Gemeinderat,
20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 108
Meine Damen und Herren!
40 Prozent der Fälle von abnormen Zellveränderungen bis hin zum
Gebärmutterhalskrebs sind zwischen dem 35. und 54. Lebensjahr
festzustellen. Obwohl Krebsvorstufen in den meisten – wenn auch nicht
allen – Fällen durch eine Vorsorgeuntersuchung und den Abstrich erkannt
und durch Operation entfernt werden können, sind spätere Komplikationen in
diesem Bereich allerdings nicht mit Sicherheit auszuschließen.
Meine Damen und Herren!
Frau Klicka! Durch humane Papillomaviren sterben in Europa täglich
40 bis 50 Frauen an den Folgen des Gebärmutterhalskrebses, und
zwar trotz angebotener Vorsorgeuntersuchung, und das ist sehr
besorgniserregend! Wobei ich betonen möchte, dass die jährliche
Krebsvorsorgeuntersuchung natürlich weiterhin wahrgenommen werden soll. Das
muss weiterhin bestehen.
Darum stellen wir heute
einen Beschlussantrag:
„Die zuständige
amtsführende Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
und die amtsführende Stadträtin für Gesundheit und Soziales werden
aufgefordert, umgehend eine kostenlose Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs zu
ermöglichen.
In formeller Hinsicht wird
die sofortige Abstimmung beantragt.“ (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Klicka. Ich erteile
es ihr.
GRin
Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Zum
vorliegenden Geschäftsstück wurden keine Bemerkungen abgegeben. Es wurden
Anträge der Freiheitlichen Partei eingebracht, und ich möchte Ihnen in Bezug
auf den Lehrlingsführerschein sagen, dass wir diesem Antrag nicht zustimmen
können. Wir verfügen in Wien über ein dichtes Verkehrsnetz, das für alle
Lehrlinge sehr gut benutzbar ist. Lehrlinge können ihren Arbeitsplatz hier sehr
gut erreichen.
Sie
haben erwähnt, dass in Oberösterreich und anderen Bundesländern sehr viele
Lehrlinge gefördert werden. Ich bitte Sie aber, auch zu bedenken, dass ein
Viertel der 16 000 Lehrlinge in Wien aus den Bundesländern kommt,
weil sie in den Bundesländern, die sie erwähnt haben, keine Ausbildungsplätze finden!
Wien stellt ein großes Angebot an Ausbildungsplätzen zur Verfügung, und ein
Viertel davon für junge Menschen aus den Bundesländern.
Auch wir sind an gut ausgebildeten und hoch
qualifizierten Lehrlingen interessiert. Das ist heute in der Aktuellen Stunde
schon zur Sprache gekommen. Wenn es der Wirtschaft wichtig ist, dass junge
Leute einen Führerschein haben, und wenn diese Qualifizierung in Stellengeboten
mit verlangt wird, dann müssen wir aber auch bedenken, dass diese Forderung im
Berufsbild festgehalten wird. Diese Berufsbilder werden zwischen den
Sozialpartnern ausgehandelt. Das ist in einem Bundesgesetz festgehalten, das
Minister Bartenstein vorliegt. Für Wien ist das also der falsche Antrag an die
falsche Adresse!
Wenn es aus wirtschaftlicher Sicht notwendig ist,
dass Lehrlinge bereits den Führerschein haben, wenn sie ihre Tätigkeit
aufnehmen, dann meine ich, dass die Wirtschaft sich da nicht entbinden kann!
Auch sie muss einen Teil dieser Kosten übernehmen, und wenn es zur
Führerscheinausbildung während der Berufsschulzeit kommen soll, dann muss das
bei den Unterrichtsfächern im Berufsausbildungsgesetz, das vom Bund beschlossen
wird, festgehalten werden. Auch dafür ist Wien die falsche Adresse.
Lehrlingsausbildung ist eine Investition in die Zukunft, aber die Wirtschaft
kann sich nicht dauernd davon verabschieden! Letztlich kann die Wirtschaft
nicht nur den Ruf nach Verbesserungen laut werden lassen, sondern sie muss
ihren Beitrag dazu leisten und in die Ausbildung der jungen Menschen investieren.
Zur Freifahrt möchte ich Ihnen noch sagen, dass die
Lehrlinge über die Lehrlingsfreifahrt, also über eine Netzkarte vom
Arbeitsplatz zur Wohnung und zur Berufsschule, verfügen. Das wurde im
Familienlastenausgleichsgesetz 1967 festgehalten. Sie besitzen eine
Lehrlingsfreikarte, das sage ich Ihnen, falls Ihnen das beim Recherchieren
entgangen ist!
Das, was sie zu bezahlen haben, ist der Beitrag, den
auch Schüler zahlen, wenn sie diese Netzkarte als Monatsnetzkarte benützen
wollen. Dieser Beitrag beträgt bei Schülern 6 EUR und bei Lehrlingen
13,8 EUR. Dann können die jungen Menschen diese Karte als Monatsnetzkarte,
die auch für den Nachtbus gilt, benützen und die ganze Woche, also sieben Tage,
damit fahren. Für uns ist es wichtig, dass die Jugend mobil ist und diese
Möglichkeit auch benützen kann. Mit der Forderung, den Selbstbehalt zu
beseitigen, wenden Sie sich wiederum an die falsche Adresse. Den Selbstbehalt
von 19,6 EUR – also die zirka 20 EUR, die Sie erwähnt
haben –, der einmal im Jahr zu entrichten ist, bekommt das
Bundesministerium für Gesundheit und Familie. Das ist ein Selbstbehalt, der in
den Familienlastenausgleichsfonds fließt. Es haben also nicht Wien und der VOR
oder irgendwelche Wiener Linien darüber zu bestimmen, sondern es wären Bundesgesetze
zu verändern!
Nun möchte ich noch zu den Ausführungen des Kollegen
Lasar kommen, der einige Daten genannt hat, die zutreffen. Man muss aber auch
die andere Seite in Bezug auf die HPV-Impfung und den Gebärmutterhalskrebs sehen.
Derzeit finden umfangreiche Marketingkampagnen betreffend einen neuen Impfstoff
zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs statt, die natürlich von den
Pharmakonzernen lanciert werden. Es werden große Hoffnungen geweckt. Die
Informationen werden in verschiedensten Artikeln lanciert, Daten über eine
Langzeitwirkung fehlen jedoch.
Es gibt nun ein Grazer
Frauengesundheitsinstitut, das mit vielen anderen Einrichtungen, unter anderem
auch mit der diesbezüglichen europäischen Stelle zusammengearbeitet und hinsichtlich
dieser Impfung Daten gesammelt hat. – Nach wie vor schützen Kondome am
besten vor einer Infektion mit HPV-Viren und
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