Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 78
anlegen und sagen, da fördern wir keine
Investitionen, da fördern wir nur Programm!, dann frage ich mich, ob das auf
die Dauer ein richtiges kulturpolitisches Kinokonzept ist.
Wir finden die Evaluierungsidee sehr interessant, die
Sie in Ihrem Antrag vorschlagen, der gleich eingebracht wird. Dem werden wir zustimmen.
Wenn wir auf einen Weg zu einer umfassenden
Kinoförderung kommen, die so etwas wie kulturelle Nahversorgung mit Kleinkinos
bedeutet, was auch bedeutet, dass kleine Straßen in der Innenstadt kulturell
belebt werden und interessant werden, die Cafés mehr besucht werden und so
weiter - das hat ja auch gewisse Folgewirkungen -, dann senden wir: Kinopolitik
ist eine Kulturpolitik, es ist eine Nahversorgungspolitik, und es könnte noch
eine Spur spannender sein. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. - Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR
Ing Dworak. Ich erteile es ihm.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Stadtrat! Frau Vorsitzende! Meine
Damen und Herren!
400 000 EUR für den regulären Kinobetrieb
des Gartenbaukinos - ich wiederhole mich - sind eine hohe Summe. Bis ins Jahr
2005 musste das Gartenbaukino großteils noch mit einer Subvention von
310 000 EUR auskommen, im Vorjahr wurde dann der Zuschuss - wie auch
schon gesagt - von zusätzlich 90 000 EUR gewährt, und heuer werden
natürlich gleich 400 000 EUR beantragt.
Warum wird plötzlich eine um rund 30 Prozent
höhere Subvention benötigt? Es liegt an der Erhöhung der Mieten. Hier rächt es
sich, dass die Stadt die Grundsatzdiskussion, ob etwas erhalten werden soll,
einfach nicht führt! Die Stadt Wien zahlt für Miete und Betriebskosten, während
eine dritte Institution das Objekt kauft oder gekauft hat und besitzt. Da diese
dritten Institutionen meist keine Wohlfahrtseinrichtungen sind, kommt es oft zu
hohen Mietforderungen.
Während man sich nach dem Konkurs der KIBA-Kinos 1999
und der bewegten Geschichte der Konkursmasse rühmte, im Juni 2002 das
Gartenbaukino als letztes großes Premierenkino und Ein-Saal-Kino mit
736 Sitzplätzen und das Metrokino wegen seiner Theaterarchitektur gerettet
zu haben, hat man zu wenig an die Objekte als solche gedacht. Darum werden dem
Gartenbaukino immer höhere Mieten in Rechnung gestellt.
Die Subvention von 400 000 EUR wurde für
den regulären Kinobetrieb beantragt. Für die Viennale und für die einzelnen
Festivals gibt es zusätzliche Subventionen, unter denen der Posten Miete immer
wieder aufscheint. Es sollte endlich - endlich! - öffentlich bekannt gemacht werden,
wie oft die Miete des Gartenbaukinos noch subventioniert werden soll.
Bei der Pressekonferenz am 19. Dezember 2006 mit
dem Herrn Stadtrat wurde von Hans Hurch, dem Direktor der Viennale, von einem
Finanzbedarf von 5 Millionen EUR gesprochen, die man für eine
umfassende Sanierung des Gartenbaukinos benötigt. Diese 5 Millionen in ein
fremdes Objekt zu investieren, erscheint nicht sehr sinnvoll, wenn man bis
heute zu keinen Garantien über die Miethöhenbeschränkung gekommen ist. Außerdem
haben wir mit dem Beispiel Vindobona gerade ein Problem mit einer
Investitionsruine. Ich warne hier von dieser Stelle vor Investitionen in dieser
Höhe ohne Neukonzeptionen des gesamten Spielbetriebes des Gartenbaukinos.
Und nun zu einem Lieblingsthema, zur Kinoförderung.
Die Kollegen haben es vorher schon gesagt: Im Vorjahr wurde das bis dahin
geltende System der Programm- und Investförderung der Kinos geändert, und man
stellte auf eine Programmförderung mittels neuen Punktesystems um. Gleichzeitig
reduzierte man den Förderungsanteil von insgesamt 727 000 EUR auf
300 000 EUR eben nur mehr für die Programmförderung. Das gilt für
alle privat geführten Kinos mit maximal vier Sälen und maximal 1 500
Sitzplätzen. Hier zeigt sich eine massive Ungerechtigkeit. Während das stadteigene
Gartenbaukino in der Zeit von elf Monaten mit 400 000 EUR
subventioniert wird, bekommen alle übrigen kleinen Kinos nur
300 000 EUR.
Wir fordern daher endlich die Evaluierung dieser
Kinoförderung mit dem Punktesystem. Daher haben wir einen Beschlussantrag
eingebracht betreffend Evaluierung der Kinoförderung und des damit neu
eingeführten Punktesystems.
Die gefertigten Gemeinderäte stellen gemäß § 27
Abs 4 der Geschäftsordnung des Gemeinderates der Stadt Wien folgenden
Beschlussantrag:
„Der zuständige Stadtrat für Kultur und Wissenschaft
möge die Evaluierung des eingeführten Punktesystems für die
Programmkinoförderung in Auftrag geben und das Budget für eine umfassende
Förderung der Kinos erhöhen.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung des Antrages
an den Gemeinderatsausschuss der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft
beantragt.“
Uns erscheint die Zukunft des Gartenbaukinos mit
allen Begleitumständen, soweit sie uns bekannt sind, nicht gesichert. Wir
müssen die Betriebsinvestitionen, die sicher notwendig sind, der Höhe nach
bezweifeln, und fordern Sie, Herr Stadtrat, auf, endlich ein umfassendes
Konzept vorzulegen, wie die Zukunft des Gartenbaukinos nachhaltig gesichert
werden kann.
Den Antrag lehnen wir aus den angeführten Gründen ab.
(Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. –
Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr Vitouch. Ich erteile es ihr.
GRin Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
„Film Lovers Are Sick People"
lautet der Titel eines Filmkalenders, den eine junge Journalistin des Wiener
Bezirksblattes jedes Jahr herausbringt, der bei mir zu Hause an der Wand hängt.
Und ich kann es nur unterstreichen: Filmliebhaber sind ein seltsames Völkchen
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