Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 78
Gebiet, wo diese Klausen
stehen, und zwar alle Klausen, die jetzt schon oder noch bewohnt sind oder
umgebaut sind, und die sich noch, teilweise mit den Grundmauern im Boden oder
knapp über dem Boden befinden, überbauen – Bauklasse I gekuppelt - und ich
verstehe nicht, dass man hier Wertvolles, Historisches und Geschichtsträchtiges
vernichtet, und diese Grundstücke zu Gunsten von Spekulanten öffnet.
Das ist mir eigentlich
unklar und ich verstehe hier die MA 21 und den Stadtrat nicht, dass er dem
nicht Einhalt gebietet.
Und man sollte in Zukunft zumindest
so lange mit diesem Plandokument dort warten, bis man vielleicht auch
Historikern und Archäologen die Chance gibt oder gegeben hat, hier im Boden
vielleicht das eine oder andere Artefakt zu finden, das vielleicht für Wien
historisch bedeutsam sein kann, und wieder etwas in unserem
Geschichtsbewusstsein belebt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich kann nichts
anders sagen als: Stimmen Sie diesem Flächenwidmungsplan nicht zu, es ist
einer, der den Grundstücksspekulanten sicherlich Tür und Tor öffnet. Die Frage,
die sich hier stellt, ist nur, welcher Bauträger klopft als Erster an der Türe.
Und das hat sich dieses Gebiet, dieses historische Gebiet, absolut nicht
verdient und das hat sich Wien nicht verdient. Bitte, lehnen Sie diesen
Flächenwidmungsplan ab. (Beifall bei der
FPÖ)
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Als Nächste ist Frau GRin Dipl-Ing Gretner gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Obwohl die Aufmerksamkeit nach diesem Wahlmarathon
irgendwie nicht so am höchsten Punkt zu sein scheint und ich auch die
Argumentation von Herrn Madejski nicht ganz nachvollziehen kann, möchte ich Sie
auch auffordern, dieses Plandokument abzulehnen, und zwar aus ganz anderen
Gründen:
Die Geschichte dieses Ortes ist ja an und für sich
eine sehr wichtige. Es ist immerhin der Kahlenberg, es ist einer der schönsten
Aussichtspunkte der Stadt gewesen.
Wir haben leider in einem Planungsausschuss schon vor
einigen Jahren eine Baugenehmigungszustimmung hinnehmen müssen, die damals
erlaubt hat, dass Teile des Bestandes abgerissen wurden und eben ein - damals
hieß es Hotel - errichten werden kann.
Nachdem ich in einer Pressekonferenz darauf
hingewiesen habe, dass nun ein Immobilienmakler Luxuswohnungen am Kahlenberg
verkauft, und zwar waren die Wohnungsgrundrisse so durchschnittlich ab
100 m² bis 300 m², also deutlich keine Hotelzimmer, hat man
versprochen, es muss ein Hotel werden und es kann überhaupt nur ein Hotel sein.
Man hat aber vergessen, sich zu überlegen, und das
richte ich jetzt an den Herrn StR Schicker, aber auch an den neuen
Wohnbaustadtrat, wie man das, wenn man einen solchen Wunsch als Stadt hat, in
dem Dokument auch rechtlich verankert. Man kann eben als Stadtplanungsabteilung
anscheinend nicht bloß hineinschreiben, wir wollen ein Hotel, denn das reicht
offensichtlich nicht aus, und da wird man sich für die Zukunft was überlegen
müssen.
Punktum, jetzt in diesem
Entwurf steht drinnen - schon abgeschwächt, denn man hat sich da schon
angepasst -, es sei ein Appartement-Hotel gewünscht. Also, man hat sich wieder
in Richtung des Investors bewegt und eigentlich nicht in Richtung des
öffentlichen Interesses. Es ist jammerschade um die Aussichtsterrasse Richtung
Donau, die wird für die Stadt für immer verloren sein. Dafür haben halt einige
Leute hier nette Appartement-Wohnungen.
Ich weise deshalb jetzt drauf hin, obwohl so wenige
im Saal sind, weil es in der Stadt eine Reihe von Bauten diese Art gibt. Ich
war kürzlich bei der Stadt des Kindes im 14. Bezirk, das ist momentan eine
Ruine, es gibt Bauzäune rundherum. Da hat die Stadt elendiglich versagt, ein
Juwel aufgegeben, und es verfällt jetzt. Ich befürchte dasselbe für Steinhof,
wenn das Spital einmal ausgezogen ist. Und ich weise Sie hier drauf hin, Sie
können mit unserem Kulturgut und mit unseren Schätzen, die wir in dieser Stadt
haben, so nicht umgehen. Und als Kulturgut würde ich eben auch diese
Aussichtsterrasse und den Punkt am Kahlenberg verstanden haben.
Letzter Punkt: Es ist auch in diesem Fall eine
Baugenehmigung erteilt worden, obwohl auf diesem Baugebiet eine Bausperre
geherrscht hat, obwohl das ein sehr sensibler Punkt war. Ich meine, man hätte
sich Zeit nehmen müssen, das ordentlich zu bewerten, rechtlich ordentlich
auszuformulieren, so dass eben derjenige keine Eigentumswohnungen dann
verkaufen kann, und es ist dies leider wieder ein Fall in der Reihe „Sie bauen,
wir widmen". Ich fordere Sie dringend auf, diese Praxis zu ändern. Danke,
und wir werden dem Dokument nicht zustimmen. (Beifall bei den GRÜNEN)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR
Hoch.
GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrter
Herr Stadtrat!
Es ist kein Geheimnis, wir werden dieser
Flächenwidmung zustimmen, weil uns der Plan Sicherheit gibt, dass einer der
attraktivsten Plätze dieser Stadt in der Bausubstanz modernisiert und damit
zeitgemäß erhalten bleibt. Die Position der Wiener ÖVP zum Kahlenberg war ja im
Unterschied zu allen anderen Fraktionen immer klar. Wir haben immer die
Sanierung und Modernisierung dieses Areals in den Vordergrund gestellt. Seitens
der GRÜNEN - das ist nichts Neues
- gab es da immer wieder Gegenwind.
Und die Blauen, jetzt verstehe ich
ihr Argument wirklich nicht. Ich war am Montag oben und habe mir das
angeschaut, Eremitage nennt man das. Klause, ich meine, ich habe nämlich den
Ausdruck noch nicht gehört, aber ich meine, da sind zwei Häuser, die sind dort
schon unter Denkmalschutz, also da brauche ich keine Schutzzone mehr. Und der
Rest, also das ist schon ein
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