Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 105
finden müssen, und zwar nicht nur gegenüber diesen
Subventionsnehmern im Speziellen, sondern auch gegenüber allen anderen, die
sich an all diese Spielregeln halten, die ausführliche Gutachten der
Theaterjury über sich ergehen lassen, die Hunderte Seiten an Anträgen
schreiben, die in Hearings gehen und all das tun, was wir von ihnen erwarten.
Ich meine, dass wir genau jenen gegenüber – und das ist die
Mehrzahl – fair sein müssen, und fair sein heißt, dass die Regeln für alle
gelten und dass nicht einfach Ausnahmen für jene gemacht werden, die lauter
sind und über mächtigere Lobbys verfügen.
Es muss klar sein, dass das, worauf man sich geeinigt
hat, für alle gilt. Das ist ein Grundsatz, und ich glaube, dieser sollte für
alle gelten. Deshalb werden wir diesen zwei Subventionen nicht
zustimmen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Nunmehr
bitte ich GR Dr Wolf zum Rednerpult.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich unterstütze die Kritik von Marie Ringler an der
Theaterreform. Ich wundere mich nur, dass sie immer öffentliche Kritik
betreffend Verfehlungen und Versäumnisse übt, von Verwässerungen der
Theaterreform und davon spricht, dass die Theaterreform, so wie sie von StR
Andreas Mailath-Pokorny gemacht wird, einfach nicht funktionieren kann, dann
aber doch immer wieder dabei ist!
Frau Kollegin! Es wäre wahrscheinlich einfacher und
klarer für Ihre Argumentation, endlich zu sagen: Diese Theaterreform ist
gescheitert! So geht es nicht. Und auch wir GRÜNEN verabschieden uns von diesem
Theaterreformvorhaben, wir sind nicht mehr dabei. – Das wäre konsequent,
nachvollziehbar und klar, aber diese Wackellinie zwischen öffentlicher Kritik
und interner Zustimmung ist nicht verständlich, zumindest für uns nicht. Wir
haben vor mehr als einem Jahr klare Fronten geschaffen, und das halte ich für
eine klare Markierung.
Meine Fraktion wird beiden Subventionen, nämlich der
Wiener Kammeroper und der Subvention für das Odeon, zustimmen. Wir meinen, dass
damit zwei wertvolle Wiener Kulturinstitutionen finanziert werden. Wir sind
allerdings der Meinung, dass die Finanzierung auf bloß ein Jahr problematisch
ist. Damit ist eine nachhaltige und auch konzeptive Arbeit kaum möglich, wenn
man nur für ein Jahr das Geld bekommt, zumal das Odeon um Subvention für vier
Jahre eingereicht hat. Jetzt bekommt das Odeon einmal ein Jahr Subvention und
muss damit wahrscheinlich noch zufrieden sein, weil die Alternative gewesen
wäre, dass das Odeon nicht mehr weiterbetrieben werden kann und dadurch ein
Verlust für die Wiener Kulturlandschaft eingetreten wäre.
Im Kulturausschuss hat der Stadtrat gesagt, die
Kritikpunkte des Kontrollamts seien ausgeräumt, man könne nun, nachdem es den
durch die Medien gegeisterten Tantiemenverzicht der beiden Betreiber gibt, eine
komplizierte juristische Frage, die ich hier nicht erläutern werde, über die
Zukunft des Odeons weiterverhandeln. Das ist fast wortident mit dem, was
Andreas Mailath-Pokorny vor genau einem Jahr in einer Pressekonferenz gesagt
hat. Ich zitiere: „Eine Stiftungslösung für das Odeon ist in Aussicht genommen,
die den Weiterbestand des Raumes sowohl im Sinne der bisherigen Betreiber als
auch hinsichtlich der Erfordernisse der Theaterreform langfristig absichern
soll." - Das war im Mai vergangenen Jahres. Es ist wieder Mai, ein Jahr lang
ist nichts geschehen, obwohl - auch das gibt der Stadtrat zu - alle
Voraussetzungen von den Betreibern geschaffen wurden, dass endlich eine Lösung
gefunden wird.
Es geht also darum, dass endlich gehandelt wird, dass
nicht ein weiteres Jahr diskutiert wird und nichts geschieht und dadurch ein
für Wien wertvolles Theater endgültig in seiner Existenz nicht nur gefährdet,
sondern tatsächlich ruiniert wird! - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Frau
Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bin nun tatsächlich nicht oft mit dem Kollegen
Wolf einer Meinung, aber heute muss ich ihm ein bisschen recht geben. Ganz
verstehe ich die Linie der Kollegin Ringler nicht. Letzte Woche hat sie eine
Pressekonferenz gegeben, wo sie in wüstesten Tönen - ich will das hier im Hohen
Haus des Gemeinderats gar nicht wiederholen - über die Theaterreform hergezogen
ist und heute ist sie wieder so harmonisch. Also der Kollege Wolf hat recht,
die GRÜNEN sollten sich überlegen, was sie wollen! Eines geht nicht,
Pressekonferenzen abzuhalten, dort Kritik zu üben und hier mitarbeiten zu
wollen! Es gibt keine selektive Zusammenarbeit! Die GRÜNEN werden sich
überlegen müssen, ob sie wirklich mit uns zusammenarbeiten wollen oder ob sie
nur bei populären Entscheidungen dabei sind! Denn immer wenn es heikel wird,
geht man in die Öffentlichkeit und sagt, man will nicht dabei gewesen sein!
Diese Art der Zusammenarbeit wird es nicht geben! Die GRÜNEN werden sich
überlegen müssen, ob sie immer dabei sind oder überhaupt nicht dabei sind! Das
ist Ihre Entscheidung! (Beifall bei der SPÖ.)
Insgesamt, ob mit oder ohne grüne Zusammenarbeit, ist
die Theaterreform auf einem sehr guten Weg. Es sind in Wirklichkeit alle großen
Ziele der Theaterreform erreicht. Wir haben eine vierjährige Konzeptförderung,
die unter anderem 16 freie Gruppen bekommen haben. Das ist ein
Quantensprung. Früher hat es freie Gruppen, die längerfristige Förderungen
bekommen haben, überhaupt nicht gegeben. Es gibt jede Menge von
Projektförderungen, ebenso für freie Gruppen. Das Budget der freien Gruppen ist
von 1999 bis 2006 von 14 auf 23 Millionen EUR erhöht worden. Das ist
eine Steigerung von 64 Prozent. Da zu sagen, es ist nichts weitergegangen,
ist wirklich lächerlich!
Die Probleme liegen oft im Detail.
Das muss ich der
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