Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 71
jetzt etwa an uns Frauen mit Job,
Kindern und Familie; von einer Alleinerzieherin möchte ich hier jetzt gar nicht
reden. Wie soll sich da ein Tag mit den vielen Terminen, die man hat, ohne Auto
ausgehen? (Beifall bei der ÖVP.)
Letztlich ist die Mobilität der Autofahrer ein
wesentliches Umsatzkriterium für den Handel und für die Gastronomie sowie für
den gesamten Theater- und Veranstaltungsbereich. Autofahrer bringen einfach
Umsatz und Geld auf den verschiedensten Ebenen, und es ist wirklich ideenlos
und definitiv unethisch, Autofahrer weiter zu belasten.
Sie sagen, Sie tun es auf Grund der Inflation. Ich
sage Ihnen: 2005 betrug die Inflation 2,3 Prozent, wenn man die reine
Inflation des Handels heraus rechnet, dann waren das aber nur 0,7 Prozent.
Das heißt, diese drastische Inflation wurde durch Abgaben, Steuern et cetera
ausgelöst, der Handel allein hingegen leistet einen wesentlichen Beitrag zur
Geldwertstabilität. Sie nehmen aber dem Handel im innerstädtischen Bereich
weiteren Umsatz weg, weil Sie durch diese Erhöhungen die Leute in die
Einkaufszentren drängen.
Ich will Ihnen jetzt noch ganz kurz zur Parkzeit von
zwei Stunden etwas sagen. Sie sagen, das Limit wird gut angenommen. – Das
stimmt nicht! Es wird nämlich viel länger geparkt, weil viele Termine einfach
länger dauern. Und ich wünsche Ihnen mit 22 Uhr und zwei Stunden auch noch
viel Spaß bei jeglichem Theater- und Kinobesuch und auch gastronomiemäßig
gesehen, wenn man um 7 Uhr essen geht und um 9 Uhr der eine oder
andere hinaus sprinten muss, um seinen Parkzettel zu verändern!
Vielleicht gehen die Leute dann aber auch nicht mehr
so viel aus. Allerdings kann ich Ihnen schon jetzt prophezeien, dass Ihnen dann
die Gastronomie gratulieren wird! Es ist das eine sehr unglückliche
Entscheidung von Ihnen, der wir natürlich nicht zustimmen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist
GR Hora. – Bitte sehr.
GR Karlheinz Hora (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich möchte gleich einmal eine Frage an die GRÜNEN stellen:
Euer Transparent war ganz sympathisch! War es auch so hergestellt, dass der
verwendete Lack keine CO2-Abgabe erzeugt? (GRin Mag Maria
Vassilakou: Selbstverständlich!) Ist er abbaubar, dass man das Plakat
eventuell nach einem gescheiten Recycling wieder verwenden könnte? (Zwischenruf
von GR Mag Rüdiger Maresch.) Nein danke! Ich hab’s schon gelesen!
Ich brauche es nicht zwei Mal lesen! Kollege Maresch! Wir haben uns allerdings
gestern schon darüber unterhalten, dass eine zweimalige Wiederholung oft einen
guten Lehrwert hat!
Meine Damen und Herren! Natürlich wirkt es heute
problematisch, wenn wir hergehen und sagen, dass der rote Parkschein um
20 Cent teurer wird. – In Wirklichkeit hat aber genau 22 Jahre
keine Preisanpassung stattgefunden. Frau Kollegin Feldmann stellt sich jetzt
ganz ruhig da her und redet davon, wie groß die Verteuerungen waren. Sie
bedenkt aber nicht, dass zum Beispiel, als die blau-schwarze und dann die
blau-orange Bundesregierung ans Ruder gekommen ist, die Gebühren für den Reisepass
von heute auf morgen um 100 Prozent erhöht wurden. Das diskutieren wir jedoch
nicht!
Liebe Frau Kollegin Feldmann! Sie haben noch einen
großen Fehler gemacht! Wenn Sie von der Inflationsrate 2005 reden, dann sollten
Sie einmal bedenken, wer in dieser Zeit noch Regierungsverantwortung
hatte! – Aber wie Sie wissen, hat der Wähler am 1. Oktober 2006 dann
anders entschieden und Sie aus dieser schwerwiegenden Verantwortung teilweise
entlassen, wenn auch nicht ganz so, wie wir es uns gewünscht hätten!
Meine Damen und Herren! Kollege Omar Al-Rawi hat hier
schon einen internationalen Preisvergleich aufgezeigt, und wir brauchen auch
den österreichischen Preisvergleich nicht scheuen. Kollege Walter aus Tirol ist
heute nicht da. Wenn aber einer zum Beispiel eine Stunde lang in Innsbruck im
öffentlichen Raum steht, dann zahlt er nicht 80 Cent wie bei uns, sondern
1,33 EUR, also ein Vielfaches. (GR Mag Wolfgang Gerstl: Lernen Sie
einmal Mathematik!) Wir nehmen jetzt nach 23 Jahren eben auch einmal
eine Erhöhung vor, allerdings können Sie, Herr Kollege Gerstl, einmal
nachrechnen, wie lange die Menschen dort schon wesentlich mehr zahlen als bei
uns in Wien! (Weiterer Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Gerstl.)
Selbstverständlich! Jetzt kostet es 1,20 EUR, in Innsbruck kostet es aber
schon die ganze Zeit 1,33 EUR, das heißt, die Menschen dort haben schon
wesentlich länger diese Preise bezahlt! Rechnen Sie nach! Dann können Sie die
Gelder mit Frau Zach in Innsbruck ja zurückgeben!
Auch meine ich, dass der Weg, den die Wiener Linien
eingeschlagen haben, nach fünf Jahren eine Erhöhung von knapp unter
10 Prozent durchzuführen, durchaus nachvollziehbar ist.
Kollege Gerstl! Wir haben letzten Sommer gestritten,
als Sie behauptet haben, dass die Wiener Linien die Einzigen sind, die einen
Sommerfahrplan haben. Wir haben das dann ausdiskutiert und festgestellt, dass
sich die Situation in der Zwischenzeit geändert hat und es auch in Städten wie
München einen Sommerfahrplan gibt. Sie haben sich aber heute wieder da
hergestellt und versucht, den nächsten Irrtum aufzuklären, indem Sie sagen,
dass es in Berlin einen 24-Stunden-Betrieb gibt. – Es gibt in Berlin einen
24-Stunden-Betrieb auch nur auf einigen wesentlichen Linien. Da muss ich
annehmen, dass Sie bereits um 20 Uhr
zu Bett gehen, denn sonst würden Sie wissen, dass es auch in Wien einen
24-Stunden-Betrieb gibt! Sogar bei den Schnellbahnen ist jetzt am Wochenende
der Takt eingeführt. Es wurden also schon wesentliche Schritte gesetzt. (Zwischenruf
von GR Mag Wolfgang Gerstl.)
Wenn ich mir jetzt Ihre Argumente anhöre, dann weiß
ich schon, dass diese, weil sie aus Verzweiflung kommen, nicht mehr ziehen. Und
da Sie keine Argumente mehr bringen können, schreien Sie jetzt nur noch
dazwischen und glauben das selbst!
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular