Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 78
Vorsitzender GR Günther Reiter (unterbrechend): Ich bitte, zum Schluss zu
kommen.
GR Godwin Schuster (fortsetzend):
Ich bin am Ende meiner Rede. - Soziale Probleme gehören der Sozialpolitik, und
Kriminalitätsbekämpfung ist ausschließlich Aufgabe der Polizei! Ich
glaube, dass dieser Grundsatz ein richtiger ist, und an dem sollten wir uns
auch orientieren. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr StR Herzog hat sich gemeldet. Ich erteile ihm
das Wort.
StR Johann Herzog:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zum Kollegen Schuster ist einmal eines festzustellen:
Sozialisten/Sozialdemokraten und Freiheitliche haben sicherlich beide gemeinsam
in der letzten Zeit und schon lange diese Aufstockung von Polizeikräften
verlangt, keine Frage. Der Innenminister hat, wie Sie richtig feststellen, hier
durchaus massiv gebremst und Dienstposten eingespart. Ich möchte aber darauf
hinweisen, dass schon in früherer Zeit, beginnend mit Innenminister Einem,
Kommissariate in Wien gesperrt wurden. Das heißt also, diese Politik des
Absenkens der Dienstposten ist eine Politik, die bereits unter den
sozialdemokratischen Innenministern sehr wohl vorgenommen wurde.
Was mich interessiert, ist aber jetzt vor allem dies:
In welchem Ausmaß wurden nunmehr in den Regierungsverhandlungen die Wünsche und
Forderungen Wiens und der Wiener Sozialdemokraten nach Aufstockung der Polizei
um 1 000 oder um 1 300 Polizisten - wie wir gehört haben -
vollzogen?
Da ist zunächst einmal festzuhalten, dass der neue
Innenminister festgestellt hat, dass er zumindest eines macht, nämlich jede
zweite frei werdende Planstelle im Beamtenapparat nicht nachzubesetzen. Das
heißt, die Tendenz auch in den Verhandlungen war ja offensichtlich hier das
Gegenteil: eine massive Verringerung, zumindest seitens der ÖVP-Verhandler!
Denn sonst wären diese Dinge ja nicht in dieser Deutlichkeit ausgesprochen
worden. Er hat ebenso festgestellt, dass natürlich die 1 000 zusätzlichen
Polizisten für ihn unerfüllbar sind, dass er nicht bereit ist, diesem Wunsch
Wiens, diesem notwendigen Wunsch Wiens entgegenzukommen und dass stattdessen
eben nur 226 zusätzliche Beamte kommen werden.
Die Hoffnung des Herrn Bürgermeisters, dass die
Schengen-Ausweitung irgendwann Änderungen bringen wird - mein Gott, das sind
Versprechen in die Zukunft, über deren Verwirklichung jetzt zu reden eine nicht
wirkliche Möglichkeit darstellt.
Ich möchte aber feststellen, dass schon vor Jahren
diese 1 000 Polizisten, diese Dienstposten in Wien gefehlt haben;
eigentlich ist daher die Forderung nach 1 000 Dienstposten eine
Untergrenze für Wien. Denn 300 Dienstposten wurden in den Jahren 2004,
2005 und anschließend abgezogen, aus der Kripo und den Kommissariaten, und die
katastrophale Situation ist dadurch perpetuiert worden. Die Möglichkeit, dies
mit 22 Dienstposten wieder aufzustocken - das wird nicht funktionieren.
Die Schwierigkeiten mit der personellen Situation bei den Behörden wird gleich
bleiben.
Diese Zahlenspiele führen aber immer zum gleichen
Ergebnis: Es ist eindeutig ein klares Defizit vorhanden. Die brisante Misere
bei der Personalsituation in der Polizei wird in keiner Weise in irgendeiner
Form verbessert werden.
400 Schüler in den Polizeischulen sind etwas
Wichtiges, keine Frage, die werden dann auch sukzessive in den Dienst
eintreten. Aber damit, bitte, ist ja der Stand noch nicht gerettet! Denn man
muss feststellen, dass in all den Jahren selbstverständlich auch wieder
Pensionierungen, Außerdienststellungen, Überstellungen woanders hin
stattfinden, sodass die tatsächliche Zahl in Zukunft eine durchaus andere sein
wird.
Ich möchte daher sagen, es ist ganz, ganz dringend
notwendig und wäre notwendig gewesen, dass die Wiener Sozialdemokraten unter
Führung Häupls, der ja Hauptverhandler bei den Regierungsverhandlungen gewesen
ist, sich hier durchgesetzt hätten. Das ist nicht geschehen; offensichtlich ist
die SPÖ zu schwach gewesen, sich gegen die ÖVP in irgendeiner Form in dieser
Sache durchzusetzen. Das ist bedauerlich, weil hinsichtlich der Sicherheitslage
in Wien - ich brauche sie nicht näher zu beschreiben, die Zeit ist auch nicht
dazu da - massive Problemstellungen existieren, sodass die Aufstockung der
Polizeikräfte eine ganz, ganz große Notwendigkeit gewesen wäre.
Ich weiß nicht, warum die Sozialdemokraten in den
Regierungsverhandlungen sich für diese Position Wiens nicht besser einsetzen
konnten. Wir werden vielleicht noch hören, warum das geschehen ist. Ich weiß
nicht, warum der Bürgermeister das nicht gemacht hat.
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass im Jahre 2004
Bgm Häupl einen Vorschlag gemacht hat, der ganz interessant ist. Er hat nämlich
den Plan gehabt, praktisch die uniformierte Polizei in die Kompetenz des Landes
Wien zu übertragen - natürlich nicht nur für Wien, sondern auch für die anderen
Bundesländer -, und hat hier weitgehende Aussagen darüber gemacht, dass dies
möglich und durchführbar wäre, dass also mehr Posten geschaffen werden könnten,
die notwendig sind, sodass er sehr wohl in der Lage ist, hier eine
entsprechende Position einzubeziehen.
Ich weiß nicht, ob in den Regierungsverhandlungen
diese Frage einer Neu-Kompetenzaufteilung der Exekutive hin zu den Ländern -
nach Vorbild der deutschen Bundesländer - auch nur in irgendeiner Form
angesprochen wurde. Aber ich darf feststellen: Weder die eine Lösung einer
Kompetenzveränderung und damit eines Hereinholens der Exekutive nach Wien ist
durchgeführt worden und auch die Aufstockung der Exekutive für Wien ist von der
SPÖ in den Regierungsverhandlungen nicht durchgesetzt worden. Das ist
bedauerlich und zum Schaden Wiens! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Als nächster Redner hat sich Herr StR Ellensohn
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
StR David Ellensohn:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
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