Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 71
darüber zu führen, ob das sinnvoll ist und wo ein
möglicher Standort für einen zweiten Flughafen gefunden werden kann.
Meine Damen und Herren! Ich ersuche Sie um
Unterstützung dieses Antrages im Interesse der fluglärmgeschädigten Bevölkerung.
Dem Tagesordnungspunkt werden wir, wie schon vorhin gesagt, zustimmen. - Danke.
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. (GR Christian Oxonitsch: O ja! Der Erich!)
Herr Kollege Valentin hat sich zum Wort gemeldet. -
Bitte. (GRin Mag Marie Ringler, in Richtung GR Erich Valentin: Sind Sie
Hofrat?)
GR Erich Valentin
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr
Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Vorweg: Ich denke mir, wir sind uns in dem Punkt
einig, dass jeder Bürger und jede Bürgerin der Stadt, die unter einer
Lärmbelastung leidet, die sich von einer Lärmbelastung belästigt fühlt, dass
man damit sorgfältig umzugehen hat und dass man so weit wie möglich und mit
Einsatz aller Kräfte versuchen muss, diese Belästigung hintanzuhalten. Das ist
unwidersprochen, und ich denke mir, dieser theoretische Ansatz eint alle
Fraktionen dieses Hauses.
Was natürlich eine Grundvoraussetzung für eine
sinnvolle, eine objektive und damit zielorientierte Beschäftigung mit der Frage
ist, ist eine Analyse. Und da trennen uns Welten! Es trennen uns deshalb
Welten, weil all das, was die Kollegen Mahdalik, Madejski und Freunde in dem
Antrag vorbringen, eben überhaupt nicht von der Realität beeinflusst ist,
überhaupt nichts damit zu tun hat, was die tatsächlichen Zahlen sind, was die
Lärmmessungen betrifft, sodass Schlussfolgerungen gezogen werden, die nichts mit
der Gesetzeslage zu tun haben, und Ähnliches mehr.
Gehen wir den Antrag einmal chronologisch durch.
Es ist falsch, dass die Flugbewegungen über Wien im
letzten Jahr zugenommen haben. Es ist falsch, dass über die Hauptanfluglinie
mehr geflogen worden ist. Richtig ist vielmehr, dass durch die prozentuelle
Reduzierung der absolute Wert gleich gehalten werden konnte. – Punkt 1.
Punkt 2: Es ist falsch, dass die objektiv
gemessenen Lärmdaten gestiegen sind. Sie sind deshalb nicht gestiegen, weil vor
allem durch eine Modernisierung des Flottenparks der Austrian Airlines
teilweise Flugzeuge eingesetzt werden, die halb so laut sind wie die
Vorgängermodelle. Das heißt, von den Lärmmessungen her ist es klar und
deutlich, dass dank der Anstrengungen in den Verhandlungen und dank einer
Modernisierung die Lärmbelastung nachweislich bei Messungen nicht zugenommen
hat. Was in dem Antrag auch nicht stimmt, es sei denn, der Begriff Europa lässt
sich auf den Flughafen von Alaska reduzieren, ist, dass das von Ihnen gewünschte
Anflugsverfahren ein Standardanflugsverfahren ist, das in Europa geflogen wird.
Das ist nun einmal falsch. Ich habe mir gerade wenige Minuten vor meinem
Debattenbeitrag von der Austro Control noch einmal das letzte internationale
Update geben lassen. Es ist unrichtig. Der Kurvenanflug, den Sie fordern, ist
gerade in Erprobung. Es gibt einen Teil der Maschinen, die Wien anfliegen, die
die technischen Voraussetzungen haben, aber es ist kein Anflug, der ein
Standardsicherheitsanflug ist, und er wird in Europa auch nicht standardmäßig
geflogen. Wenn er in Europa nicht standardmäßig geflogen wird, bedeutet das,
dass man auch kein Flugzeug seitens eines Controllers auf einen derartigen Kurs
zwingen kann.
Es ist falsch, dass der Flughafen bestimmt, wo die
Flugzeuge fliegen. Das macht noch immer eine Bundesbehörde. Das ist geregelt,
das macht die Austro Control. Auch deshalb stimmt es nicht, was Sie hier
fordern.
Meine Damen und Herren! Sie können sicher sein, dass
viele Politikerinnen und Politiker aus diesem Haus und noch viel mehr
Politikerinnen und Politiker aus den betroffenen Bezirken massiv darum bemüht
sind, im Zuge von Verhandlungen – und das ist das, was wir können,
zivilrechtliche Verhandlungen anzustreben – die Fluglärmbelästigung in Wien zu
reduzieren.
Ich darf einen sehr unverdächtigen Zeugen aufrufen,
nämlich den Verkehrsclub Österreich, der erfreulicherweise mit Jahresbeginn
eine Lärmstudie veröffentlicht hat, die in Wirklichkeit und auch tatsächlich in
der Presse erfreulich viel Breite gefunden hat. Da wird ausgeführt, dass zirka
250 000 Menschen in Wien sich von Verkehrslärm belästigt fühlen. Es
wird ausgeführt, dass 180 000 Menschen sich über Eisenbahnlärm
beschweren, und es wird genauso ausgeführt, dass 13 000 Menschen –
13 000 zum Nachschreiben und Nachlesen – angeben, dass sie sich durch
Fluglärm belästigt fühlen.
Ich sage das nicht, um das Problem kleinzureden,
sondern ich sage es deshalb, weil ich glaube, dass dieses Problem im hohen Maße
nicht geeignet ist, politisches Kleingeld zu wechseln. Man tut über
Parteigrenzen hinweg – es sind auch Politikerinnen und Politiker aus anderen
Parteien unterwegs, die ernsthaft verhandeln, um die Belästigungen zu
reduzieren – diesen Menschen, diesen Politikerinnen und Politikern Unrecht, und
es hilft auch der Bevölkerung nichts, wenn man mit Anträgen das subjektive
Bewusstsein und den subjektiven Eindruck verstärkt, dass so etwas möglich ist
und dass die restlichen Problembereiche so leicht zu beseitigen wären.
Tatsächlich ist es so, dass wir sehr massiv darauf
hoffen und bauen und auch die Ergebnisse danach aussehen und es auch
nachweislich so ist, dass durch eine Modernisierung der Flugzeugflotte der
Airlines, die den Flughafen Wien-Schwechat ansteuern, hier relevante
Lärmverbesserungen erzielt werden. Und da noch ein letzter Wert: Der Flughafen
ist seit 1978 verpflichtet, die 66 dB-Zone zu messen und einem
Monitoringprozess zu unterwerfen. Das ist übrigens der Zeitraum, seit dem es
die zweite Piste in Wien gibt, und seit dem ist die Zone um 70 Prozent
gesunken, sie hat sich um 70 Prozent in der Fläche reduziert.
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