Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 110 von 129
Holding und möglicherweise auch noch andere Beteiligte auf ihr Eigenkapital von 30 Millionen EUR eine Ausschüttung von 44 Millionen EUR erhalten haben - wenn man diesen Plan liest -, bekommt die Stadt Wien das erste Mal Geld aus ihren Genussscheinen. Diese 44 Millionen EUR entsprechen, wenn 2 Prozent als Rendite angenommen werden, einem Barwert von ungefähr 33 Millionen EUR.
Das heißt, erst wenn in Wirklichkeit das eingesetzte
Eigenkapital verdoppelt ist, dann bekommt die Stadt Wien möglicherweise zum
ersten Mal Geld - allerdings auch nur dann, wenn alle Auslastungszahlen und
Planzahlen, wie in diesem Anhang ausgeführt, erreicht werden. Da wird ja
tatsächlich davon ausgegangen, dass die neue Therme Oberlaa im vierten vollen
Betriebsjahr plötzlich 14 Millionen EUR Gewinn macht. Eine
Super-Therme angesichts der jetzigen Situation und der Schwierigkeiten, die es
überhaupt gibt!
Also, StR Rieder, zur Finanzierung: Warum sagen Sie
nicht einfach, wir halten es für so wichtig, dass es die Therme Oberlaa gibt,
dass wir 43,6 Millionen EUR tatsächlich als Zuschuss geben? Dann
könnten wir darüber reden. Sie haben heute Vormittag Gründe, die meines
Erachtens sehr gut nachvollziehbar sind, darüber gehört, warum wir die
Flächenwidmung abgelehnt haben. Nichtsdestoweniger ist dies kein Nein zu einer
Therme, ich glaube auch, dass eine Therme in Wien durchaus etwas Sinnvolles
ist. Aber dann muss man eine Finanzierung wählen und auch durchargumentieren können,
und man darf nicht vorgaukeln, dass man sich da irgendwie 16 Millionen
erspart, dass man von denen noch etwas bekommt und dass der
Betriebskostenzuschuss sich über diesen Zeitraum in Wirklichkeit amortisieren
wird. Entschuldigung, das wird’s nicht spielen!
Überdies sind auch noch ein paar andere
Ungereimtheiten drinnen. Wir reden über ein gesamtes Investitionsvolumen von,
grob genommen, 130 Millionen EUR, ein Volumen von
129,8 Millionen EUR. Angeblich kommen sowohl die Kapitalzufuhr als
auch die Genussrechte genau in dieses gesamte Investitionsvolumen der Therme
Oberlaa. Nichtsdestoweniger steht im Akt selbst tatsächlich, dass davon knapp
10 Millionen EUR beziehungsweise genau genommen
11,6 Millionen EUR für die öffentliche Infrastruktur sind, das heißt,
nicht für die Therme Oberlaa. Da fehlen dann zur gesamten Rechnung plötzlich
schon einmal 11,6 Millionen EUR. Oder zahlt jetzt die Therme Oberlaa
plötzlich die öffentliche Infrastruktur, von der Entsorgung der verschiedensten
Objekte, von der Einbautenverlegung - Wasser, Kanal - bis hin zur
Straßenführung und so weiter? Zahlt diese öffentliche Infrastruktur plötzlich
ein Privater?
Weitere 10 Millionen EUR - und das ist ja
faszinierend, das ist weder eine Park-and-ride-Anlage noch ist es eine
Volksgarage - sind für eine Parkgarage dort vorgesehen. 16 000 EUR an
Subventionierung für jeden Parkplatz, der vor der Therme Oberlaa entsteht: Sind
das wirklich die Finanzierungsmodelle der Zukunft?
Es gäbe noch ein paar andere Punkte in der Begründung
und in dem Akt, die man meines Erachtens ein bisschen genauer anschauen müsste,
unter anderem auch die 1 Million, die für das Projekt Lebenszeit
festgestellt wird. Super - nur sage ich gleich dazu, das alles steht im
Behindertengleichstellungsgesetz drin, dass das gemacht werden muss. Wieso muss
man da ein gesondertes Projekt machen? Ich gehe doch davon aus, dass sich die
Stadt Wien an die Gesetze hält und nicht dann, wenn sie sich an die Gesetze
hält, es noch irgendwie gesondert dotiert, dass sie sich an die Gesetze hält.
Das alles ist im Behindertengleichstellungsgesetz geregelt.
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich würde Sie also
ersuchen, kommen Sie heraus und sagen Sie es, wie es ist: Es ist uns egal, wir
wollen die Therme Oberlaa, wir halten sie für wichtig und wir geben der Therme
Oberlaa 43 Millionen EUR; ob wir die jemals zurückbekommen - wir
glauben es eigentlich nicht. Denn wenn man sich die
Wirtschaftlichkeitsrechnungen anschaut, dann kommt man drauf, dass das
irgendwie höchst unwahrscheinlich ist. Dann werden Sie zustimmen und wir werden
es ablehnen. Aber bitte verschonen Sie uns in Zukunft - das ist allerdings
nicht so zu verstehen, dass ich solche Akte nicht gerne lese - mit solchen
Durchrechnungen, die bei näherem Hinschauen einfach nicht halten. - Danke sehr.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr
Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Herr
Vizebürgermeister! Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren!
Es ist natürlich das Recht der Opposition, einem
Geschäftsstück ein bisschen kritisch gegenüberzustehen. Das ist ja ihr gutes
Recht. Aber ich erinnere mich daran, dass uns schon oft Misstrauen
entgegengebracht worden ist, das sich letzten Endes nicht als richtig
herausgestellt hat. Das muss man schon sagen.
Kollege Margulies hat das ja sehr schön umschrieben.
Warum man gegen so ein tolles, innovatives, zukunftsorientiertes Projekt der
Superlative sein kann, verstehe ich persönlich nicht. Genau die Zahlen, die er
genannt und in Zweifel gezogen hat, sind von der KPMG erstellt worden und von
einem wirklich seriösen Unternehmen auf die Plausibilität des Inhalts hin
überprüft worden. Dass man daran zweifelt, verstehe ich nicht ganz. (GR
Dipl-Ing Martin Margulies: Aber nicht die zur Verfügung gestellten Zahlen! Das
ist wichtig!)
Aber wahrscheinlich wird, weil das so umschrieben
worden ist, der Hintergrund wieder die Garage sein. Denn da gibt es von den GRÜNEN
immer den so genannten Garagenreflex (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Geh
bitte!): Sowie eine Garage dabei ist, gibt es keinen einzigen Euro dafür,
weil das hinausgeworfenes Geld ist. Dabei liefert doch - das sieht man, wenn
man sich das Geschäftsstück durchliest - die Garage auch einen wesentlichen
Beitrag zur Lebensqualität, zum Wohlfühlen in diesen Bereichen.
Abschließend möchte ich noch Folgendes sagen. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Der war gut! Super!) Nein, Kollege Maresch, nicht böse sein: Es
ist etwas
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