Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 78
– heute ganz aktuell nachzulesen in der Filmkolumne
von Rudolf John im „Kurier" –, sie sind aber nicht seltsamer als
Opernliebhaber, Tierfreunde oder Fußball-Fans, und sie haben das gleiche Recht
auf ihre große Liebe, ohne dass man gleich nach dem „cui bono?" fragen
würde. Dass man aber für alle diese Liebhabereien Spielstätten braucht,
versteht sich von selbst – Opern, Stadien, Kinos, vor allem auch das
Gartenbaukino, das in Europa als letztes großes Ein-Saal-Kino einmalig ist.
Dort kann man auf der Großleinwand noch die tollen alten Cinemascope-Filme
projizieren. Das Gartenbaukino ist führend bei Retrospektiven – im Moment
Robert Altmann –, bei Hommagen – in diesem Jahr noch Erich Stroheim – und
natürlich unverzichtbar für die Viennale.
Und jetzt stellen wir uns einmal vor, wir würden
morgen Abend – heute wird es sich vielleicht nicht mehr ganz ausgehen – alle
gemeinsam, der gesamte Gemeinderat, ins Gartenbaukino pilgern, um uns einen
Film anzuschauen. Da wären die 736 Sitzplätze nicht einmal schütter
besetzt. Ich müsste also alle Abgeordneten des EU-Parlaments einladen, damit
das Kino so voll ist, wie es in den 14 Tagen der Viennale von früh bis
spät voll ist und doppelt verkauft werden könnte.
Das ist mit der Grund, dass sich die Geschäftsführung
der Entuziasm KinobetriebsgmbH – und wer mir den Namen erklären kann, den lade
ich auf einen Kaffee ein – dem Arthouse-Prinzip verpflichtet hat mit
Musikveranstaltungen, mit Kulturevents, mit Modeschauen – der flotte Edi wird
dort wieder auftreten, natürlich in zeitgemäßer Form –, auch mit der neuen
Filialegastronomie. Kurze Replik: Die kleinen Kinos der erweiterten Innenstadt,
wie das Top oder das Schikaneder bieten auch eine ganz spezielle Gastronomie
an, um weitere Publikumsschichten, die nicht nur ins Kino gehen wollen,
anzuziehen.
Gemeinsam mit dem Metrokino, das vom Filmarchiv
bespielt wird, und dem Filmmuseum, wo Direktor Alexander Horvath gerade ein
sehr lukratives Angebot des Filminstituts des Museum of Modern Art in New York
abgelehnt hat, weil er lieber in Wien bleibt, weil hier die Arbeitsbedingungen
stimmen, weil hier die Lebensqualität stimmt, gemeinsam mit diesen beiden Kinos
ist auch das Gartenbaukino aus der Kinoförderung ausgenommen.
Kinoförderung gibt es übrigens nur in Wien. EU-weit
sind wir die einzige Stadt mit einer Kinoförderung. Und da sie in den
vergangenen Jahren nicht einmal ganz ausgeschöpft wurde, ist sie jetzt neu
angedacht, abgestimmt mit der Branche, abgestimmt mit der Wirtschaftskammer,
akkordiert mit allen Beteiligten. So gesehen erwarten wir uns auch von dem
neuen, erst vor Kurzem eingesetzten Punktesystem mehr Transparenz, mehr
Nachvollziehbarkeit.
Aber mir fällt ein altes Chanson ein: Wenn ich mir
was wünschen dürfte, käme ich in Verlegenheit, was ich mir denn wünschen soll
für eine gute oder eine schlechte Zeit. Denn in schlechten Zeiten, da boomt das
Kabarett, da boomt die Unterhaltungsindustrie, da boomt natürlich auch das
Kino, aber in guten Zeiten, da sollte man Kunst und Kultur, also auch den Film
und das Kino unterstützen und da hinein investieren. So macht es die Stadt
Wien, so macht es unser Kulturstadtrat Dr Andreas Mailath-Pokorny in
vorbildlicher Weise.
Und ich möchte mit meinem Credo schließen: Stell dir
vor, es ist Kino, und wir gehen alle hin! – Danke schön. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu Wort
ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau
Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet.
Wir kommen gleich zur Abstimmung.
Wer der Postnummer 45 die Zustimmung geben kann,
den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das ist mit den Stimmen der SPÖ
angenommen.
Es liegt mir ein Antrag der ÖVP betreffend
Evaluierung der Kinoförderung und des damit neu eingeführten Punktesystems vor.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung des Antrages verlangt.
Wer dem Antrag zustimmen kann, den bitte ich um ein
Zeichen mit der Hand. – Der Antrag ist von der ÖVP, der FPÖ und den GRÜNEN
unterstützt. Somit hat er nicht die erforderliche Mehrheit.
Wir kommen zur Postnummer 12 der Tagesordnung.
Sie betrifft das Projekt Donau City, Vereinbarung zu
Liegenschaftskaufverträgen.
Hier liegt mir keine Wortmeldung vor. (Widerspruch bei den GRÜNEN.) O ja, die
Frau Dipl-Ing Gretner hat sich gemeldet. Das habe ich nicht genau gesehen.
Entschuldigung. Dann bitte ich den Herrn GR Ekkamp, die Verhandlungen
einzuleiten.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Frau
Vorsitzende! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu Wort
gemeldet ist Frau GRin Dipl-Ing Gretner. Ich habe das leider nicht gesehen. Das
Kreuz über dem Kollegen Neuhuber war so groß, dass es Sie auch zugedeckt hat.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner
Klub im Rathaus): Vielleicht haben Sie sich gewundert, dass ich mich zu
dieser Geschäftsgruppe gemeldet habe, die ja nicht die meine ist, aber ich bin
ja immer dafür, dass wir geschäftsgruppenübergreifender arbeiten und denken.
Dieses Geschäftsstück beinhaltet einen
Verkaufsvertrag, der zwischen der Stadt Wien und der WED zur weiteren
Entwicklung der Donau City abgeschlossen wird. Ich möchte mich relativ kurz
halten, aber doch einen wesentlichen Punkt sagen.
Es wird hier eine größere Dichte beschlossen. Man
gibt, obwohl es schon seit vielen Jahren Masterpläne gibt, die durchaus Sinn
machen, jetzt quasi nochmals nach. Die WED hat im Rücken starke Banken und
Versicherungen, die eben auf hohe Renditen drängen, das ist bekannt, und die
haben sich sichtlich durchgesetzt.
Was mich geärgert hat, ist, dass
quasi über die Presse ausgerichtet wurde: Das ist ja vollkommen logisch, wir
vergrößern ja auch die Fläche. Sie hätten sich nur die Mühe machen müssen, das
Volumen, das in diesem Verkaufsvertrag angegeben ist, durch diese vergrößerte
Fläche zu dividieren, dann wären Sie nämlich auf die
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