Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 78
Viel ist gesprochen worden über die Quantität der
Polizei, und keine oder wenige Sätze gab es über die Qualität der Polizei, die
man dabei auch nicht vergessen sollte, vor allem, wenn man sich die jüngeren
Ereignisse wieder ins Gedächtnis ruft: den Filz in der Polizei. Ich nenne nur
die Namen Geiger und Horngacher, die für die Polizei selbst und auch für viele
Menschen, die in der Polizei arbeiten, alles andere als Aushängeschilder sind.
Die Nähe zu Glücksspiel, die Nähe zur Rotlichtszene ist hinlänglich bekannt.
Die Personen sind ja auch nicht mehr in ihren Funktionen tätig.
Zur Qualität auch deswegen ein paar Sätze, weil wir
uns auch immer wieder herumschlagen müssen nicht nur mit den Verbrechen, die
von klassischen Tätern und Täterinnen begangen werden, sondern den Verbrechen,
die leider auch von der Polizei selbst begangen werden.
Österreich ist konfrontiert mit einem Foltervorwurf
wegen des Falls Bakary J. Ich erinnere an ein Abschiebeverfahren, das so
geendet hat, dass der Abzuschiebende schlussendlich von drei Menschen, drei
Mitarbeitern der WEGA, zusammengeprügelt wurde und eine Hinrichtung dargestellt
wurde. Auch diese Personen sind, wenn auch nur in sehr geringem Ausmaße, für
ihr Vorgehen gerügt worden. In anderen Fällen hat das leider sogar zum Tod
geführt - Cheibani Wague, Omofuma, zur Erinnerung. Wenn man sich einen
aktuellen Fall, der im ORF in „Thema" kürzlich besprochen wurde, ansieht,
weiß man auch, dass die Polizei gut daran tun würde, ihr Personal zu schulen,
wenn man nämlich den „Thema"-Bericht zu einer Naziveranstaltung in
Oberösterreich gesehen hat, bei dem sich die Polizei mehr oder weniger als
Freund und Helfer genau dieser Naziszene abfotographieren hat lassen und nicht
eingeschritten ist, als Texte vorgetragen wurden, die ich da nicht wiederholen
will, die aber wohl eindeutig in Österreich gegen Gesetze verstoßen.
Die Qualität der Polizei könnte unter anderem
gesteigert werden, wenn wir mehr Migranten und Migrantinnen bei der Polizei
hätten, wie es die Klubobfrau Maria Vassilakou bereits gefordert hat, wenn wir
mehr Frauen bei der Polizei hätten, wenn die Polizei einfach das Bild, das Wien
ist, mehr wiedergeben würde und nicht sehr viele Männer unterwegs wären, die
wahrscheinlich in ihrer Jugendzeit wie der eine oder andere Politiker auch im
Wald gespielt haben.
Wenn man die Qualität steigern möchte und nicht
ausschließlich auf die Quantität schaut, hätte man noch eine zweite
Möglichkeit, nämlich die Polizei in erster Linie mit sinnvolleren Tätigkeiten
zu beschäftigen, als dass es dann heißt: „Schade!", wenn zum Beispiel im
Umkreis von Politikern der Freiheitlichen Partei Leute wie ein David Irving,
ein international bekannter und auch national bekannter Holocaustleugner und
-verharmloser eingeladen werden. Heute ist in der Früh in den Nachrichten
gelaufen, dass er in Italien wieder Aussagen getätigt hat, dass in Auschwitz
Gaskammern seiner Meinung nach nicht gestanden seien. Wenn die FPÖ beziehungsweise
ihr nahe stehende Vereinigungen - in dem Fall war es die Burschenschaft Olympia
- Menschen wie den Herrn Irving nach Wien einladen und damit die Polizei
beschäftigen, glaube ich, dass die Polizei Besseres zu tun hat. Oder wenn der
Bundesvorsitzende der Freiheitlichen Partei, der Herr Strache, mit
Gleichgesinnten im Wald Spiele, welcher Art auch immer, veranstaltet und die
Polizei damit beschäftigt, glaube ich auch, dass die Polizei sinnvollerweise
andere Aufgaben erfüllen würde. (StR
Johann Herzog: Veranstaltet ist gut! Vor 20 Jahren!)
Ich glaube also, dass wir sehr wohl eine gewisse
Anzahl an Polizistinnen und Polizisten benötigen, um die Sicherheit in der
Stadt und im Staat aufrechtzuerhalten. Ich glaube aber, dass wir uns nicht ausschließlich
darauf reduzieren sollten, 1 000 mehr zu fordern, sondern wir brauchen
auch die entsprechende Ausbildung und die entsprechende Bezahlung. Das sind
nicht Forderungen, die ausschließlich von Amnesty International und anderen
Organisationen kommen, die in ihrem Weltbild den GRÜNEN näher sein sollen,
sondern man kann die Diskussion auch auf „kripo-online.at" intensiv
verfolgen. Da sind viele Polizisten und Polizistinnen, die sich über genau
diese Fälle äußern. Die wollen nämlich auch nichts mit einem Herrn Geiger, mit
einem Herrn Horngacher und mit einer Prügelpolizei zu tun haben, sondern würden
gern ihre Aufgaben erfüllen und das hätte ein bisschen weniger mit
FPÖ-Überwachung zu tun, sondern mit sinnvollen Tätigkeiten. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Dr
Aigner hat sich zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Eine Sicherheitsdebatte ist, glaube ich, immer ein
Anlass, nicht nur, um über Planposten und Zahlen zu sprechen, sondern das Thema
Sicherheit von einer umfassenden Warte aus zu beleuchten. Die Art und Weise,
wie sich hier Gebietskörperschaften teilweise aneinander abputzen, ist meines Erachtens
nach ein Anschlag auf den Föderalismus, führt uns zu einer Debatte, wozu wir
eigentlich verschiedene Gebietskörperschaften brauchen, wenn man als Bürger das
Gefühl bekommt, es geht nicht um eine sinnvolle Aufgabenwahrnehmung, sondern
darum, wie man schlitzohrig Aufgaben dort, wo sie etwas kosten, auf eine andere
Ebene verlagert. Da stelle ich der Mehrheit in diesem Hause schon das Zeugnis
aus, dass sie in der Aufgabenverlagerung, in der Kompetenzverlagerung wahre
Großmeister sind. Nur überall dort, wo Sie propagandistisch etwas verkaufen
können, sind Sie in der ersten Reihe und vor der Kamera! (Beifall bei der
ÖVP.)
Das darf ich noch an Hand einiger Beispiele vor Augen
führen.
Der Schulbereich, nebenbei
bemerkt, ist auch ein Bereich, wo Sie zwar immer fordern, aber in dem Bereich,
wo Sie selbst Verantwortung haben, geht es Ihnen darum, wie sie die Kosten
woanders hinverlagern und wie sie sich vor den eigenen Verantwortungen drücken.
Die Sicherheit der Bevölkerung hat nicht nur einen
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