Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 105
Da bitte ich jetzt schon um halbwegs eine Ehrlichkeit
und eine Offenheit, weil das scheinheilig ist, was hier passiert, insbesondere,
wenn man da zu den jungen Menschen spricht. Da bin ich sehr dafür, dass man mit
offenen Karten spielt.
Erstens: Es gibt, jawohl, eine Förderung für ein
Vorhaben, in Wien im Garten des Theresianums einen Operettensommer zu machen.
Das wird von einer VeranstaltungsgesmbH veranstaltet. Es geht hier zunächst
einmal primär um eine Sommerveranstaltung, die auch von ihrer Anlage her nichts
mit der Theaterreform zu tun hat, weil das explizit ein Operettensommer ist,
von dem auch die Kuratoren und die Jury sagen: Das hat mit uns nichts zu tun.
Zweitens: Ja, das ist von einer GesmbH organisiert,
an der es Eigentumsverhältnisse gibt, die wiederum eine ausgelagerte Stelle
sind, die mit etwas ganz anderem zu tun haben und wo tatsächlich in der
Gesellschaft auch Persönlichkeiten sind, die etwas mit der SPÖ zu haben,
vielleicht auch SPÖ-Mitglieder sind. Aber das ist ja auch nicht so sehr der
Punkt.
Liebe Frau Gemeinderätin! Wir geben
selbstverständlich auch Förderungen an Einrichtungen und Institutionen, wo die
GRÜNEN, wenn man so will, das Sagen haben, weil es mir nicht darum geht
nachzufragen, wer welches Parteibuch hat, sondern weil es mir darum geht, Dinge
zu fördern, die für die Stadt kulturell, kulturpolitisch und künstlerisch einen
Sinn machen. Ich frage ja auch nicht nach, ob der Herr Wolfgang Zinggl,
Kultursprecher der GRÜNEN im Nationalrat, Vorstandsmitglied beim Depot ist,
sondern wir fördern das selbstverständlich (Aufregung bei GRin Mag Marie
Ringler.), weil es um die Sache geht und weil wir hier nicht nachfragen,
wer wo Parteimitglied ist! (Beifall bei der SPÖ. – Aufregung bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Stadtrat. Die nächste Zusatzfrage wird gestellt vom GR …(Große
Aufregung bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.) Bitte um ein bisschen Ruhe.
Die nächste Zusatzfrage wird vom GR Dr Wolf gestellt.
Ich bitte darum.
GR Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Es wird ja Gelegenheit sein, ob die jungen
Menschen da sind oder nicht, zu einem späteren Zeitpunkt noch intensiv über die
Scheibmaier GmbH zu diskutieren.
Ich möchte noch einmal auf die Frage zurückkommen, ob
die Grundsätze und der Sinn der Wiener Theaterreform eingehalten werden. Unter
anderem heißt es bei den Grundsätzen auch, dass Transparenz und Einheitlichkeit
im Vergabeverfahren vorgesehen sind und Sie sich verpflichtet haben, das
einzuhalten.
Frage: Werden Sie das in Zukunft einhalten?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Ja, nicht nur in Zukunft, sondern auch in der Vergangenheit. Ich kenne kaum
oder gar keine Förderungen und ich wage zu sagen, in ganz Europa im
Kulturbereich und gerade im Theaterbereich, die so vielen Gremien vorgelegt
werden, die so viele Institutionen passieren und die eine
demokratisch-öffentliche Rechtfertigung und Legitimität zu suchen und auch zu
finden haben wie Förderungen hier in Wien.
Überlegen wir uns nur, wie das woanders abläuft.
Zunächst einmal Bundesförderungen. Wenn heute jemand vom Bund eine Förderung für
den Theaterbereich bekommt, so läuft das so ab, dass es früher im Bund ein
Einjahresbudget gegeben hat, mittlerweile gibt es das Zweijahresbudget. Das
wird einmal beschlossen, dann vergibt der jeweilige Kulturminister über Beiräte
oder auch nicht, aber meistens über Beiräte die Gelder und die scheinen dann
eineinhalb Jahre später - im günstigsten Fall eineinhalb Jahre später - in
einem Kulturbericht auf.
Wie schaut das in anderen Bundesländern aus? Sehr
ähnlich. Dort geht das auch in Budgets hinein. Dort wird es vielleicht im
Landtag beschlossen und dann gibt es, wenn überhaupt - auch nicht in allen
Bundesländern -, einen Kulturbericht.
Wie schaut das in Wien aus? In Wien schaut das so
aus, dass es Einreichfristen gibt, dass es Fristen gibt, dass es eingereicht
wird, dass es in eine Jury, in ein Kuratorium kommt, dass es in den Ausschuss
kommt, dass es in den Gemeinderat kommt, dass es einen Kulturbericht darüber
gibt und dass es einen Rechnungsabschluss darüber gibt. Also jeder einzelne
Cent, der in Wien in darstellende Kunst investiert wird und als Kulturförderung
abläuft, passiert mehrere, mehrere öffentlich legitimierte Stellen!
Wie man daher davon sprechen kann, dass das nicht
transparent ist, dass das nicht öffentlich legitimiert sein soll, dass das
alleinige Entscheidungen von mir sein sollen, ist mir unklar und das stellt ja
auch Ihre eigene Arbeit unter ein schlechtes Licht, weil Sie ja sagen: Ich
sitz’ da und ich komm’ eigentlich gar nicht vor. Also Sie stimmen ab, indem Sie
die Hand heben oder indem Sie sie nicht heben. Allein das ist schon ein Vorgang
und wir haben zusätzlich zahlreiche andere Gremien und Institutionen
eingeführt, wo das noch durchläuft und wo das diskutiert wird und wo das auch
öffentlich diskutiert wird. Ich finde das ja gut und stehe ja dazu. Ich habe
diesen Prozess ja selber noch verstärkt. Man soll nur nicht im Nachhinein so
tun, als gäbe es keine Transparenz und es würde darüber öffentlich nicht
diskutiert. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke,
Herr Stadtrat, für die Beantwortung der 3. Frage.
Die 4. Frage (FSP -
02278-2007/0001 - KSP/GM) wurde von Herrn GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi gestellt
und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke gerichtet. (Sind Betriebe und
Geschäfte, die von MigrantInnen geführt werden, also so genannte
"ethnische Ökonomien", für Wien ein nennenswerter Wirtschaftsfaktor?)
Bitte, Frau Stadträtin.
VBgmin Mag Renate Brauner:
Nach dem Kollegen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular