Gemeinderat,
18. Sitzung vom 02.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 104
vieler anderer in diesem Bereich vorantreiben, dass
es zu einer vernünftigen Wirtschaftsentwicklung, aber nicht zu einem
verheerenden Projekt kommt!
Deswegen lehnen wir diesen Vertrag auch ab. – Danke
schön.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als nächste Redner ist Herr GR Dr Tschirf
gemeldet.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Ich tu mir ehrlich gestanden schon bei der Anrede
schwer, weil ich hier eigentlich zwei begrüßen wollte, die hier sitzen sollten:
Einerseits den Herrn Bürgermeister, der dieses Projekt im Alleingang
offensichtlich diskutiert und erarbeitet oder was immer hat, andererseits den
Herrn Stronach, der hier oben sitzen sollte. Beide sitzen nicht hier. Hier
sitzen Gemeinderäte der SPÖ, die mit Unterstützung der FPÖ abnicken und
zustimmen müssen.
Das ist leider ein Sittenbild dieses Projekts
Rothneusiedl und nicht das Verständnis von Demokratie und weiterer
Planungspolitik, wie wir es uns als Wiener Volkspartei vorstellen. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir sind nicht gegen die Entwicklung des Gebiets
Rothneusiedl, aber wir sind gegen Grundstücksspekulationen, wir sind gegen
planerische Fehlentwicklungen und deshalb sagen wir zu dem vorgelegten Projekt
ganz klar Nein. (Beifall bei der ÖVP.)
Es war bemerkenswert, wie der Herr Bürgermeister – er
ist ja leider nicht mehr da – heute in der Früh das Ganze heruntergespielt und
davon gesprochen hat, dass das alles noch nicht entschieden ist. Nur, wenn man
es liest, dann schaut es anders aus. Da ist eigentlich schon von klaren Preisen
die Rede. Vor allem aber, wenn man es sich genau ansieht, dann ist die
Situation eine solche, dass hier offensichtlich MAGNA geschickt verhandelt hat
und die Stadt nicht. Und es ist auch nicht ganz verständlich, aber vielleicht
weiß es der Herr Madejski, der ja seit Längerem als Pressesprecher des Herrn
Planungsstadtrats tätig ist, mittlerweile aber als Pressesprecher der gesamten
SPÖ, die zwei sind schon so eng miteinander, dass man in dem Fall fast die
beiden Namen verwechseln würde. Das ist kein gutes Zeichen für die SPÖ. (GR
Dr Herbert Madejski: Bist du traurig?) Ich muss eines sagen (Heiterkeit
bei der FPÖ und der ÖVP.), ich möchte gar nicht wissen, aus welchen Gründen
die FPÖ mitgeht, weil ich nicht bei allem wissen muss, was so die Begründung
ist. Reden wir lieber nicht darüber. Reden wir lieber über die Probleme dieser
Stadt und nicht über die einer Partei wie der FPÖ, die sich offensichtlich nur
als Büttel der SPÖ in diesem Hause versteht. (Beifall bei der ÖVP. – Aufregung bei GR Dr Herbert Madejski.)
Das, was mir aufgefallen ist, ist, dass da die Rede
war - und da bin ich gleich wieder beim Kollegen Madejski -, dass es keine
anderen Bewerber gegeben hat. Ich frage mich nur, da gibt es etwas, was
eigentlich auch in dieser Stadt selbstverständlich sein sollte, und das heißt
Ausschreibung. Ausschreibung heißt, dass man schaut, ob es verschiedene
Anbieter gibt. Nur, das hat nicht stattgefunden. Ich gebe es ja zu, dass es
nicht der Planungskultur der Wiener SPÖ entspricht, Ausschreibungen vorzunehmen
und noch weniger der FPÖ. Aber das wäre eigentlich für dieses Projekt und diese
Größenordnung angebracht gewesen, vor allem auch deshalb, weil es hier um
wesentliche Fragen der Entwicklung dieser Stadt geht, um die Nahversorgung, um
Verkehrsfragen.
Wir haben heute in diesem
Haus noch ein zweites Mal das Thema Nahversorgung im Zusammenhang mit dem
Landstraßer Markt. Hier im Fall Rothneusiedl - und da kann ich nahtlos an das
anschließen, was mein Vorredner gesagt hat - müssen erst aufwendige, teure
Verkehrsanbindungen geschaffen werden: Autobahnzubringer, U-Bahnen,
Milliarden-Projekte. An anderen Punkten in dieser Stadt gibt es diese
Nahversorgung, gibt es die Verkehrsanbindung – ich sage etwa Landstraßer Markt
–, ich sage aber auch viele Straßenzüge, viele Nahverkehrsbereiche, viele
Einkaufsstraßen und dort geschieht nichts. Im Bereich Landstraßer Markt ist es
sogar so, dass man ein seit 150 Jahren gut eingeführtes Nahversorgungsgebiet
einfach zusperrt. Das ist die Realität, wie man im Jahr 2007 in dieser
Stadt mit der Nahversorgung, mit der Wirtschaft und mit den Konsumenten umgeht.
Das, was wir hier
feststellen, ist: Offensichtlich soll hier ein riesiges Einkaufszentrum auf der
grünen Wiese entstehen. Die Begründung des Herrn Bürgermeisters, dass das eine
Konkurrenz mit Niederösterreich ist, ist nicht verständlich. Sollte man
offensichtlich eine Entwicklung, die man woanders nicht positiv entwickelt,
noch durch eine weitere weitaus negativere Entwicklung verstärken? Ist das das
Verständnis von Raumplanungspolitik der Wiener Stadtverwaltung? Soll
tatsächlich eine zweite Shopping City Süd auf Kosten der Nahversorgung
entstehen?
Wir können ja nachlesen,
dass das auch magistratsintern höchst umstritten ist. Da ist in einem
magistratsinternen Sitzungsprotokoll der Zielgebietskommission die Rede davon,
dass im Untersuchungsgebiet schon heute ein Überhang von Verkehrsflächen, von
Verkaufsflächen - ich rede schon von Verkehrsflächen, weil das ja das Problem
ist, was hier geschaffen wird - im Ausmaß von 80 000 m² besteht.
Synergien mit dem Stadion sind als eher gering einzustufen, heißt es dort
weiter. Die Umsatzeinbußen für den Zentralbereich Favoriten würden bis zu
35 Prozent ausmachen. Ich verstehe nicht, warum gerade eine Partei wie die
SPÖ, die ja in Favoriten immer eines ihrer Kerngebiete gesehen hat, es so
schlecht mit diesen Bereichen des Bezirks meint.
Oder: Verkehrsbelastungen
durch ein Fußballspiel müssten zwangsläufig in Kauf genommen werden, und, und,
und.
Festzustellen ist, die
Grundstückspreise sind zu günstig, die Optionspreise für die Grundstücke mit
350 EUR pro Quadratmeter für das Einkaufszentrum sind deutlich zu niedrig,
das heißt, nicht zu Gunsten der Stadt, sondern lediglich zu Gunsten des Herrn
Stronach.
Man
sieht in dieser Stadt, dort, wo es ein paar kleine
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