Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 78
Kernvorwurf will ich hier wiedergeben - dies wurde ja
schon diskutiert -: Ursprünglich sollte das Kulturamt der Stadt Wien die
Verwaltung des Fonds, der eben diese Dinge betreibt, und die Führung der
Geschäfte des Beirats übernehmen. Nach einer Statutenänderung wurde der Verein
Wissenschaftszentrum Wien in Geschäftsführung und Fondsverwaltung einbezogen.
Und jetzt wörtliches Zitat: „Über den Umfang der
Leistungen, die das WZW im Rahmen der Fondsverwaltung für die Stadt Wien
erbringt, liegt keine schriftliche Vereinbarung vor. Es wurde die
Öffentlichkeitsarbeit einer externen Firma überantwortet, die wiederum in enger
Kooperation mit dem WZW durchgeführt wurde." - Da stellt sich die Frage,
warum diese umwegigen Konstruktionen gewählt wurden.
Wir meinen daher: Bündeln, Neuorganisieren der
Wissenschafts- und Forschungsförderung! Das vorliegende Geschäftsstück werden
wir daher in der vorliegenden Form ablehnen. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Wutzlhofer. Ich
erteile es ihm.
GR
Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren!
Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
Das WZW ist ein urbanes Zentrum für Wissen und hat
meines Erachtens - oder unseres Erachtens - eine bedeutende Rolle für den
Wiener Wissenschaftsstandort. Und lassen Sie mich das auch sagen: Als Zentrum,
das mit der Aufbereitung, mit dem Aufspüren, mit dem Vernetzen von Wissen
arbeitet, hat es auch eine wesentliche Rolle als Geber/Geberin von
Handwerkszeug für uns, für eine reflektierte und wissensbasierte Politik. Als
solches finde ich es schade, dass die ÖVP nicht zustimmt.
Ich möchte aber auf ein zweites Thema zu sprechen
kommen, das mit dem Wiener Wissenschaftsstandort zu tun hat und wo die
Blickwinkel der ÖVP und meiner Fraktion - und vieler anderer auch - diametral
auseinander gehen: Das ist das Thema der Bildungszugänge.
Wir sind der Meinung und der Überzeugung, dass
Bildung kein Privileg sein darf, dass Bildung allen offen sein muss, und zwar
unabhängig davon, wie viel Geld sie oder wie viel Geld ihre Eltern im
Brieftascherl haben. Und um das viel zitierte Bild einer konservativen
Bildungspolitik - nämlich das der Elite, die man fördern muss - zu zitieren:
Eine Elite, eine Spitze kann nur dann weit oben sein, wenn die Basis der
Pyramide, deren Spitze sie ist, relativ breit oder sehr breit ist!
In diesem Zeichen steht sozialdemokratische
Bildungspolitik. Das tut sie seit den Anfängen sozialdemokratischer Politik,
das tut sie in Wien und in Österreich zum Beispiel seit den Bildungsreformen
von Hertha Firnberg der 1970er Jahre, als es darum ging, Zugänge zu öffnen, als
unter anderem die Studiengebühren abgeschafft wurden.
Auf diesem Zug, der in den 70er Jahren auf den Weg
geschickt worden ist, ist viel erreicht worden. Viele Stationen sind passiert:
Zum Beispiel, wenn man den heutigen Frauenanteil an den Wiener Unis mit dem in
den 70er Jahren vergleicht, ist sehr viel erreicht. Aber ich möchte ganz offen
sagen, es ist auch noch ziemlich viel zu tun auf diesem Weg. Wenn man zum
Beispiel den Frauenanteil bei den StudienanfängerInnen mit dem Frauenanteil bei
den ProfessorInnen vergleicht, dann hätte man schon zum Beispiel ein
Betätigungsfeld, genauso wie beim Anteil von Kindern aus Arbeiterhaushalten an
den Unis.
Aber was ich sagen möchte - und das tut uns leid -,
ist, dass dieser Zug in den letzten sieben Jahren gestoppt wurde, gestoppt von
der schwarz-blauen beziehungsweise schwarz-orangen Regierung. Wir wissen es
alle: Es wurden Studiengebühren eingeführt, und auch sonst ist die Situation an
den Unis alles andere als besser geworden. Es fehlt an Geld, es fehlt an
Personal, es fehlt an Ressourcen, die Kurse sind verstopft und voll.
Und was besonders tragisch ist: Mittlerweile arbeiten
mehr als 80 Prozent aller Studierenden, um sich das Studium finanzieren zu
können. Das ist eine Mehrfachbelastung, zu der auch noch bei vielen dazukommt,
dass sie zum Beispiel Kinderbetreuungsarbeit leisten müssen und leisten.
Deshalb waren und sind wir vehement für die Abschaffung von Studiengebühren!
Dafür haben wir im Wahlkampf eine große Unterstützung vieler, vor allem vieler
Studierender, bekommen.
Es war - darüber möchte ich meine Enttäuschung gar
nicht verstecken - leider nicht möglich, das mit der ÖVP umzusetzen. Die ÖVP
hat auf Studiengebühren beharrt und wir kennen das Modell: Es gibt eine
Stip-Ausweitung, es gibt das Kreditmodell, es gibt die Möglichkeit der
gemeinnützigen Arbeit. Alles in allem, trotzdem waren auch viele Studierende
enttäuscht. Ich möchte das in aller Offenheit sagen.
Ich möchte aber hier auch offen sagen: Es ist auch etwas,
was mich enttäuscht und verärgert, dass sich die ÖVP hier nicht bewegt hat.
Denn es gilt nach wie vor: Bildung darf kein Privileg sein, Bildung muss ein
Recht sein. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Bildung darf kein Privileg sein,
für das man Danke sagen muss; Bildung muss ein Recht sein, das man bekommt, und
zwar vollkommen unabhängig davon, aus welchem sozialen Zugang man kommt.
Dafür werden wir Sozialdemokratinnen und
Sozialdemokraten uns einsetzen! Dafür werden wir uns immer einsetzen, jetzt, in
den nächsten vier Jahren und in Zukunft. Wir möchten das in einem Antrag
dokumentieren, den ich einbringe, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen
von den GRÜNEN, der mit ähnlicher Begründung, wie ich sie gerade ungefähr
vorgebracht habe - im Übrigen auch mit ähnlicher Begründung wie heute die
Freiheitlichen -, die Abschaffung der Studiengebühren fordert und den wir auf
sofortige Abstimmung einbringen.
Aber lassen Sie mich am Ende noch
eine Sache erwähnen. Während man der ÖVP nicht absprechen kann, dass sie eine
gewisse Konsistenz und Stringenz in ihrem bildungspolitischen Zugang hat - die
macht seit
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