Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 105
Verhältnis international auch gut unterwegs. Das muss
man auch dazusagen. Ich bin auch nicht ganz unstolz, dass ich da einiges
anregen durfte, das vom Wohnbau aufgegriffen und engagiert umgesetzt wurde.
Trotzdem: Der Prozentsatz der Wohnungen, die so gebaut werden, ist noch immer
sehr klein.
Jetzt weiß ich, dass es vor allem die Wiener
Sozialdemokratie nicht liebt, dass man ihr andere Bundesländer vorhält, denn
entweder sind wir selber die Besten oder wenn wer anderes was macht, geht das
bei uns nicht. Trotzdem das Vorarlberger Beispiel, so klein Vorarlberg ist:
Alle gemeinnützigen Bauträger sind verpflichtet, ab 1.1. dieses Jahres im
Passivhausstandard zu bauen. Da geht es auch um den mehrgeschoßigen Wohnbau. (GR Christian Oxonitsch: Das sind
Einfamilienhäuser!) Nein, nein, nein, da geht es um einen mehrgeschoßigen
Wohnbau. Das sind jetzt nicht 1 000 Einheiten, da geht es, das weiß
ich schon, nur um 300 Wohneinheiten, aber das ist kein Unterschied, dass
Großstädte nicht sagen könnten, wir machen jetzt 5 000 auf diese Art. Wir
bauen diese zweitgrößte Stadt Österreichs in einem weltweit vorzeigbaren
Standard.
Warum tun wir das nur so zögernd, wie die Gespräche
gezeigt haben? Noch einmal: Es gibt ja keine Ablehnung sozusagen von Ihnen,
aber warum sagt das Regierungsübereinkommen, ab 2015 wird das geschehen. Jetzt
könnten wir sagen, wir machen das ab dem nächsten Jahr. Okay, darüber werden
wir diskutieren. Ich habe extra den Antrag auf Zuweisung gestellt, will ich
hinzufügen – wir werden ihn dann später einbringen –, damit man über das auch
noch reden kann.
Es gibt – ich möchte das auch lobend erwähnen – jetzt
diesen Wettbewerb Euro mit an die
1 000 Wohneinheiten. Also wenn wir eh schon 1 000 da und 300 dort
machen, warum machen wir aber immer noch 90 Prozent anders? Ich werde
Ihnen ein soziales Argument bieten, weil ich glaube, dass die ökologische Frage
im weltweiten Maßstab viel stärker auch sozial gestellt wird. Ich sage immer
als Einschub, die Welt geht nicht unter, die Frage ist: Was passiert mit
Bangladeschi, wenn der Meeresspiegel dort um drei Meter steigt. Der Natur ist
das dort wurscht, den Menschen ist es nicht egal.
Rechnen wir es nun auf Wien herunter. In Salzburg
gibt es einen Passivhauswohnbau, der aus einem einzigen Grund gemacht wird,
wegen des Heizkostenzuschusses, den sie sich ersparen wollen, denn in einem
Passivhaus muss man fast nichts für Energie zahlen. Also sichern wir uns doch
ab, wissend, wie abhängig wir vom Gas werden. Die EU-Abhängigkeit vom Gas
steigt dramatisch. Warum verbrauchen wir das überhaupt noch? Wozu? Warum
ersetzen wir nicht fossile Energieträger, die auch in der Fernwärme eingesetzt
werden müssen, denn nur mit Biomasse alleine wird das nicht einfach gehen, und
im Verkehr ist es politisch extrem schwer. Ich spare mir die Verkehrsdebatte
hier. Aber es gibt einen Bereich, der ist politisch leicht umzusetzen, das ist
der Wohnbau, noch dazu, wenn man den Leuten zeigt – der Herr Stadtrat weiß das,
er schaut sich diese Objekte an –, dass man sehr wohl die Fenster aufmachen
kann, dass die Luftqualität besser ist, und, und, und. Wenn es nicht einmal da gelingt,
einen großen mutigen Schritt zu setzen, indem man sagt, ja, wir machen das
jetzt einfach so, wie schwer wird dann erst die Energiewende in Bereichen sein,
wo es sehr wohl auch politische Preise zu zahlen gibt? Denn gratis gibt es das
nicht. Man muss um Fortschritte kämpfen. Das weiß die Sozialdemokratie aus
ihrer Vergangenheit, glaube ich, gut genug.
Jetzt komme ich noch auf den Vorschlag, der uns vor
zwei Wochen zugegangen ist. Danke schön. Da ist auch das eine oder andere
öffentlich geworden. Worüber wir sprechen wollen, ist diese Spreizung. Es gibt
aus meiner Sicht einen zu geringen Anreiz in Richtung Passivhausstandard. Wenn
einer ganz normal bauen will, warum muss ich ihn dann derart vehement aus
öffentlichen Steuermitteln unterstützen? Also da stehen wir zu Gesprächen
bereit.
Ein Positivum möchte ich noch herausgreifen, um zu
zeigen, wie wichtig diese lange Kritik war, die auch von uns kam. Wenn wir uns
heute zum Beispiel beim Monte Laa anschauen, dass es nahezu ausschließlich
Loggien und überhaupt keine Balkone gibt, so ist das nur förderungstechnisch.
Loggien werden gefördert, Balkone nicht, darum gibt es nur mehr Loggien. Warum
bauen wir nicht ganz einfach wieder Balkone? Es ist ein richtiger Schritt, bei
dieser Wohnbauförderung auch Balkone einzubeziehen.
Zusammengefasst: Herr Stadtrat, geben Sie sich einen
Ruck! Gehen Sie einen großen Schritt, gehen Sie einen mutigen Schritt! Denn wie
soll man international erklären, dass andere Länder die CO2-Emissionen
reduzieren sollen, wenn so eine reiche Stadt wie Wien es nicht macht? Es gibt
keinen einfacheren Bereich, es umzusetzen als im Bereich des Wohnbaus. Setzen
wir es um! Vorarlberg ist weit weg, dort gab es auch Einwände dagegen, aber die
sind einen Schritt gegangen. Gehen wir den urbanen Schritt mit und versuchen
wir, hier wirklich etwas Neues, weltweit Vorzeigbares zu machen. – Danke schön.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Niedermühlbichler. Ich
erteile es ihm.
GR Georg Niedermühlbichler
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Nachdem es hier bei dieser Debatte
um die allgemeine Wohnpolitik und um die Wohnpolitik Wiens in der Zukunft geht,
möchte ich zuerst auch auf die Studie hinweisen, die der Kollege Herzog auch
schon erwähnt hat. In dieser Studie steht, Wien könnte eine
2 Millionen-Stadt werden, doch wir wissen auch aus der Vergangenheit, dass
Statistiken ein Szenario entwickeln, das ja nicht immer zu 100 Prozent
eintreten muss. Diese Studie sagt auch, dass Wien bis ins Jahr 2015 auf zirka
1,8 Millionen Menschen anwachsen wird. Kollege Herzog hat darauf
hingewiesen, dass das durchaus positiv ist und dass es auch sehr positiv ist,
dass Wien eine Stadt ist, die mehr wächst als alle anderen Bundesländer und
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