Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 104
zwei Jahre gibt. Prinzipiell müsste man sich ja freuen, dass die Stadt Wien es unterstützt. Das tue ich auch. Allerdings sprechen wir von einer Kürzung um 35 000 EUR im Vergleich zu vor zwei Jahren. Das ist meiner Meinung nach nicht verständlich, aus mehreren Gründen.
Zum
einen - das kommt auch in mehreren Gesprächen, die man immer wieder führt,
immer wieder durch - werden Festivals gerne miteinander verglichen: Dieses Festival
bekommt so und so viel, und die sollen dann auch gleich viel bekommen. Für ein
Festival wie das „Queer Film Festival" ist es mit einer Thematik, die im
lesbisch-schwulen Bereich stattfindet, tatsächlich irrsinnig schwierig,
Sponsorinnen und Sponsoren zu finden. Es gibt seitens der Wirtschaft nach wie
vor Berührungsängste auf diesem Gebiet, und deswegen kann man, glaube ich,
dieses Festival nicht gleich wie andere Festivals beurteilen. Auch politisch
kann man dieses Festival sicher nicht gleich beurteilen. Es ist nicht nur ein
kulturpolitischer Beitrag für die Stadt, es ist auch ein
gesellschaftspolitischer Beitrag für die Stadt.
Des
Weiteren wurde in den Gesprächen, die ich geführt habe - und auch, wie mir
vermittelt wurde, in vielen anderen Gesprächen -, immer wieder betont, auch
schon vor zwei Jahren, dass dieses Festival in der gleichen Höhe weiter
subventioniert werden würde. Wir haben dann auch immer wieder gehofft - wir
haben ja sehr oft für dieses Festival und für die Existenz dieses Festivals
gekämpft -, wir hätten das ein für alle Mal erledigt. Leider muss man mit
dieser Summe sagen: Nein, das haben wir nicht geschafft. Es ist eine Kürzung um
35 000 EUR, eine Kürzung weniger als hundert Tage vor Festivalbeginn!
Jetzt
kommen wir zum eigentlichen Problem, wo „identities" nur stellvertretend,
glaube ich, für viele Festivalmacherinnen und -macher stehen kann, und das ist
die Planungssicherheit. Zu sagen, eventuell, vielleicht finden wir noch
irgendwo eine Summe, die wir euch geben können, schauen wir einmal, und es
könnte sich noch ausgehen, dann leider doch nicht, und jetzt ist es diese Summe
geworden: So kurz vor dem Beginn eines Festivals, das auch noch international
arbeitet, das macht es für Festivalmacher und -macherinnen wirklich unmöglich,
zu planen.
Da
müssen Filme aus dem Ausland eingeflogen werden. Dann stellt sich die Frage:
Können wir Regisseure und Regisseurinnen einladen oder nicht? Da müssen
Verträge unterschrieben werden; die Verträge müssen schon Monate davor
unterschrieben werden. So kommen wir eigentlich in einen Bereich, der dann zu
diesen typischen Entschuldungen führt. Denn so entstehen oft auch Schulden,
indem man mündlichen Zusicherungen glaubt, die dann nicht eingehalten werden,
sodass es zu Kürzungen kommt, aber die Verträge schon unterschrieben sind.
Das
ist ein Problem, deswegen: bedauerlich, bedauerlich! Wir hätten das Festival
gerne mit der gleichen Höhe ausgestattet gesehen wie vor zwei Jahren, zumal ja
auch Wien-Tourismus und sehr viele Bereiche in dieser Stadt sehr intensiv
Werbung für dieses Festival machen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Die Frau
Berichterstatterin hat das Wort.
Berichterstatterin GRin Dr
Elisabeth Vitouch: Ja, fast möchte ich dem Marco Schreuder
zustimmen, weil ich natürlich auch immer dafür bin, dass Wien und spezielle
Veranstaltungen ein möglichst großes Budget lukrieren. Nun muss man aber schon
sehen, dass es viele Festivals gibt, natürlich auch zum Beispiel das
Kinder-Filmfestival, oder es ist angedacht, vielleicht einmal ein
Behinderten-Filmfestival zu organisieren.
Im
Allgemeinen ist es so, dass sich Festivals - in dem Fall beim „Queer
Festival" - aus der Viennale entwickeln, quasi ein Sidestep, eine
Nebenschiene sind und dann klarerweise - es gibt ja das „Queer" seit dem
Jahr 1994 biennal mit wirklich preisgekrönten internationalen Filmproduktionen,
mit Specials, mit Diskussions- und anderen Zusatzveranstaltungen - sich einfach
weiterentwickelt haben, größer geworden sind.
Es
ist jetzt zum vierten Mal schon im Gartenbau, Schikaneder und Filmcasino, in
Kinos, die wir natürlich fördern und die umgekehrt solche Festivals brauchen,
um attraktiv zu bleiben und auch in den Genuss der Kinoförderung zu kommen. Es
ist inzwischen das zweitgrößte internationale Film-Event in Wien und soll eben
heuer wieder im Juni stattfinden.
Es
wird allerdings nicht nur durch die Stadt Wien subventioniert, das muss man
schon dazusagen. Ich weiß, dass es schwer ist, Sponsoren zu finden, aber ich
denke, inzwischen ist der Begriff „Queer" so etabliert, dass auch das
sicher möglich sein müsste. Das Bundeskanzleramt wird sicher auch noch -
hoffentlich - mitzahlen, Erlöse, Katalogverkauf, Eigenleistungen et cetera.
Ich denke, es ist wohl auch das letzte Wort über
diese Subvention noch nicht gesprochen. Immerhin ist eine erste Rate in der
Höhe von 110 000 EUR schon am 15. Dezember im Gemeinderat
genehmigt worden, jetzt gibt es noch einmal 40 000 EUR. Also ich
denke, so schlecht steht dieses Festival nicht da.
Wenn man sich ein bisschen sozusagen der Solidarität
mit anderen Spezialgruppen-Festivals et cetera verpflichtet fühlt, dann muss
man es verlangen - das würde ich auch tun -, aber man kann nicht, wenn man
sozusagen den kleinen Finger bekommen hat, sofort die ganze Hand wollen. (GRin
Mag Marie Ringler: O ja!) Die Gespräche laufen … (GR Marco
Schreuder: Aber das ist eine Kürzung! Vor zwei Jahren, da ging es ja auch! -
Weitere Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Ich kann jetzt auf die Polemik nicht
eingehen, denn ich darf als Berichterstatter auch nur zum Akt reden. Wie
gesagt, es werden die Beträge immer in Tranchen ausgezahlt, und das letzte Wort
ist sicher auch da noch nicht gesprochen.
Ich ersuche um Zustimmung zu diesem Akt. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Wer
dem Akt zustimmen möchte, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Der
Antrag ist mehrheitlich, mit den Stimmen von SPÖ und GRÜNEN, angenommen.
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