Gemeinderat, 18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 104
notwendig ist, Schlüsselarbeitskräfte nach Österreich
zu holen und den Standort Wien und Österreich entsprechend abzusichern.
Daher ist dieser Antrag in diesem Bereich - und auch
unsere Unterstützung nur in diesem Bereich - zu sehen, er ist bezogen auf diese
800 Facharbeiter zu sehen. Es ist auch von unabdingbarer Notwendigkeit,
dass man hier ständig eine Evaluierung der jeweiligen Arbeitsmarktmaßnahmen
vornimmt, um tatsächlich zu sehen, wie weit diese Maßnahmen greifen.
Für Wien gesehen, sind die Maßnahmen, die Frau StRin
Sandra Frauenberger in ihrer vorhergehenden Tätigkeit im WAFF durchgeführt hat,
auch eine Erfolgsgeschichte. Die Stadt Wien investiert heuer allein
56 Millionen EUR in die Aus- und Weiterbildung von ArbeitnehmerInnen
im Bereich des Wiener Arbeitnehmerförderungsfonds. Damit werden in mehr als
40 Bereichen beschäftigte Arbeitnehmer entsprechend weitergebildet,
ausgebildet und für den Arbeitsplatz weiter geschult.
Wichtig ist auch die Förderung jener Bereiche, von
denen wir heute wissen, dass in zehn Jahren der Bedarf da sein wird. Wichtig
ist der Bereich der Schulung für Frauen, die den Wiedereinstieg in den Beruf
nach der Karenztätigkeit durchführen müssen, und wichtig ist die Schulung und
die Aus- und Weiterbildung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Bereich
zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr. Es sind das hauptsächlich
Arbeitnehmer, die sehr stark gefährdet sind, den Arbeitsplatz zu verlieren,
wenn man nicht rechtzeitig die Arbeitsmarktmaßnahmen, die Fördermaßnahmen der
Aus- und Weiterbildung forciert.
Das sind Maßnahmen, die wir in Wien schon vor allen
Bundesländern - und das zeigt auch die Versäumnisse der letzten Bundesregierung
- praktisch erledigt haben. Das ist auch - so meine ich, und die Zahlen des AMS
Wien zeigen es - dementsprechend eine Erfolgsgeschichte.
Sehr geehrte Damen und Herren! Lassen Sie mich auch
die Wiener Situation kurz beurteilen. Die Träger der Facharbeiterausbildung -
und wir kennen in Wien derzeit auch die Situation sehr gut - sind nicht nur in
Wien, sondern österreichweit ausschließlich die kleinen und mittelständischen
Unternehmungen. Diese Unternehmungen, die in den Kleinbereichen tätig sind,
bilden tatsächlich heute Facharbeiter aus.
In Verantwortung müssen wir als politische Mandatare
aber auch die Industrie bringen, denn die hat sich in den letzten zwölf Jahren
von der Ausbildung von Mitarbeitern und Facharbeitern verabschiedet. Die haben
Lehrwerkstätten geschlossen, die bilden nicht mehr aus und warten darauf, dass
die Klein- und Mittelbetriebe ausbilden, und eventuell rechnen sie mit dem
Zuzug von Schlüsselarbeitskräften aus dem Ausland.
Das kann nicht die richtige Vorgangsweise sein, wenn
man Verantwortung für sein Unternehmen hat, wenn man auch die Verantwortung
hat, für die Gesellschaft einen Beitrag zu erbringen. Ich meine, dass hier die
Industriellenvereinigung und die Industrie gefordert sind, endlich wieder
entsprechende Ausbildungsmaßnahmen in ihre Unternehmungen zu bringen, damit wir
endlich auch die Diskussion eines Facharbeitermangels vom Tisch haben. (Beifall
bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte nicht zu
lange hier dieses Thema erörtern, ich möchte nur noch einmal erwähnen, dass die
SPÖ-Fraktion zu diesem Antrag hier ihre Zustimmung geben wird. Wir sehen es
aber nicht als Dogma für die Beiziehung von Schlüsselarbeitskräften aus dem
Ausland, wir wollen hier nur sagen, dass die Vorgangsweise des Bundesministers
Bartenstein in dieser Causa nicht die glücklichste war und dementsprechend ist
auch hier meine Stellungnahme. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR
Mag Gerstl. Ich erteile es ihm.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Danke, Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Mein Vorredner hat gerade versucht, die Argumente der
Freiheitlichen nachzuvollziehen, vielleicht hat er jetzt in der Zeit, wo ich
rede, Gelegenheit, die Argumente der Bundesregierung nachzuvollziehen. In der
Zwischenzeit hat sich nämlich die Bundesregierung unter Bundeskanzler
Gusenbauer darauf geeinigt, dass 800 Facharbeiter nach Österreich kommen
werden, 800 Facharbeiter, die für die metallverarbeitende Industrie
dringend benötigt werden. Und im Gegenzug dazu wird es eine Mobilitätsprämie
für die Arbeitssuchenden geben, und natürlich werden auch die Zumutbarkeitsbestimmungen
verschärft. (Beifall bei der ÖVP.) Falls
Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratie, auch der
Meinung Ihres Bundeskanzlers sind, dann stimmen sie jetzt gegen den Antrag der
Freiheitlichen Partei.
Und warum sich die Bundesregierung
darauf geeinigt hat, glaube ich, ist sehr leicht erklärbar. Nehmen wir nur
einfach die Zahlen her, da lässt es sich am leichtesten ablesen: Wir haben bis
Ende Jänner 375 vorgemerkte arbeitslose Schweißer gehabt und dazu 735
offene Stellen. Wir haben 199 vorgemerkte arbeitslose Dreher gehabt und
513 offene Stellen, und wir haben bei den Fräsern Ende Jänner
44 vorgemerkte Arbeitslose gehabt und 144 offene Stellen. Wenn Sie
glauben, dass sich die Situation vielleicht im Februar verbessert hat, dann
muss ich Sie enttäuschen. Ganz im Gegenteil, die Situation hat sich noch weiter
verschlechtert, nämlich in dem Sinne, dass die offenen Stellen noch mehr
geworden sind. Es ist zwar auch die Anzahl der vorgemerkten Arbeitslosen etwas
zurückgegangen, aber die Anzahl der offenen Stellen hat sich bei den Schweißern
um 11 Prozent erhöht, bei den Drehern um 17 Prozent und bei den
Fräsern sogar um 35 Prozent, und das in einem Jahr.
Das
alleine zeigt, wie dringend notwendig es ist, dass wir kurzfristig Maßnahmen
setzen, um die ausländischen Facharbeitskräfte nach Österreich zu holen. (GR Anton Mahdalik: Billig!) Von Mai bis
Dezember, und das bedeutet, dass diese ausländischen Facharbeitskräfte aus den
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