Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 78
Der Klub der Freiheitlichen hat eine Aktuelle Stunde
zum Thema „Die SPÖ schuldet Wien 1000 Polizisten" verlangt. Das
Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß
beantragt.
Ich bitte somit den Erstredner, Klubobmann DDr
Schock, die Aktuelle Stunde zu eröffnen. Seine Redezeit beträgt
10 Minuten. - Bitte.
GR DDr Eduard Schock (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Es ist ja das Recht einer Mehrheitspartei, eine
Regierungsumbildung ordentlich zu feiern. Es ist auch das Recht einer neuen
Regierung, wenn sie neue Mitglieder bekommt, das ordentlich zu feiern, sich
selbst zu inszenieren und das auch in der Öffentlichkeit ganz groß zu feiern.
Wir werden ja in den nächsten Stunden all das hier sehr eindringlich erleben,
und es macht sich auch hier schon eine richtige Feststimmung schön langsam
bemerkbar.
Um auch das klarzustellen, meine Damen und Herren:
Wir gönnen Ihnen diese Freude und wir gönnen Ihnen dieses Feiern! Aber es muss
auch das Recht einer Oppositionspartei sein, eine Regierung zu kontrollieren.
Es muss das Recht einer Opposition sein, Wahlversprechen einzufordern,
Wahlversprechen genau dieser Regierung auch einzufordern. Meine Damen und
Herren, genau das werden wir heute tun: Wir fordern Ihre Wahlversprechen ein,
Ihre Wahlversprechen, die Sie den Wienerinnen und Wienern im Bereich der
Sicherheit gegeben haben, meine Damen und Herren!
Es wurde der neue Bundeskanzler in der Öffentlichkeit
auch sehr kritisch betrachtet und sogar in weiten Teilen seiner Partei abgelehnt.
Aber es gibt doch zwei Gewinner dieses neuen SPÖ-Kanzlers, das sollten wir
nicht vergessen.
Der erste Gewinner ist unser Herr Bürgermeister, und
zwar ganz genau seine Gesundheit. Denn es hat ja eine Tageszeitung ausgegraben,
dass er versprochen hat, für Gusenbauer eine Diät zu machen, wenn dieser jemals
Bundeskanzler wird. Das war 2002, und Häupl hat damals wörtlich gesagt: „Ich
kann versprechen, wenn der Alfred Gusenbauer Bundeskanzler wird, dann werde ich
mich einer Diätkur unterziehen.“ - Und die Gesundheit unseres Bürgermeister ist
für jeden Wiener doch, so meine ich, ein ganz hoher Wert.
Der zweite Gewinner ist die Ehrlichkeit in diesem
Hause. Denn Sie können sich jetzt endlich nicht mehr auf die Bundesregierung
ausreden! Ihre permanente Ausrede auf einen Bundeskanzler fällt weg, wenn Sie
ihn jetzt selbst stellen.
Aber, meine Damen und Herren, jetzt gibt es schon
wieder die nächste Ausrede! Diese Ausrede lautet: Das ist ja eine
Koalitionsregierung, und der böse Koalitionspartner ist immer dagegen. - Das
hat Herr Gusenbauer schon jetzt immer wieder in seiner höchsten Not gesagt. Die
neue Ausrede, die wir in den nächsten vier Jahren hören werden, ist: Er hat
eben keine absolute Mehrheit, und in einer Koalition - das muss jeder verstehen
- kann man eben nicht alles durchsetzen.
Diese Ausrede werden wir ganz sicher heute und in den
nächsten Jahren in vielen Redebeiträgen hören. Jetzt sind schon wieder die
anderen schuld: Jetzt ist der böse Koalitionspartner schuld! Aber, meine Damen
und Herren, ich frage Sie: Haben Sie wirklich geglaubt, bei dieser letzten Wahl
zum Nationalrat bekommen Sie die absolute Mehrheit? Das glaubt Ihnen doch
niemand, meine Damen und Herren!
Meine Damen und Herren von der SPÖ! Herr Klubobmann!
Diese neue Ausrede zählt nicht, die lassen wir Ihnen nicht durchgehen. Diese
neue Ausrede nehmen Ihnen die Wienerinnen und Wiener ganz sicherlich nicht ab,
meine Damen und Herren! (Beifall bei der
FPÖ.)
Aber jetzt zu den Fakten:
Laut Sicherheitsbericht hat es im Vorjahr 219 000 Straftaten in Wien
gegeben. Das sind pro Tag 598 Delikte; 598 Delikte pro Tag, wie
Diebstahl, Einbruch, Raub oder Mord. In den meisten Fällen - und das wissen wir
ja aus unserem Bekanntenkreis - werden Fälle gar nicht mehr bei der Polizei
angezeigt, weil das sowieso aussichtslos ist. Der Polizeipräsident sagt dazu:
In Wien passieren 37 Prozent der Kriminalität; es gibt hier aber nur
23 Prozent des Personals von ganz Österreich.
Die Schlagzeilen in der
Presse: „Banküberfälle in Wien", „Die Überfallserie des Vorjahres setzt
sich auch heuer fort" - allein zwischen dem 11. und dem 17. Jänner,
meine Damen und Herren, also in sechs Tagen, wurden sechs Banken in Wien
überfallen, jeden Tag ein Banküberfall in Wien! Gut organisierte osteuropäische
Einbrecherbanden: Nach der Zerschlagung einer Serbenbande sind jetzt die Ungarn
aktiv. Jugendbanden, die Schutzgeld erpressen.
Bezeichnend ist auch
Folgendes: In der Bundespolizei spricht man, wenn irgendwo in Österreich die
Kriminalität explodiert, schon von „Wiener Verhältnissen". „Wiener
Verhältnisse", meine Damen und Herren, wenn es irgendwo ganz arg zugeht!
Die Freiheitliche Fraktion
hat hier immer ihre Vorschläge auf den Tisch gelegt, auch im eigenen
Kompetenzbereich, wie etwa Videoüberwachung von neuralgischen Punkten im
öffentlichen Raum. Wir schlagen vor, das sicherheitspolitische Modell Bayerns
eins zu eins auf Wien umzulegen. Wenn Nürnberg heute die Stadt mit der
niedrigsten Kriminalität ist, dann ist das an sich ein Erfolgsmodell. Wir
verlangen daher eben die Sicherheitswacht nach bayrischem Vorbild
auch für Wien.
Wir haben zur U-Bahn unsere Vorschläge auf den Tisch
gelegt. Die U-Bahn-Aufsicht, die es derzeit gibt, ist ja eine halbherzige
Angelegenheit, weil sie mangelnde Kompetenzen hat und weil sie daher etwa
keinen Schutz bei Raubüberfällen, bei Körperverletzungen bieten kann. Allein
schon, weil der Drogenhandel in der U-Bahn ausufert, brauchen wir auch eine
Spezialtruppe. Wir meinen daher, dass der Anstieg der Kriminalität in der
U-Bahn auch eine Spezialtruppe erfordert, und wir haben eine Spezialtruppe mit
150 Mann vorgeschlagen, die rasche Aufstellung einer eigenen
U-Bahn-Polizei für Wien.
Meine Damen und Herren! Sie haben
immer dem Bund die Schuld gegeben, gerade in Sachen Sicherheit.
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