Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 78
Angelegenheiten
und, und, und. Da sitzen zwei sehr nette, aber völlig überforderte Damen. Dort
werden in der Früh Nummern ausgegeben, um 8.30 Uhr sind alle Nummern aus.
Draußen sind die Menschen - das kann man sich gar nicht vorstellen! -, und um
Punkt zwölf ist es aus; dann kann man wieder gehen und am nächsten Tag in der
Früh wiederkommen. Die Menschen nehmen sich frei, um wichtige Dinge zu
erledigen, die sie erledigen müssen, und kommen dort vergeblich hin. Wenn um
12 Uhr gesperrt wird, sind draußen meistens 30 bis 40 Menschen, die
vollkommen außer sich schreien. Diese Dinge sind zu beseitigen.
Zweites Beispiel:
Wachzimmer Tannengasse, eine äußerst belastete Gegend hinter der Stadthalle.
Raubüberfälle auf Jugendliche gibt es dort. Illegale Hundezonen gibt es dort
beim Hildegard-Burjanplatz, wo Pitbull-Terrier ganz genau vor dem Kindergarten
täglich ohne Leine, ohne Maulkorb spazieren gehen. Alles Mögliche gibt es dort.
Einen Kinderstrich gibt es in der Gegend - und ganz, ganz wenige Polizisten,
die man anrufen kann! Man braucht sie gar nicht anzurufen, sie können gar
nichts tun, weil sie einfach so wenige sind.
Ja, meine Damen und
Herren, es gibt Probleme, dafür brauchen wir mehr Personal! Nichtsdestoweniger
möchte ich auch betonen: Mehr Personal und Neuaufnahmen wären der einzige Weg,
um Migrantinnen und Migranten endlich auch in der Wiener Polizei aufzunehmen.
Denn eine internationale Stadt braucht auch eine internationale Polizei. -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Dr Ulm hat sich zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dr Wolfgang Ulm
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und
Herren!
Ich freue mich ja, dass
bei allen Fraktionen der Wunsch nach mehr Polizisten in Wien ausgeprägt ist.
Mehr Uniformierte im Stadtbild, das ist ein Wunsch der Bevölkerung.
Ich darf aber an dieser Stelle festhalten, dass so
viel, wie in den letzten Jahren das Innenministerium für die Sicherheit in Wien
getan hat, lange nicht geschehen ist. (Beifall bei der ÖVP.) Es sind
jetzt auch nicht weniger Polizisten auf der Straße, sondern mehr: Es waren am
1.1.2000 5 181 und es sind heute 5 475, somit um 294 mehr. Wir haben
eine hohe Kriminalität, doch sie konnte im Vorjahr um 2,2 Prozent
reduziert werden; die Aufklärungsrate ist um 2,1 Prozent gestiegen.
Es hat Jahrhundertreformen gegeben, nicht nur die
Zusammenlegung von Gendarmerie und Polizei. Von der haben wir in Wien weniger,
aber hier gibt es die Zusammenlegung von Kriminalpolizei und Sicherheitswache.
Es gibt spezielle Einsatzgruppen zur Bekämpfung der Ostbanden und der
Drogenkriminalität. Es gibt Schutzzonen, Videoüberwachung und vieles, vieles
mehr. Es ist unglaublich viel geschehen, und ich bin sehr dankbar dafür.
Jetzt komme ich zu dem Punkt, der uns unmittelbar
betrifft. Wir sollten uns ein bisschen weniger mit dem Bund auseinandersetzen
und stärker mit den Möglichkeiten, die wir hier in Wien haben. Da sage ich
Ihnen: Wir bräuchten keinen einzigen Bundespolizisten mehr, wenn wir in Wien
unsere ortspolizeilichen Aufgaben wahrnehmen würden und Stadtwachebeamte
installieren würden! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich tue mir ein bisschen schwer, weil die Kollegen
von der SPÖ erst nach mir reden werden, aber ich kann alle Einwände
vorwegnehmen. Der Einwand Nummer 1 wird sein: „Wir sind nicht zuständig,
damit haben wir nichts zu tun." Dazu kann ich nur sagen: Bitte in der
Bundesverfassung nachlesen! Die Ortspolizei ist eine Angelegenheit der
Gemeinde; das steht im Art 118 B-VG. Landesgesetze zu vollziehen, ist
Angelegenheit des Landes; das steht im Art 15 B-VG. Es handelt sich in
Wien um nicht weniger als zehn Landes-Sicherheitsgesetze, die das Land Wien
nicht selbst vollzieht. Ich kann es Ihnen aufzählen, wenn Sie es nicht glauben
wollen.
Fangen wir an beim Fiaker- und Pferdemietwagengesetz:
Es kann ja nicht wirklich die Aufgabe von Bundespolizisten sein, zu
kontrollieren, ob die Fiaker mit Exkremententaschen unterwegs sind, ob sie
richtig auf die Standplätze auffahren, ob sie auch nicht außerhalb von
Standplätzen Fahrgäste aufnehmen. Oder das Fischereigesetz, oder das
Jagdgesetz: Es kann ja nicht wirklich Aufgabe von Bundespolizisten sein,
Horstplätze von Greifvögeln zu überwachen oder den Besitz von Fischerkarten
oder Fischergastkarten zu überprüfen. Oder das Wiener Tierschutz- und
Tierhaltegesetz zu kontrollieren, das Wiener Kinogesetz, das Wiener
Jugendschutzgesetz, das Wiener Landes-Sicherheitsgesetz, das Wiener
Prostitutionsgesetz oder das Wiener Veranstaltungsgesetz. All diese
Vollziehungskompetenzen hat man der Bundespolizeidirektion übertragen, obwohl es
an sich Angelegenheit des Landes Wien wäre!
Genau so ist auch die Situation bei den Wiener
ortspolizeilichen Verordnungen. Warum muss die Bundespolizei den Reitsport im
Prater kontrollieren? Warum ist die Bundespolizei zuständig für
selbstauslösende Alarmanlagen? Warum muss sie sich um die Campierverordnung
kümmern? - Wir haben Missstände in Wien, und die könnten wir lösen, wenn wir
eine eigene Stadtwache einführen würden. Die Verschmutzung im öffentlichen Raum
würde abnehmen, der Hundekot auf Gehsteigen und in Parkanlagen. Freilaufende
Hunde ohne Beißkorb: Tierhaltegesetzkompetenz.
Ich darf in dem Zusammenhang die Frau
Umweltstadträtin korrigieren: Es ist nicht so, dass Wien hier keine Kompetenz
hätte. Ja, selbstverständlich: Für die Verunreinigung von Grünanlagen gilt die
Grünanlagenverordnung, und es sind nicht 72 EUR Strafgeld vorgesehen,
sondern 700 EUR. Das Problem ist nur: Wir haben keine Gemeindewachtruppe,
die das auch vollziehen würde. Man könnte das Problem ganz leicht in den Griff bekommen:
Man müsste nur die eigenen Vorschriften ernst nehmen! (Beifall bei der ÖVP.)
Genauso geht es beim Campieren in
Parks und U-Bahn-Stationen zu - ein ganz großes Problem, das die
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