Gemeinderat,
19. Sitzung vom 29.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 71
„Lercherl“ war, was man da mit dem Parkschein gemacht
hat. Das war schon lange überfällig! Uns stört beim Parkschein gar nichts, uns
stört nur, dass damit eine Erhöhung beim Parkpickerl verbunden war. Das halten
wir für kontraproduktiv. Ganz im Gegensatz zu Ihnen, Kollege Mahdalik,
empfinden wir nämlich die Ausdehnung der Parkraumbewirtschaftung auf die
Bezirke 10 bis 19 gar nicht als gefährliche Drohung, sondern meinen, dass
sie hervorragend ist und schon längst überfällig war.
Wir glauben, dass das die richtige Politik ist, und
wir sind durchaus auch der Meinung, dass man City-Maut nicht nur überdenken,
sondern vielleicht auch einführen sollte. Faktum ist jedenfalls, dass die FPÖ da
politisches Kleingeld macht und sich selber überlegen sollte, ob unter ihrer
Strumpfmaske nicht vielleicht in Wirklichkeit das politische Kleingeld
hervorschaut!
Jetzt komme ich aber zu dem, was auf lange Sicht noch
getan wurde: Wir haben jetzt insgesamt nur mehr 15 Jahre Zeit, um den
Klimaschutz unter Dach und Fach zu bringen. Und da ist es wirklich sehr
kontraproduktiv, wenn man als Antwort auf den Klimaschutz im Hinblick auf die
wenigen Jahre, die uns noch bleiben, beschließt, die Öffi-Preise zu erhöhen.
Das wird sicherlich nicht viele Menschen dazu bringen, umzusteigen! Die
Parkscheinerhöhung in Wien hat einen Lenkungseffekt. Wenn man dann aber
gleichzeitig auch die Preise der Öffis erhöht, dann konterkariert man das
Ganze. Da frage ich: Was soll das? Alle werden abgestraft! Mir wäre es lieber,
wenn die Autofahrer und Autofahrerinnen dazu bewegt werden, auf bessere, aber
durchaus keine teureren Öffis umzusteigen. Das ist uns ganz wichtig!
Zu den Verbindungen: Der Takt bei der S 45 wurde
noch immer nicht gesenkt. Das Einzige, was wir dafür brauchen, sind
3 Millionen EUR. Diese gibt es aber weder im Bundesbudget noch will
sie die Stadt Wien ausgeben. Hingegen sind 2 Milliarden EUR für die
Lobauautobahn zur Schließung der Transitlücke in Ordnung.
Wir meinen: Wir brauchen eine totale Verbesserung des
ÖV in Wien, sowohl beim Schnellbahn-Verkehr als auch beim Oberflächenverkehr.
Wir brauchen günstige Öffi-Tarife, und zwar durchaus auch sozial gestaffelt.
Wir brauchen für die sozial Schwachen, für SchülerInnen und StudentInnen ebenso
wie für Lehrlinge den Nulltarif. Das wäre notwendig gewesen, und nicht eine
Erhöhung um unterschiedliche Prozente, wie ich der Zeitung entnehmen muss.
Dabei muss ich als Netzkartenbesitzer ohnehin zufrieden sein, weil die Netzkarte
nicht so stark erhöht wurde wie die Einzelfahrscheine.
Noch einmal zurück: Wir finden es richtig, dass der
Preis der Parkscheine erhöht wurde, wir finden es aber nicht gescheit, dass
gleichzeitig die Kosten für das Parkpickerl erhöht wurden. Und wir sind total
gegen jegliche Öffi-Preiserhöhung. – Danke schön. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste zu Wort gelangt Frau GRin Mag Feldmann. – Bitte sehr.
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und
Herren!
Die Stadt Wien erhöht die Belastungen für Autofahrer,
und das, obwohl seit Jahren die gemeindeeigenen Fahrflächen für Autofahrer
reduziert werden, die Autofahrer zur Finanzierung des Bundes- und Landesbudgets
einen erheblichen Beitrag leisten und das Angebot von Bahn, Straßenbahn und
U-Bahn in Wien stagniert.
Für viele Wiener ArbeitnehmerInnen ist das Pendeln,
ob mit dem Auto oder mit den Öffis, eine Voraussetzung für ihren Job.
Ich will ein paar Zahlen nennen: Allein heuer nimmt
der Bund rund 11,3 Milliarden EUR an Steuern, Abgaben und Mauten aus
dem Straßenverkehr ein. Dazu kommen zusätzlich noch indirekte Leistungen an die
öffentliche Hand, die Lohnsteuerleistungen und die gesicherten Arbeitsplätze
aus der automotiven Industrie.
Wienspezifisch gesehen hat Wien 2005 allein aus der
Parkometerabgabe 41,8 Millionen EUR eingenommen. In Wien sind mit dem
Verkehr und dem Transport 2 600 Betriebe und
70 000 Arbeitsplätze direkt verbunden.
Ein paar Worte zu den Pendlern: Mehr als
500 000 Menschen in Wien sind Auspendler, das heißt, sie müssen für
ihren Job entweder in einen anderen Bezirk oder sogar außerhalb Wiens fahren.
Wenn man das der tatsächlichen Zahl der Arbeitsbevölkerung von 837 000 gegenüberstellt,
dann bedeutet das, dass 90 Prozent der Wiener Arbeitnehmer in irgendeiner
Form Pendler sind.
Zum Wiener Straßennetz: Die Stadt Wien hat nichts
unternommen, um aus eigener Kraft das Straßennetz oder die Parkflächen
entsprechend auszuweiten. Die Fahrbahnflächen sind in Bezug auf Flüssigkeit des
Verkehrs sogar leicht rückläufig. Die Zahl der Kraftfahrzeuge ist seit Beginn
des Jahrtausends um 23 000 gestiegen. Im selben Zeitraum ist die Anzahl
der Parkflächen aber nicht gestiegen, sondern war rückläufig. Derzeit wird rund
ein Drittel aller Wege mit dem Auto erledigt. Ihr Ziel ist es, das bis 2020 auf
25 Prozent zu reduzieren. Sie vergessen allerdings, dass die absolute Zahl
der Autofahrer drastisch steigen wird. So sagen etwa rund 78 Prozent der
Jugendlichen, dass sie sich als erste Investition ein Auto anschaffen werden.
Bereits jetzt leistet der Autofahrer einen
erheblichen Beitrag zum Budget, und es ist unfair, ihm weitere Kosten
aufzuhalsen, nur weil Sie Ihr Budget nicht im Griff haben! Sie wissen ganz genau,
dass deswegen nicht weniger gefahren wird und dass viele Personen aufs Auto
angewiesen sind. Das ist einfach leicht verdientes Geld zum Stopfen Ihrer
Budgetlöcher!
Sie vergessen, was weitere
Gebührenerhöhungen für den Einzelnen bedeuten, und Sie scheinen auch zu
vergessen, warum Menschen ein Auto benutzen. Ich, zum Beispiel, liebe
Autofahren, auf der anderen Seite muss ich aber auch Autofahren. Ich liebe
Autofahren, weil es mir Freiheit, Beweglichkeit und Mobilität gibt. Ich muss
aber auch Autofahren, weil mir gar nichts anderes übrig bleibt. Warum bleibt
mir und vielen anderen nichts anderes übrig? – Wir leben in einer
schnellen Zeit mit großen Herausforderungen für den Einzelnen. Ich denke
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