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Gemeinderat, 20. Sitzung vom 27.04.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 17 von 108

 

schwere, so dicke Kinder haben, die dann ein Magenband brauchen, sondern dass es schon vorher im Rahmen der Vorsorge dazu kommen soll, dass wir diese Fälle eigentlich verhindern können. Dazu sind viele Maßnahmen notwendig, zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit.

 

Zu Ihrer konkreten Frage: Es ist ja so, dass die Psychotherapie, die auch für Kinder sinnvoll ist, die schwere Essstörungen haben, sehr wohl von der Wiener Gebietskrankenkasse getragen wird. Und wir werden demnächst den 1. Wiener Kindergesundheitstag im Wiener Rathaus veranstalten, wo dieses Thema der Essstörungen und zwar in alle Richtungen auch ein ganz, ganz großes Thema sein wird. (GR DDr Eduard Schock: Den ersten Wiener Gesundheitstag haben die Wiener Freiheitlichen vor 10 Jahren durchgeführt! Das zur Information!)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Ich danke, Frau Stadträtin, für die Beantwortung. Zur 2. Zusatzfrage ist Frau GRin Smolik gemeldet. Ich bitte darum.

 

GRin Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Ja, Frau Stadträtin!

 

Ich möchte wieder auf die Bulimie und auf die Essstörungen bei den Mädchen zurückkommen.

 

Es ist ja schön und gut, dass es diese Initiative gibt und bei Modeschauen in Wien nur Models auftreten können, die keine kleineren Kleidergrößen als 34 haben. Wir werden sehen, ob sich das durchziehen lässt, denn wenn man sich die Magazine und Zeitschriften ansieht, dann ist es sehr wohl so, dass hier nach wie vor mit diesem Schönheitsbild der Frau geworben wird. Auch wir Politikerinnen sagen, ich mache bei diesem Spiel mit, weil da auch nur die zählen, die schlank, superdünn und gestylt sind. Auch hier könnte man sich eine Kampagne überlegen, ob man als Politikerin nicht auch einmal zu den Nicht-Kleidergröße 34 Dazugehörenden zählend da einmal eine Kampagne setzen könnte.

 

Meine Frage ist jetzt aber, da wir ja mit Initiativen allein nichts erreichen, sondern die Mädchen auch Anlaufstellen brauchen, aber auch die Burschen, weil das auch bei den Burschen schon langsam anfängt, dass sie anfangen abzunehmen, massiv abzunehmen und ebenso Essstörungen haben: Gibt es eine Idee, wie man die Beratungsstellen ausbauen kann, sodass wir wirklich von diesen Zahlen, die in dieser Studie genannt sind und die eigentlich erschreckend sind, auch wegkommen und den Mädchen, aber auch den Burschen wirkliche Informationen und Hilfestellungen in Beratungsstellen geben?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin!

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Kollegin! Frau Gemeinderätin!

 

Diese Frage, wie Politikerinnen mit besonders schlank, besonders hübsch, besonders groß zu sein, besonders nichts zu essen, besonders in Hochglanzmagazinen zu erscheinen, umgehen - da haben Sie in mir eine hundertprozentige Partnerin und ich denke, da könnten Sie in Ihrer Fraktion einige Gespräche führen. Da könnte man nämlich die, die das am meisten verkörpert, vielleicht dazu bringen, dass sie sich dieser Initiative anschließt und die gehört nicht meiner Fraktion an, sondern Ihrer.

 

Zum Thema der Burschen. Ja, Sie haben recht, die Problematik ist die, dass das auch bei den Burschen im Steigen begriffen ist. Wir haben daher erst vor Kurzem eine Broschüre entwickelt, in der es alle Angebote, nämlich einerseits für die Eltern, aber auch für die Lehrerinnen und Lehrer, Kindergärtnerinnen und Kindergärtner gibt, also die gesamte Palette der Beratungsangebote, die sehr vielfältig ist und wo auch sehr konkret auf die neue Situation der Burschen eingegangen wird. Wichtig ist für uns bei der Essstörungs-Hotline auch, dass wir natürlich auf diese Entwicklung reagiert haben und dort speziell zu diesem Thema geschulte Kolleginnen und Kollegen sitzen haben, die sich nicht wundern, wenn auf einmal Eltern anrufen, die sagen, sie haben einen Sohn zu Hause, wo sie wirklich Sorge haben, dass der magersüchtig sein könnte.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Frau Stadträtin! Die dritte und letzte Zusatzfrage wird von GRin Praniess-Kastner gestellt. Ich bitte darum.

 

GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Vielen Dank.

 

Frau Stadträtin, dass wir uns heute auch diesem wichtigen Thema widmen können, hängt damit zusammen, dass unsere Kinder und Jugendlichen ja nicht nur gefährdet sind, magersüchtig oder esssüchtig zu sein, sondern auch andere Risken auf sie warten. Und eines davon ist auch sehr erschreckend, denn es geben bereits 43 Prozent der Jugendlichen an, Erfahrung mit illegalen Drogen zu haben und nahezu 100 Prozent geben an, Erfahrung mit Nikotin und Alkohol zu haben.

 

Ich frage Sie in diesem Zusammenhang auch: Welche Schritte setzt die Stadt, um die Rausch- und Risikokompetenz unserer Jugendlichen zu stärken?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin!

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Wir haben mit dem Institut für Suchtprävention eine hervorragende und auch europaweit sehr, sehr geachtete Einrichtung, wo wir derzeit knapp 30 Präventionsangebote und Module laufen haben. Wir haben jetzt genau in dem Bereich - und ich weiß, dass Sie hier sehr, sehr engagiert sind - auch etwas Neues kreiert und zwar im Verein „Dialog“, der seit wenigen Monaten für Schulen, Eltern und Erziehungspersonen, aber vor allem auch für die Institution der Schule maßgeschneiderte Präventionsmodelle anbietet, weil man da natürlich immer sehr auf die Zielgruppe und auch auf die sehr konkrete Problemlage eingehen muss, wo wir alle, die mit Kindern, aber vor allem mit Jugendlichen zu tun haben, wissen, dass zu sagen „Du, du, mach’ das nicht“ genau dazu führt, dass das erst recht gemacht wird. Wichtig dabei ist auch, dass Sucht natürlich eine ganz schwere psychische Erkrankung ist und es daher wichtig ist, dass wir noch früher damit beginnen - und das tun wir mit den Präventionsprogrammen, vor allem auch im Kindergarten -, und dass es darum geht, dass wir junge Menschen in dieser Stadt groß werden

 

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