Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 78
Wien werde vom Bund ausgehungert, haben Sie beklagt,
Wien wird vom Bund zu Tode gespart. Wir kennen diese Leier aus den letzten
Jahren. Die U-Bahn-Polizei wurde abgelehnt, die berittene Polizei wurde
abgelehnt, weil der Bund dafür zuständig ist. Die Sicherheitswacht wurde
abgelehnt, weil der Bund dafür zuständig ist. Die Drogenpolitik wurde
vernachlässigt, weil der Bund dafür zuständig ist.
Und, meine Damen und Herren, was haben Sie nicht
alles gefordert! Wo haben Sie nicht überall dem Bund die Schuld in die Schuhe
geschoben! Aber jetzt können Sie sich nicht mehr ausreden. Es ist daher Zeit,
meine Damen und Herren, Sie an Ihre eigenen Versprechen zu erinnern.
Zur Erinnerung: Wahlversprechen des Kollegen Kopietz
etwa aus dem Jahr 2005, noch aus der Gemeinderatswahl. Ihr Wahlversprechen:
1 000 Polizisten mehr für Wien! - Wahlversprechen des Herrn Kopietz
aus dem Jahr 2006, vor der Nationalratswahl: Innerhalb eines Jahres haben Sie
sich gesteigert, da hat der Herr Professor schon 1 200 Polizisten für
Wien gefordert. 1 200 Polizisten haben Sie uns versprochen, Herr
Professor!
Aber den Vogel abgeschossen hat der Herr
Bürgermeister höchstpersönlich! Herr Bgm Häupl hat 1 300 Polizisten
für Wien eingefordert und uns versprochen. Natürlich hat Häupl dazugesagt - und
da zitiere ich ihn jetzt wörtlich -: „Die Polizei heißt nicht zufällig
Bundespolizei, und daher ist auch der Bund dafür zuständig." Na ja, das
wissen wir schon. Aber jetzt, meine Damen und Herren, da Sie das Sagen haben,
können Sie diesen Wunsch des Bürgermeisters auch erfüllen. Jetzt, da Sie den
Bundeskanzler stellen, haben Sie keine Ausrede mehr!
Meine Damen und Herren von der SPÖ! Herr Kollege
Kopietz! Herr Bürgermeister! Wir mahnen daher heute Ihre Wahlversprechen ein.
Wir fordern Sie auf: Stehen Sie auch nach der Wahl zu Ihren eigenen
Versprechen, meine Damen und Herren von der SPÖ! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Als nächste
Rednerin hat sich Frau GRin Mag Vassilakou gemeldet. Redezeit ab jetzt
fünf Minuten. - Bitte.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Verehrte Damen und Herren!
Jetzt finde ich es ein
bisschen schade, dass der Herr Bürgermeister nicht hier ist. Denn wenn er sich
ab und zu die Aktuelle Stunde geben würde - es hat ja schon ein paar zum Thema
„Polizistinnen und Polizisten für Wien" gegeben -, dann würde ihm das, was
ich jetzt sagen werde, nicht als allzu große Überraschung vorkommen. Denn das
habe ich wahrlich schon ein paar Mal von hier aus gesagt und wiederholt.
Nun ist es so, dass die Polizei an sich doch einen wesentlichen und durchaus auch wertvollen Teil der Daseinsvorsorge darstellt, genauso wie die Müllabfuhr, genauso wie die Elektrizität und die Energieversorgung. Eine Stadt braucht ausreichend Polizei, denn unter einem bestimmten Personal-Level gibt es tatsächlich Sicherheitsmankos.
Klar ist, dass für die
GRÜNEN natürlich Prävention genauso wichtig ist, eine genauso wertvolle Säule
der Sicherheitspolitik darstellt. Klar ist - und das haben wir von hier aus
auch immer wieder betont -, dass gerade Sozialarbeit und auch Mediationsarbeit,
Konfliktmediation, einen wertvollen und sehr wesentlichen Beitrag leisten kann
und vielfach die Polizei auch entlasten kann von Aufgaben, die sie nicht
bewältigen kann, die sie nicht lösen kann und für die sie eigentlich nicht da
wäre. Das ist allerdings ein anderes Kapitel.
Das Thema der heutigen
Aktuellen Stunde, hätte ich gemeint, sollte sein: „Braucht Wien mehr
Polizistinnen und Polizisten? Und wenn ja: wie viele?" Nun, Herr
Dr Schock, ein einfacher Anruf bei der Polizei hätte genügt, dann weiß
man: Es gibt derzeit 6 000 Planstellen in der Wiener Polizei, davon sind
etwa 5 200 Menschen tatsächlich im Einsatz. Derzeit allerdings gibt
es auch noch 404 Menschen, die in der Polizeiakademie ihre Ausbildung
absolvieren. Diese 404 wiederum kommen im Februar in Dienst, da werden sie
ausgemustert. Das heißt nichtsdestoweniger, dass wir eine Differenz von etwa
400 Personen zwischen Soll- und Ist-Stand haben werden.
Dennoch sind seit dem Jahr
1996 stetig tausend Planstellen in der Wiener Polizei eingespart worden, die
meisten davon allerdings zu einem Zeitpunkt, als Sie gemeinsam mit der ÖVP in
der Bundesregierung saßen. Sie sind doch als Law-and-Order-Regierung
angetreten, nichtsdestoweniger haben Sie Hunderte von Polizeiposten auch in der
Wiener Polizei eingespart!
Insofern finde ich Ihre
Appelle hier schon ein wenig seltsam, denn die gehen so nach dem Motto: „Mein
Name ist DDr Eduard Hase, ich weiß von nichts; jetzt setze ich mich
hierher, erkläre allen anderen, dass sie schuld sind, und fordere von wem auch
immer, oder von der Wiener SPÖ, sie soll tausend Polizisten herzaubern" -
wohl wissend, dass das nicht die Wiener SPÖ entscheiden kann, dass es auch
nicht der Wiener Gemeinderat oder Landtag entscheiden kann, sondern der
Bundesminister, den Sie über Jahre durchaus hätten beeinflussen können. Sie
haben es nicht getan, daher ist Ihr Appell hier ein bisschen peinlich, jetzt
ein bisschen verspätet und ein bisschen daneben.
Nichtsdestoweniger gilt:
Ja, Wien braucht derzeit mehr Polizei; nicht so sehr für den Außendienst - das
möchte ich betonen: 3 300 Menschen waren 1996 im Außendienst,
3 300 sind es auch jetzt -, aber sehr wohl für den Innendienst. Denn die
Einsparungen im Innendienst haben zu ziemlichen Belastungen für die Bevölkerung
geführt.
Ich
weiß nicht, ob jemand von Ihnen in letzter Zeit versucht hat, sich zum Beispiel
im Kommissariat für den 16. und 17. Bezirk beispielsweise zu einer
Führerscheinprüfung anzumelden. Da hätte Sie festgestellt, dass es dort ein
Zimmer gibt, zu dem die Menschen hinkommen, und es ist zuständig für alles:
Waffenscheine, Führerscheinprüfungen, durchaus fremdenrechtliche
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