenig Platz, dass ich auch dort nicht
die Möglichkeit habe, ihn stehen zu lassen.
Mein Nachbar ist in kriminelle Geschäfte verwickelt.
Habe des Öfteren Polizei im Haus.
Meine derzeitige Wohnsituation ist so schlimm. Es ist
für mich eine derartige Belastung, mit zwei Kindern auf so engem Raum zu
wohnen. Wohnen kann man es nicht wirklich nennen.
Durch den Kindesvater meiner ersten Tochter bin ich
damals leider aus meiner Gemeindewohnung delogiert worden, wo ich heute noch
den Rückstand zu begleichen versuche. Dadurch habe ich keinen Anspruch mehr auf
eine Gemeindewohnung. Da ich derzeit in Karenz bin, habe ich finanziell nicht
die Möglichkeit, mich und meine Kinder aus meiner Misslage zu befreien. Beim
Jugendamt hatte ich letzte Woche einen Termin.
Da kann man uns leider nicht helfen, da dieses nur
Gemeindewohnungen vermittelt und ich keinen Anspruch habe. Ich komme mir sehr
im Stich gelassen vor. Was sollen meine Kinder und ich nun tun? Ich wende mich
verzweifelt an Sie - und so weiter, und so fort - und hoffe, dass man mich und
meine Kinder nicht im Stich lässt.“
Wir sind in einer reichen Stadt, haben wir heute ein
paar Mal gehört, uns geht es gut, das Budget ist saniert und überhaupt ist
alles toll. Diese Frau ist in einer misslichen Lage und weiß nicht ein und aus.
Jetzt ist das ein Einzelfall, der Einzelfall ist
immer schwer zu beurteilen. Aber was rät man dieser Frau wirklich? Soll ich
sagen: Gehen Sie bitte zum Jugendamt, die werden für Sie sorgen? Da war sie
schon und ist weggeschickt worden. Sie hat tatsächlich keinen Anspruch mehr auf
eine Gemeindewohnung, weil sie noch einen kleinen Betrag offen hat; aber egal,
wie klein der ist: Solange es nicht abgezahlt ist, darf sie sich dort nicht
anstellen. Die Frau fällt aber durch jedes Netz durch, da gibt es nichts. Die
Antwort der Stadt ist, soweit ich bis jetzt gehört habe: Pech gehabt!
Jetzt kann man vielleicht noch sagen: Na, die arme
Frau hat den einen oder anderen Fehler gemacht in ihrem Leben. Aber die zwei
Kinder, die beide nicht einmal vier Jahre alt sind und in einem Armutshaushalt
leben, was haben denn die angestellt, dass sie so leben? Und welche Chancen
haben sie morgen und übermorgen?
Das passiert mitten in der Stadt.
Deswegen kämpfen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular