Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 104
acht Punkten ist genau aufgezählt, wie es sich mit
der Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel, der vorhandenen
Verkehrsfrequenz, den örtlichen Verkehrsverhältnissen, den Parkmöglichkeiten et
cetera verhält beziehungsweise zu verhalten hat. All das ist selbstverständlich
zu prüfen, hat aber mit dem Optionsvertrag überhaupt nichts zu tun. Das ist
ausschließlich Sache unserer Bauordnung für Wien, die selbstverständlich
eingehalten werden muss, da gibt es für mich überhaupt keinen Zweifel.
Möglicherweise kommt auch Bundesrecht, etwa die Gewerbeordnung, zum Tragen, das
kann ich jetzt nicht beantworten.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Natürlich gibt
es für den Bezirk Favoriten ganz gewichtige Voraussetzungen für eine
Entwicklung dieses Bereichs. Für mich als Mandatar des 10. Bezirkes ist
das eine Selbstverständlichkeit. Dazu gehört natürlich in erster Linie die
Verkehrsanbindung durch die U-Bahn. Eine dementsprechende Entwicklung ist für
mich eine ganz klare Voraussetzung. Außerdem muss natürlich auch der
Individualverkehr angebunden werden. Und wenn hier Wohnbau stattfinden sollte,
was jetzt ja noch nicht bekannt ist, dann wird es natürlich auch notwendig
sein, eine soziale Infrastruktur zu entwickeln. Das ist natürlich ganz
eindeutig der Wunsch des Bezirks Favoriten. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich persönlich halte die Errichtung ausschließlich Stadion für genauso unrealistisch wie die Errichtung ausschließlich Einkaufszentrum. Das ist aber, wie gesagt, meine persönliche Meinung. Ich meine, dass es dort einen ganz dichten Mix von verschiedensten Nutzungen geben müssen wird, weil eine Entwicklung dort sonst überhaupt keinen Sinn hätte und auch kommerziell gar nicht vernünftig wäre.
Zur ÖVP möchte ich noch sagen, dass sie sich wirklich
nicht wie eine Wirtschaftspartei, sondern eher wie eine Antiwirtschaftspartei
verhält, wenn sie ständig oder zumindest in diesem Fall gegen Investitionen
auftritt. Sonst habe ich von der ÖVP oft gehört, dass die Stadt viel zu wenig
tut, damit Wirtschaftsaktivitäten stimuliert werden. Plötzlich soll all das
aber falsch sein und unterlassen werden. Das ist mir völlig unverständlich!
Zur Frage Einkaufszentrum versus Geschäftsstraßen:
Ich meine, auch in diesem Punkt sollte man eine gewisse Ehrlichkeit einziehen
lassen. Bis jetzt haben die ÖVP und die Wirtschaftskammer – die ja in
gewisser Hinsicht sehr synonym sind – allen Einkaufszentren, die jetzt
bestehen, immer wieder die Zustimmung gegeben, und zwar ohne viel auf die
Geschäftsstraßen zu achten. Ich schicke voraus, dass ich auch lieber in
Fachgeschäften in der Nähe meines Wohnumfeldes einkaufe, dass ich also die Geschäftsstraßen
sehr schätzen würde. Leider habe ich aber das Pech, dass ich dort kaum noch
Fachgeschäfte vorfinde. Diese Geschäftsstraßen verkommen allerdings nicht, weil
die Stadt Wien so böse ist, sondern zu einem großen Anteil deswegen, weil die
ÖVP ein Mietrechtsgesetz durchgesetzt hat, nach welchem die Geschäftsmieten de
facto freigegeben worden sind und daher in astronomische Höhen explodiert sind,
sodass es in den Hauptgeschäftsstraßen für kleine Geschäfte gar nicht mehr
möglich ist, die Miete zu bezahlen. Das kann sich die ÖVP also selbst an den
Hut stecken! (Beifall bei der SPÖ.)
Außerdem muss man halt auch
einmal zur Kenntnis nehmen – das wurde ja auch hier schon diskutiert und
ist unbestritten geblieben –, dass Einkaufszentren eben andere Bedürfnisse
befriedigen. Es wird nämlich nicht nur das normale Einkaufsbedürfnis abgedeckt,
sondern da ist auch Unterhaltung dabei, es gibt Kinos, Discos und Events. Es
geht da also auch um andere Bedürfnisse als in Einkaufsstraßen und
Geschäftsstraßen, das muss man halt auch zur Kenntnis nehmen! Es hat sich da
ein anderer Stil entwickelt, und das hätten wir schon vor 50 Jahren
verbieten müssen, was aber in Wirklichkeit natürlich nicht möglich ist.
Die Gespaltenheit der ÖVP zeigt sich auch daran, dass
ich keine Klage von der ÖVP gehört habe, dass in Gerasdorf ein Einkaufszentrum
mit, bitte, 80 000 m² entsteht. Da habe ich von der ÖVP nichts
gehört, übrigens auch nichts von den Grünen.
Also da habe ich keine großen Proteste festgestellt, und das ist genau an der Stadtgrenze
von Wien, ein paar Meter darüber hinaus. Also da, im heiligen Land des Herrn
Pröll, schweigen sich die ÖVP und die Wirtschaftskammer vornehm aus, dass so
etwas passiert, aber nur in Wien darf natürlich nichts passieren. Im Land Häupl
darf man sich natürlich austoben, was in Niederösterreich offenbar verboten
ist.
Also insgesamt bin ich dafür, dass man realistisch
bleibt, und ich persönlich halte sowohl 120 000 m² für unrealistisch
als auch einen Jank-Vorschlag, den ich im Fernsehen gesehen habe, von
6 000 bis 7 000 m². Das ist ja wohl der Lächerlichkeit
preisgegeben, das ist eine Grundfläche von 80 mal 80 m. So etwas ist
natürlich nicht einmal für die Versorgung einer dort in Zukunft ansässigen
Bevölkerung ausreichend.
Von den Grünen
hat es auch immer wieder Vorwürfe gegeben, dass Wien zu wenig für Arbeitsplätze
und für Investitionen macht, aber sie sind bei jedem größeren Projekt dagegen.
Die Grünen stellen immer wieder
die schicksalsschwere Travnitschek'sche Frage: „Wos brauch ich des?“ Dann wird
das halt mit irgendeinem Pseudointellektualismus verbrämt, in Wirklichkeit
läuft es darauf hinaus, dass der Wunsch nach Verhinderung immer wieder da ist,
und Gegenargumente finden sich halt immer wieder.
Es gilt das vorher Gesagte: Man muss sich
entscheiden, was man will. Will man eine Wirtschaftsentwicklung innerhalb der
Stadtgrenzen oder will man das nicht? Dann soll man es aber auch offen sagen.
Um zum Abschluss zu kommen. Wie
überall bei Investitionsprojekten ist die Verfügbarkeit über die Grundstücke
die erste Vorraussetzung für eine Entwicklung. In dieser Vorbereitung befinden
wir uns derzeit, und zwar nicht in der Phase der Flächenwidmung oder der
Prüfung der Umwelt- oder Verkehrsverträglichkeit, wie ich schon gesagt habe.
Die sind natürlich in späterer Folge eine selbstverständliche Vorraussetzung
für das
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