Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 105
selbstverständlich von jemandem, der in Österreich
Zugang zu einer Gemeindewohnung als Drittstaatsangehöriger bekommen will – das
ist immerhin ein Wert, der in einem Bereich von 100 000,
120 000 EUR liegt –, verpflichtend verlangt werden kann, dass
Deutschkenntnisse nachzuweisen sind. Das ist wenig verlangt und sollte eine
Selbstverständlichkeit sein.
Das ist eine ganz, ganz dringende Forderung von uns.
Auch hier ist selbstverständlich eine gemeinsame Vorgangsweise mit der
Bundesregierung, wahrscheinlich österreichweit, herbeizuführen.
Wien ist nun einmal in einer Sondersituation im gesamten europäischen Raum. Ich glaube, es gibt keine Stadt, in der fast ein Drittel des Wohnungsbestandes Gemeindewohnungen sind, also in der öffentlichen Hand der Stadtverwaltung selbst. Daher sind die Probleme auch nicht so völlig mit anderen vergleichbar.
Ein anderes Problem noch abschließend bezüglich der
Bauordnung, insbesondere des § 69. Hier ist von unserer Seite, aber nicht
nur von uns, ein dringender Änderungswunsch und Änderungsbedarf angemeldet
worden. Der Missbrauch des § 69 liegt ja auf der Hand. Wir haben in der
Innenstadt – das Beispiel Kärntner Straße bringe ich immer wieder – Beispiele
der Stadtzerstörung, die auf Grund dieser Möglichkeit des § 69
herbeigeführt wurden, oder die vielen Dachbodenausbauten im Bereich der inneren
Bezirke, wo ja auch ein Wildwuchs sondergleichen ist. Diesem Wildwuchs ist nun
ein Verwaltungsgerichtshofurteil entgegengetreten und hat diesem unkontrolliert
wuchernden Dachbodenausbau einen Riegel vorgeschoben.
Aber dabei ist es nicht geblieben. In der
Zwischenzeit gibt es ja ganz offensichtlich auch ein
Verfassungsgerichtshofurteil des Inhaltes, dass praktisch auch andere
Bestimmungen aufgehoben werden, die sich vor allem darauf beziehen, dass bisher
mögliche Überschreitungen in der zusätzlichen Gebäudehöhe, wenn besondere
Raumhöhen in Geschoßen gegeben gewesen sind, ebenfalls nicht mehr möglich sein
werden.
Die sozialdemokratische Mehrheit hat gegen unsere
Stimmen eine Änderung dieser Bauordnung einmal zumindest in der Landesregierung
beschlossen. Eine entsprechende Sitzung eines Landtages hat es noch nicht
gegeben, allerdings glaube ich, wird die jetzige Form der Novelle sowieso bereits
wieder hinfällig sein, weil die Einarbeitung des nunmehrigen Urteiles des
Verfassungsgerichtshofes wahrscheinlich auch hier eine Veränderung bringen
wird.
Wir sind der Meinung und werden das als Freiheitliche
anstreben, dass es zu einer dringenden Änderung der Bauordnung, vor allem in
Bezug auf den § 69, kommen muss. Auch hier höre ich oder haben wir schon
darüber gesprochen, dass die sozialdemokratische Mehrheit Ähnliches will. Ich
glaube, die Generalreform der Bauordnung in Bezug vor allem auf § 69 ist
eine dringende Notwendigkeit, um die Erhaltung Wiens in bauhistorischer Sicht
in den wertvollen Teilen zu sichern. Die Dachbodenausbauten finden sonst unsere
ganz, ganz besondere Zustimmung, vor allem dort, wo es wichtig wäre, die
Durchmischung der Bevölkerung zwischen Jung und Alt in den Außenbezirken
verstärkt anzustreben. Hier eine Generalreform der Bauordnung diesen
Paragraphen betreffend anzustreben, ist ein vorrangiges Ziel der freiheitlichen
Wiener Wohnbaupolitik. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zu Wort gemeldet ist Herr Mag Chorherr. Ich erteile es ihm.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat!
Lassen Sie mich
insbesondere die Frage, was in den nächsten sechs Monaten entschieden wird, in
den Vordergrund rücken. Da geht es, wie wir Informationen des Stadtratbüros,
aber auch den Medien entnehmen, um eine Veränderung der Wohnbauförderung und um
die Prioritätenfrage. Die Stadt Wien baut – lassen Sie mich diese Zahlen noch ein bisschen
sinnlich gestalten – in den nächsten 20, 25 Jahren die zweitgrößte Stadt
Österreichs nach Wien. Also wenn wir dem Glauben schenken dürfen – es sprechen
gute Argumente dafür –, dass die Wiener Bevölkerung weiter wachsen wird, so ist
das auch ein guter Trend, dass die Zersiedelung vielleicht nicht ganz so stark
ausfallen wird, wie gedacht.
Wir bauen die zweitgrößte
Stadt Österreichs in Wien. Das ist eine ungeheure Chance – ich möchte das schon
ein bisschen vorwegnehmen, denn bei der Dringlichen wird es dann nicht nur um
den Wohnbau gehen –, diese Frage und die ganze Diskussion in einen Zusammenhang
mit dem Klimawandel zu stellen. Das wäre doch ein unglaublicher Durchbruch,
denn die Energiewende wird weder primär in Brüssel noch auf irgendwelchen
internationalen Konferenzen gemacht, so wichtig die sind, die wird in den
Kommunen entstehen, insbesondere dadurch, wie wir neue Häuser bauen.
Da ist es mir zu wenig zu
sagen, wir sind eh schon ganz gut im Vergleich. Ja, wir sind ganz gut im
Vergleich, aber trotzdem wachsen die CO2-Emissionen weiter. Und bei
aller Sympathie auch für die Fernwärme, sie hat weniger CO2, als
wenn mit Öl oder Gas geheizt wird, aber auch die Kraftwerke der Stadt Wien, aus
denen die Fernwärme kommt, werden mit Gas befeuert. Es treten nicht
unbeträchtliche Treibhausgase auf, und die CO2-Emissionen im reichen
Wien steigen weiter. Na, was soll man dann erst Chinesen, Indern,
Südafrikanern, Chilenen, Taiwanesen, Bangladeschi sagen, die zu Wohlstand
kommen wollen? Es ist – und ich glaube, dass das nicht tief genug gesickert ist
– notwendig, dass in reichen Städten, die die Technologie zur Verfügung haben,
die CO2-Emissionen sinken. Labour Party in Großbritannien: minus
50 Prozent CO2. Ich füge hinzu: Das schaue ich mir einmal an.
Ja, aber dort ist zumindest rhetorisch begriffen worden, worum es geht.
Jetzt
gibt es in Wien eine unglaubliche Chance, und ich begreife nicht, warum sie
nicht mutig angegangen wird. Ich konzediere dem Herrn Stadtrat, dass Sie die
Richtung gehen. Wir wissen heute aus Beispielen in Wien, aus Beispielen
weltweit, dass wir Wohnhäuser so bauen können, dass sie nahezu ohne
Fremdenergie auskommen. Stichwort: Passivhäuser. Da ist Wien im
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular