Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 104
den Bedarf der Industrie nach qualifizierten Facharbeitern
erhebt, arbeitslosen Facharbeitern entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen
zukommen lassen, die dann gemäß dem erhobenen Bedarf vermitteln und damit auch
Lohndumping durch osteuropäische Arbeiternehmer unterbinden. Ein wesentlicher
Bestandteil dieses Konzepts soll eine Mobilitätsprämie sein, die den
Arbeitsortwechsel für Arbeitnehmer attraktiver gestaltet."
Da sich dieser Beschlussantrag an den Bund, an den
Herrn Wirtschaftsminister richtet, ersuche ich um sofortige Abstimmung.
Meine Damen und Herren! Die Freiheitliche Fraktion bittet
Sie im Interesse der österreichischen Arbeitnehmer um Zustimmung zu diesem,
unserem Antrag. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Bacher-Lagler. - Bitte.
GR Norbert Bacher-Lagler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Mir obliegt es jetzt, zum Antrag der FPÖ betreffend
den Schutz des österreichischen Arbeitsmarktes von Seiten der
Sozialdemokratischen Fraktion Stellung zu beziehen. Die Sozialdemokratische
Fraktion wird diesem Antrag heute hier zustimmen, aber ich möchte hier noch ein
paar Worte dazu einleiten.
Die Begründung dieses Antrages beginnt ja mit der
Überleitung des EU-Erweiterungsanpassungsgesetzes, wo drinsteht, dass in Bezug
auf den österreichischen Arbeitsmarkt und die nationalen Arbeitsmärkte bis zu
einem bestimmten Zeitpunkt hier Regelungen zu treffen sind, um den Arbeitsmarkt
zu schützen. Der Antrag in diese Richtung bezieht sich ausschließlich auf die
Facharbeiter im Bereich der metallverarbeitenden Berufe, sprich, in den
spanenverarbeitenden Berufen der Dreher, der Fräser und der Schweißer.
Daher ersuche ich, das nicht als Dogma zu sehen, dass
wir Sozialdemokraten generell den Arbeitsmarkt abschotten wollen und hier keine
ausländischen Arbeitskräfte zulassen wollen, sondern wir sehen unseren
Beschluss und unsere Zustimmung zu diesem Antrag nur auf diesen Antrag bezogen,
was den Bereich der metallverarbeitenden Berufe anlangt.
Ich möchte erwähnen, warum: Von den mehr als
330 000 derzeit angemeldeten Arbeitslosen in Österreich sind
11 000 ArbeitnehmerInnen mit einer Ausbildung im Facharbeiterbereich
der metallverarbeitenden Berufe. Es muss doch möglich sein, von diesen 11 000 ArbeitnehmerInnen
in diesem Lande 800 Arbeitnehmer zu lukrieren und durch eine
Ausbildungsmaßnahme durch das AMS - oder in Wien durch den WAFF - entsprechend
heranzubilden! Das ist eine der Kernforderungen, die wir in diesem Bereich auch
hier kundtun.
Bundesminister Bartenstein hat mit seinen
Ausführungen diesem Thema bestimmt keinen guten Dienst erwiesen, indem er sich
gerade auf diesen Sektor einschwört und meint, 800 Arbeitnehmer sind aus
dem Ausland nach Österreich zu holen. Denn gerade dieser Bereich ist ein Bereich,
der bereits über unsere Grenzen hinaus aktuell ist.
Wir wissen, dass im Raum Preßburg, im Bereich der
Nordslowakei, im Bereich von Tschechien dort, wo die großen Industriestandorte
sind, dort, wo die großen Automotive Cluster entstehen, bereits Facharbeitermängel
in diesen Bereichen vorhanden sind und dass auch bereits im Bereich Wien die
Sozialpartner in Gesprächen darüber sind, wie wir zum Beispiel im Grenzgebiet
Österreichs mit der Slowakei, in Preßburg, gemeinsame Ausbildungsschritte
erzielen können, um diesen Facharbeitermangel entsprechend zu reduzieren.
Das Ziel dieser Maßnahme muss es sein, dass wir eine
Qualitätsoffensive im Bereich der Arbeitsmarktförderung erhalten, dass
ArbeitnehmerInnen hinkünftig gezielt ausgebildet werden können, indem wir
rechtzeitig erkennen müssen: Was will der Arbeitsmarkt von der Regierung und
von den jeweiligen Gebietskörperschaften? Wo liegt der Bedarf? Das ist eine
Notwendigkeit, die wir auch fordern, dass es in regelmäßigen Abständen eine
Arbeitsmarktanalyse geben muss, um dem AMS die Möglichkeit zu geben,
rechtzeitig darauf zu reagieren und auch rechtzeitig arbeitslose
ArbeitnehmerInnen in diesem Lande in Ausbildung zu bringen.
Da hat Wien in den letzten Jahren gegenüber den
anderen Bundesländern bereits sehr große Erfolge erzielt. Wien hat in den
letzten Jahren schon vor allen anderen Bundesländern die Kehrtwende in der
Beschäftigungspolitik erzielt. Wir waren das erste Bundesland, das tatsächlich
aktive Beschäftigungspolitik im Sinne des Wortes durchgeführt hat. Wir waren
das erste Bundesland, in dem mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden und damit
auch der Arbeitslosenstand entsprechend reduziert wurde. StRin Renate Brauner
hat diese Woche die Arbeitslosenzahlen für Wien für Februar 2007 präsentiert,
und es ist auch das ein erster Schritt in die richtige Richtung, eine
Erfolgsgeschichte für den Bereich Wien, dass wir hier erstmalig auch
tatsächlich einen Zugewinn an Arbeitsplätzen und an zusätzlicher Beschäftigung
für 6 000 Menschen in dieser Stadt erzielt haben. (Beifall bei der
SPÖ.)
Darauf dürfen wir uns aber nicht ausruhen. Dieses
Thema der Arbeitslosigkeit und der Beschäftigung für Menschen in diesem Land
muss ein nationaler Kraftakt sein. Daher habe ich kein Verständnis für die
Aussagen von Bundesminister Bartenstein, hier faktisch dieses Thema in den
Vordergrund zu bringen, insofern auch kein Verständnis, als es in den
Regierungsvereinbarungsgesprächen auch abgehandelt war, dass, bevor man
Schlüsselarbeitskräfte aus dem Ausland nach Österreich holt, hier eine
Arbeitsmarktanalyse durchgeführt werden muss und dementsprechend auch dann mit
den Sozialpartnern gemeinsam die notwendigen Schritte einzuleiten sind. (GR
Mag Wolfgang Jung: Schüssel-Arbeitskräfte!)
Ich meine auch, dass es ein
falsches Dogma ist, den Arbeitsmarkt generell gegenüber dem ausländischen
Bereich abzugrenzen. Denn wir wissen auch, dass es bestimmte
Wirtschaftsbereiche gibt, in denen es
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