Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 104
gesamte Projekt.
Ich ersuche um Zustimmung zu diesem Akt. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Dkfm Dr Aichinger hat sich zu einer
tatsächlichen Berichtigung gemeldet. Drei Minuten, bitte.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren der Sozialdemokratischen Fraktion!
Herr Dr Maurer, Sie wissen ganz genau, dass die
Wirtschaftskammer prinzipiell nur ein Begutachtungsrecht hat und seit vielen
Jahren darauf hinweist, dass die Entwicklung der Einkaufszentren und die
Entwicklung der Verkaufsflächen in Wien eine dramatische ist, und dass sie die
letzten Einkaufszentren, die in Wien gebaut wurden, nicht befürwortet hat und
auch meine Fraktion, die Fraktion der ÖVP hier im Gemeinderatsklub, dem nicht
zugestimmt hat.
Meine Damen und Herren! Ich erinnere vor allem an das
letzte Projekt, das war das Projekt beim Prater-Stadion, dem wir nicht
zugestimmt haben, wo es zuerst geheißen hat, 8 000, in Wirklichkeit sind
es 22 000 m², und das vorletzte Projekt war die Brachmühle. Auch dort
haben wir nicht zugestimmt, und auch die Begutachtung der Wirtschaftskammer ist
entsprechend ausgefallen. Und der Beweis, dass das stimmt, meine Damen und Herren,
zeigt sich darin, dass die Brachmühle nicht deshalb verwirklicht wird, weil sie
wirtschaftlich sinnvoll ist, sondern deshalb, weil die Mehrheitsfraktion
einfach zugestimmt hat.
Ein Satz noch: Dass wir die Wirtschaftspartei sind,
das stimmt, aber wir wehren uns hier bei diesem Projekt dagegen, dass bis jetzt
ausschließlich ein Einkaufszentrum gebaut werden soll mit einem Stadion und
keine andere wirtschaftliche Entwicklung dort vorgesehen ist. Wir brauchen
Industrie, wir brauchen Gewerbebetriebe. Dann würden wir dem zustimmen. Wir
brauchen dort Dinge, mit denen Arbeitsplätze geschaffen werden, und das macht
ein Einkaufszentrum sicher nicht.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die letzte Wortmeldung: Frau GRin Frank. Bitte
schön.
GRin Henriette Frank (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Zuerst möchte ich einmal ganz kurz auf die ÖVP
eingehen. Genaugenommen haben nämlich Sie die Latte gelegt, dass dieses Projekt
jetzt überhaupt möglich wird, denn ihr Herr StR Görg hätte dort unten fünf
Jahre lang, zwischen 1996 und 2001, die Chance gehabt, dieses Gebiet zu
entwickeln. Er hat weder eine Planung für eine U1-Verlängerung noch eine
Planung für eine Gebietsentwicklung vorgelegt (Zwischenrufe bei der ÖVP.), und hätte es nicht seinerzeit eine
FPÖ-Infrastrukturministerin gegeben, dann gäbe es die Umfahrungsstraße auch
nicht. Also da unten ist von Ihrer Seite überhaupt nichts gemacht worden,
außer, dass Sie das jetzt verteufeln, was gemacht wird.
Was bis jetzt überhaupt nicht zur Sprache kam, sind
doch die Arbeitsplätze, die da unten zweifelsohne entstehen werden, die dieser
Region wahrscheinlich auch sehr gut tun werden und die auch viele Frauen
betreffen, wie das halt meist so ist, wenn es um Einkaufszentren geht.
Wir haben diesem Projekt unter gewissen Prämissen
unsere Zustimmung erteilt, und eine Prämisse ist sicher auch, dass hier bei der
Planung großer Wert auf Familienfreundlichkeit gelegt wird. Ich muss halt
leider schon sagen, dass das bei vielen Großprojekten in letzter Zeit nicht
oder nicht ausreichend gegeben war, und ich möchte jetzt ein paar Dinge
ansprechen, wo man schon im Vorfeld darauf achten kann, dass später, wenn hier
Familien wohnen, für die das Wohnen auch nicht noch zusätzlich erschwert,
sondern wirklich familienfreundlich und einfacher wird.
In Deutschland gibt es so genannte Kinderstadtpläne,
die die Kinder ihren Stadtteil alleine erfahren lassen. Da steht dann drinnen,
wo gibt es einen Eisverkäufer, wo gibt es Möglichkeiten für Rollerblades, wo
ist ein Kino, wo sind Spielplätze, Leseräume und so weiter. Ich meine, dass man
das hier genauso gut generell auf Familien ummünzen könnte, und zwar sich schon
im Vorfeld Gedanken zu machen, was dann im Plan ausgewiesen ist, nämlich, wo
ist der nächste Kinderbetreuungsplatz, wo sind die Schulen, Ärzte,
Krankenhäuser, eventuelle Einkaufsmöglichkeiten und so weiter oder Sportplätze,
die ja aus Gesundheitsgründen einen ebenso wichtigen Faktor darstellen. Es
würde besonders für Familien, für Mütter einfacher werden, wenn man nicht erst
lange suchen muss oder wenn man die Betreuungsplätze nur in irgendwelchen weit
abliegenden Bezirken bekommt, weil es vor Ort einfach nicht genügend Plätze
gibt. (GRin Barbara Novak: Sie wissen aber
schon, dass es das schon gibt?) Ja, wenn es das schon gibt, dann muss ich
sagen, dass es viele Leute – und ich rede mit genügend – nicht wissen und dass
es viele Leute gibt, die im 10. Bezirk wohnen und keinen
Kinderbetreuungsplatz im 10. Bezirk bekommen. Von Arbeitsplätzen rede ich
noch gar nicht.
Ich fordere diesen Plan ein, damit es einfacher wird
und damit die Leute ... (GRin
Barbara Novak: Das gibt es doch!) Ja, dann propagieren Sie es! Wenn es
keiner weiß, dann kann man es nicht machen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Wichtig ist auch, wenn jetzt Mütter mit den Kindern
einkaufen fahren – das ist nur ein Detail, aber ist ganz einfach, das alles bei
der Planung zu berücksichtigen, und äußerst kompliziert, wenn die Sache schon
einmal geplant und vor allem gebaut ist –, dass man Betriebskindergärten nicht
nur bei Bürohäusern errichtet, sondern es ist doch naheliegend, sie auch bei
großen Einkaufszentren zu errichten, wo viele Menschen und vor allem auch viele
Frauen beschäftigt sind, damit man dort auch die Kinder abgeben kann und nicht
lange Wegstrecken hat, bis man sie abholt oder bis man sie hinbringt.
Weiters sollten bei den Einkaufszentren die
Parkplätze auch in der Nähe der Eingänge sein. Das wäre ja wirklich kein
Problem, aber auch hier wird nichts getan.
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